Es ist mal wieder ein Bonus. Hurra! Nach der gestrigen Debatte im Bundestag zum neuen Pandemiegesetz hat die künftige Ampelkoalition dem Pflegepersonal einen weiteren einmaligen Bonus von 500€ zugesprochen. Es ist fast schon zynisch mitanzusehen, wie die falsche Gesundheitspolitik der letzten 30 Jahre und besonders in dieser Pandemie, die am Ende dazu geführt haben, dass 20% weniger Intensivbetten als letzten Winter noch betrieben werden können, ohne mit der Wimper zu zucken weitergeführt wird. Das berühmte Saunagefühl, Tropfen auf heiße Steine und viel heiße Luft. Statt gestern ein Zeichen zu setzen und umgehend Rahmenbedingungen zu schaffen, diesen Beruf deutlich attraktiver gestalten, macht man mit derselben Strategie weiter, die seit Jahren für die Abwanderung der Arbeitnehmer aus den Pflegeberufen verantwortlich ist (Anm.d.Red.: In diesem Zusammenhang erinnere ich auch an meine gestrige Anmerkung zu den Strafzahlungen, die Krankenhäuser bei Überbelegung zahlen müssen. Ich kann nur glauben, was über den kurz bevorstehenden Kollaps in den Kliniken berichtet wird. Dann wäre es aber schon grob fahrlässig, dass diese Strafzahlungen nicht sofort ausgesetzt wurden). Da ich immer versuche alle Seiten zu beleuchten, muss auch angemerkt werden, dass eine Gehaltserhöhung allein den Personalmangel wahrscheinlich nicht beseitigen kann. Wenn ich recherchiere und sehe, dass Fachpfleger, also Personal auf Intensivstationen knapp 4000€ im Monat verdienen, muss man sich bisweilen fragen, wieviel Spielraum hier noch nach oben sein kann, um das Thema rein monetär bei den Löhnen zu lösen. Ich muss zugeben, dass ich von weit weniger ausgegangen bin. Natürlich hat diese Berufsgruppe eine weitaus höhere Verantwortung, da es um Menschenleben geht, aber ich befürchte, dass in einem Land, in dem das Durchschnittsgehalt bei 2100€ liegt und auch viele Menschen mit Hartz IV besser klarkommen als mit einem regulären Job, man sich fragen muss, ob unsere Gesellschaft zukünftig genug erwirtschaftet, um diese Probleme anzugehen. Ich habe keine Patentlösung, aber vielleicht sollte mal weniger Wert darauf gelegt werden, dass gerade dort Arbeitsplätze durch die Digitalisierung überflüssig gemacht werden, wo es genug von ihnen gibt. Vollautomatisierte Fabriken, Supermärkte ohne Personal und Autos, die alleine fahren, mögen einfacher zu realisieren sein, aber Technik, die den Personaleinsatz in Krankenhäusern reduzieren würde, richtig eingesetzt die Kapazitäten bei konstanten Ressourcen erhöhen und über diese Entlastung eventuell den Pflegeberuf attraktiver gestalten (Anm.d.Red.: Ich bin kein Mediziner, aber Maschinenbauer und mir fallen da selbstfahrende Transportsysteme, Pflegeroboter oder, ja – nicht lachen- vielleicht sogar Wendeautomaten für invasiv beatmete Patienten auf Intensivstationen ein, die statt vier Pflegern nur noch einen einzigen erfordern). Natürlich ist es dafür erforderlich, dass auch das marode Gesundheitssystem grundlegend saniert wird und viele ungeheuerliche Regelungen und Verordnungen, mit denen sich der medizinische Sektor konfrontiert sieht, sinnvoll überarbeitet werden.
Vielleicht liegt es aber einfach auch daran, dass wir uns eine Generation von Handy-starrenden Idioten herangezogen haben, die erwarten, dass man alle Probleme für sie löst und die lieber Influencer, Popstar oder gar nix werden wollen, statt körperlicher Arbeit nachzugehen. Die unrealistischen Forderungen von Fridays for Future oder der Nachwuchsmangel in den Handwerksberufen sind deutliche Indizien dafür, dass zumindest auch der Nachwuchsmangel in den Pflegeberufen nicht von ungefähr kommt.
Bevor ich mich heute ins Wochenende verabschiede, noch eine kurze Anmerkung zum traditionellen Freitagsgebet von Wieler und Spahn und dann noch zwei Leseempfehlungen. Spahn hat heute einen der größten Böcke in der letzten Zeit geschossen, als er allen Ernstes darauf verwiesen hat, dass es seit Längerem eine App gibt, mit der jeder den Impfstatus seines Gegenübers durch simples Scannen eines QR-Codes auslesen und demnach jeder auch im privaten Bereich seine Freunde und Verwandten entsprechend überprüfen könne. Noch vor zwei Jahren hätte er für eine solche Aussage zurücktreten müssen. Inzwischen bemüßigt diese Aufforderung an die Bevölkerung zur Bespitzelung und Denunzierung Andersdenkender die versammelte Reporterschaft noch nicht einmal mehr zu einer freundlichen Nachfrage, ob solcherlei Praktiken nicht aus gutem Grund mit dem Ende der DDR und des dritten Reiches in Deutschland abgeschafft worden wären. Ich weiß bisweilen nicht mehr, ob angesichts dieser Zustände blanke Panik, Wut oder einfach Resignation empfinden soll.
Dann hat er noch einen sehr interessanten Satz gesagt: ´Wir fragen in Deutschland nicht warum einer krank geworden ist, sondern wir pflegen ihn´. Hätte er danach nicht weitergeredet, wäre seine Aussage zum ersten Mal seit Monaten von mir so unterschrieben worden. Ich habe mich als Deutscher bisher klaglos dazu verpflichtet, mit meiner Arbeitskraft und mit jeder Menge Steuern sowie einer horrend teuren Krankenversicherung vollumfänglich an dieser solidarischen Grundhaltung hierzulande zu beteiligen. Das habe ich mit etwa der Hälfte der Bevölkerung gemeinsam, wenn ich auch zu den 10% gehöre, die 80% der Zahlungen leisten. Darüber hinaus versuche ich mich mit Sport und gesunder Ernährung fit zu halten. Natürlich um meiner selbst Willen, aber gleichzeitig kostete ich das Gesundheitssystem in den ersten 50 Jahren meines Lebens ziemlich wenig. Aus dieser Solidarität heraus, habe ich mich noch nie beschwert, dass ich für etwa 25 Millionen Menschen mitbezahle, die sich seit Jahren systematisch mit ungesunder Ernährung und fehlender Bewegung, häufig noch unter Konsum diverser Drogen und nicht zu vergessen dem nachweislich schädlichen Dauerkonsum von digitalen Medien, Videospielen und sozialen Netzwerken systematisch hinrichten (Anm.d.Red.: Wenn ich mir Politiker wie Bas, Braun, Altmaier und Co. so ansehe, denke ich, dass man getrost etwa 50% des deutschen Bundestages zu der ein oder anderen Risikogruppe dazuzählen kann). Das ist keine Vermutung, sondern auf den Seiten des statistischen Bundesamtes nachzulesen. Ein Fakt, der bisher nicht aufgefallen sein mag, weil die Krankenhauskapazitäten darauf ausgelegt waren. Wenn nun aber ein Virus wie Corona, der immer noch eine Gefäßkrankheit ist, alle diese Menschen, die wie Lagerfeld so schön sagte, die Kontrolle über ihr Leben verloren haben, gefährdet, die sich aber gleichzeitig ganz selbstverständlich jahrelang die Folgen ihrer fehlenden Selbstdisziplin von mir mitfinanzieren ließen, muss ich mich fragen, mit welchem Recht diese Subjekte jetzt von mir verlangen mich aus Solidarität impfen zu lassen?
Zu diesem Thema nun noch zwei Leseempfehlungen zum Wochenende. Beide wurden gestern im Umfeld zu der namentlichen Abstimmung über den eingebrachten Entwurf der zukünftigen Ampelkoalition getätigt. Bei der ersten handelt es sich um eine Erklärung nach $31 GO von Wolfgang Kubnicki. Darin erklärt der FDP Politiker, warum er dem Gesetzentwurf zugestimmt hat, obwohl er teilweise große Zweifel am Umgang mit Ungeimpften durch die neuen 2G und 2G+-Verordnungen hat. Wichtig hier auch der Verweis auf Professor Detlev Krüger, einem ehemaligen Arzt der Charité (Anm.d.Red.: Seite 189 des entsprechendes Plenarprotokolls, https://dserver.bundestag.de/btp/20/20003.pdf). Bei der zweiten Empfehlung geht es um ein youTube-Video eines Interviews mit der Linken-Politikerin Sarah Wagenknecht, in der sie ganz ohne Emotionen einmal darlegt, was ich seit Wochen in meinem Blog fordere, nämlich das nur ein flächendeckendes Testen und kein Stigmatisieren der Ungeimpften die richtige Lösung gewesen wäre und auch die Aussage, man müsse die Ungeimpften vor sich selbst schützen als verlogene Polemik entlarvt (Anm.d.Red.: https://www.youtube.com/watch?v=sS5-qOCSZhQ). Beide Beiträge sind nur nach intensivem Suchen im Internet zu finden und wurden nicht in den Medien thematisiert. Das ist umso bezeichnender, da das Interview mit Sarah Wagenknecht sogar noch von dem Reporter des Nachrichtensenders ´welt´ geführt wurde, der den Rest vom Tage live gesendet wurde, als er diversen Politikern mit Mainstream-Meinung das Mikrophon ins Gesicht gehalten hat.
So dreht sich der Teufelskreis weiter. Während mydays noch Gutscheinwerbung für einen Wienbesuch in der Vorweihnachtszeit schaltet, fährt Österreich in den Lockdown. Offiziell natürlich wegen der niedrigen Impfquote und nicht etwa, weil man auch hier eine kontrollierte Durchseuchung seit über 18 Monaten für einen maximalen Infektionsschutz mit allen negativen Folgen geopfert hat.
Ich habe wenig Hoffnung, dass wir in Deutschland noch um den Lockdown herumkommen. Dafür wurden einfach in den letzten Monaten zu viele Fehler gemacht. Den eigentlichen Startschuss für die vierte Welle hat die Politik und allen voran Jens Spahn natürlich gegeben, als er die Schnelltests kostenpflichtig machte und so das, bis dahin regelmäßige und flächendeckende Testen der gesamten Bevölkerung für das Luftschloss einer höheren Impfquote opferte und natürlich um dem deutschen Impfmichel das befriedigende Gefühl zu geben, man hätte dem bösen Impfskeptiker einen gepinnt.
Es ist ein schwacher Trost, dass die Realität höchstwahrscheinlich demnächst für Gerechtigkeit sorgen wird und bald auch die Coronatiker, die alle in den Parlamenten, Nachrichtensendern und auch Fußgängerzonen eifrig daran mitgearbeitet haben, die Ungeimpften zu Sündenböcken zu machen, demnächst auch wieder mit dem Hintern zu Hause bleiben müssen. Für die Gastronomen, den Einzelhandel und andere Betroffene dieses erneuten wirtschaftlichen Kollapses tut es mir allerdings leid. Trotzdem schönes Wochenende!