Wir warten mal wieder. Zwar nicht aufs Christkind, sondern auf einen hageren, ängstlichen Mann mit Brille, der uns heute unfrohe Kunde von den Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz bringen wird. Die Medien haben sich bis zu der Pressekonferenz wie üblich darauf verlagert die abzusehenden Einschränkungen durch eine möglichst Regierungs-freundliche Brille zu behandeln. Hätten die Damen und Herren nicht deutsch gesprochen, wäre mein Eindruck, einem russischen Staatssender zu lauschen, perfekt gewesen (Anm.d.Red.: Wie üblich arbeiten die Nachrichtensender auch wieder mit ihren repräsentativen Umfragen. Mein Highlight auch heute wieder Düsseldorfer Wirte, die sich verständnisvoll hinsichtlich 2G+ in der Gastronomie äußern, oder gar die Schließung der Lokale und Kneipen-Hartz IV forderten. Ich hoffe sie wurden inzwischen von ihren Kollegen geteert und gefedert aus der Altstadt getragen. Machen wir uns nichts vor. Solange 2G im Einzelhandel gilt beziehungsweise die meisten ohnehin online bestellen, wird sich keiner testen lassen, um in der Stadt einen Kaffee zu trinken. Es ist eine Unverschämtheit, was hier den Gastronomen und der Bevölkerung ohne belastbare Datenbasis zugemutet wird. Der Steuerzahler wird hinterher erneut, im wahrsten Sinne des Wortes die Zeche zahlen und zwar in Form der schon laufenden Überbrückungshilfe IV). Die Berichterstattung auf allen Sendern ist ausnahmslos darauf ausgerichtet, die Bevölkerung bereits vorab so weit zu konditionieren, dass zumindest die Coronatiker später bei der Pressekonferenz sicher sind, dass sie selbst den Regierenden diese Einschränkungen in die Feder diktiert haben. Die Mitläufer werden nach permanentem Dauerbeschuss mit den nie eintretenden Horrorszenarien am Ende des Tages mit einem Auge hinschauen und wie üblich denken: ´Passt schon!´.
Während wir auf den nächsten Blödsinn des Bundesgesundheitskaspars warten, kann man sich ja mal anderweitig beschäftigen. Ich habe vor knapp drei Monaten und damit lange vor Omikron Australien mit ihrer Null-Covid-Strategie viel Glück gewünscht. Angesichts der komplett fehlenden Durchseuchung und den Erfahrungen hierzulande bedurfte er keiner hellseherischen Fähigkeiten, um vorherzusehen, dass Corona sich früher oder später in Down Under melden würde (Anm.d.Red.: Siehe mein Blog vom 14.10.21, ´Simple Logik, Teil 1´). Jetzt war es zwar nicht die Delta-, sondern die Omikron-Variante, die die Infektionszahlen dort in nur wenigen Tagen auf 76.000 Neuinfektionen pro Tag hochgejagt hat, aber am Ende ist es egal, wie die Mutation heißt, die für Impfdurchbrüche sorgt und Durchseuchung begünstigt. Wie ich bereits im Oktober angemerkt habe, kann die Regierung dort unten froh sein, dass es ´nur´ Omikron war, die nun die Durchseuchung vorantreibt und nicht eine neue gefährliche Mutante, die man sich vielleicht am Ende selber noch beschwert hätte, weil man partout Durchseuchung vermeiden wollte und allein auf einen schlecht angepassten Impfstoff gesetzt hat, der Fluchtmutationen begünstigt.
Die Lage in Australien mit explodierenden Zahlen wurde natürlich hierzulande, wie alle für die Bundesregierung unbequemen Corona-Fakten, die die eigene Strategie torpedieren, nicht an die große Medienglocke gehängt. Vielmehr hat ein Serbe den Stein ins Rollen gebracht. Novak Djokovic, seit 354 Wochen Nummer 1 der Tennisweltrangliste und bekennender Impfverweigerer hat sich mit einer gesundheitlichen Ausnahmegenehmigung nach Australien aufgemacht, um seinen Titel bei den Australien Open zu verteidigen. Es wäre wahrscheinlich auch nichts passiert, wenn Djokovic nicht das Problem der meisten Weltenbürger im Allgemeinen und bekannten Persönlichkeiten im Speziellen teilen würde, der Sucht nach Selbstdarstellung. So musste es kommen, wie es kam, der Tennisstar posaunte seinen Impfstatus und die Sondergenehmigung in die sozialen Netzwerke, worauf die Australische Grenzbehörde ihn bei seiner Ankunft in Melbourne umgehend kontrollierte und das Schriftstück für ungültig erklärte (Anm.d.Red.: Die Australische Öffentlichkeit dürfte diese Maßnahme verständlicherweise beschleunigt haben. Wenn man auf Facebook liest, dass einem Ausländer das gewährt wird, was man selbst seit Pandemiebeginn verwehrt bekommt, also frei für sich selbst zu entscheiden, dann muss man sich nicht wundern, wenn sie auf die Barrikaden gehen). Nun sitzt der Tennisstar im Quarantänehotel und hat die australische Regierung verklagt, um eine Teilnahme am Turnier doch noch möglich zu machen.
Lustig, inzwischen haben die Australier festgestellt, dass bereits mehrere Tennisspieler mit dieser gesundheitlichen Ausnahmegenehmigung im Land sind und offensichtlich zu unbekannt oder einfach nicht zu blöd waren, ihren Status vor Abreise in den sozialen Netzwerken zu posten. Dank der Eskalation des Streites um Djokovic, in den sich inzwischen sogar die beiden Regierungschefs von Serbien und Australien eingeschaltet haben, wurden noch mehr solcher Sondergenehmigungen bekannt und inzwischen sitzt schon eine weitere Tennisspielerin in besagtem Quarantänehotel (Anm.d.Red.: Übrigens zusammen mit einigen Asylsuchenden, die schon länger dort festsitzen. Ohne deren Status zu kennen, gehe ich davon aus, dass auch diese sich gegen eine Impfung sträuben, denn es ist wie gesagt ein Quarantänehotel, kein Abschiebungsgefängnis, wie die Australier beteuern).
Was viel interessanter ist, als das, was man in den Medien im Zusammenhang mit der Causa Djokovic erfährt, ist das, was man zwischen den Zeilen herauslesen kann, wenn man nur will. Der Tennisspieler ist Serbe und ich muss zugeben, dass ich seit dem Tag an dem Ante S unter anderem den Bundesligaschiedsrichter Felix Zwayer bestochen hatte, in diese Richtung wenig, bis keine Blicke geworfen hatte. Warum auch die Medien bisher in Sachen Corona wenig Aufhebens um das Land auf dem Balkan machten, wird mir in dem Moment klar, als gemeldet wurde, dass sich der serbische Ministerpräsident hinter seinen ungeimpften Untertanen gestellt hat. Serbien ist damit unbestritten ein Land, in dem Ungeimpfte nicht stigmatisiert werden, sondern ganz normal neben den Geimpften akzeptiert werden (Anm.d.Red.: Im Gegensatz zu unseren Politikern, allen voran wie immer Karl Lauterbach, der den serbischen Tennisspieler öffentlich angegriffen hat. Damit ist bewiesen, dass man in Deutschland inzwischen eine Stufe von grenzenloser Selbstgerechtigkeit in Sachen Corona-Bekämpfung erreicht hat, in der man noch nicht einmal mehr vor internationalen Konflikten zurückschreckt und sich ohne Not in seiner Impf-Verbohrtheit nun auch schon gegen Regierungen ganzer Länder positioniert. Es ist noch nicht lange her, da wurden wegen solchen unbedachten Äußerungen Kriege begonnen). Eigentlich wäre das Totschweigen der Corona-Situation Serbiens in den deutschen Medien schon Beweis genug, dass das Land mit einer anderen Strategie als Deutschland auch gut durch die Pandemie gekommen ist und kommt (Anm.d.Red.: Eigentlich sind alle Länder, unabhängig davon, ob sie wie Deutschland Corona panisch bekämpft, wie Schweden sinnvoll beschneidet oder einfach aus Geldmangel laufen lässt, gut durch die Pandemie gekommen. Ich kenne zumindest kein Land, in dem das Virus die Bevölkerung über Gebühr zum Ableben überredet hätte). Um es kurz zu machen, die Impfquote liegt in Serbien bei 45% und die Einschränkungen sind gering. Was so an Wirtschaft da ist, scheint auch nicht mehr geschädigt als sonst. Trotzdem muss Serbien keine größeren Zahlen bei den Corona-Opfern beklagen und das das Gesundheitssystem ist ebenso wenig überlastet. So gesehen also viel richtig gemacht.
Ich warte unterdessen auf die Pressekonferenz von denen, die viel falsch gemacht haben und nun neue Gehirnfürze verkünden werden, um die fünfte Welle aufzuhalten und dass die maximale Impfquote der Heilsbringer sein wird, um für die nächste Corona-Saison im Herbst gewappnet zu sein Hört sich nicht nach einem Ende der Pandemie an (Anm.d.Red.: Eigentlich komisch, hat nicht Jens Spahn vor Kurzem noch gesagt, dass alle Deutschen im Frühjahr 2022 entweder geimpft, genesen oder gestorben sein werden?).
Wenn ich es mir recht überlege, habe ich gar keine Lust mehr auf die Pressekonferenz zu warten. Auch ohne die Details zu kennen, dürfte alles auf die übliche Grundaussage hinauslaufen: Omikron böse, Impfung gut, Einschränkungen alternativlos, Ungeimpfte schuld! Schönes Wochenende!