Kleiner bis mittelschwerer Grenzverkehr

Die Bundesregierung und die angeschlossenen Coronatiker raten seit Pandemiebeginn nicht nur von Interkontinental-, sondern auch vor Reisen ins europäische Ausland ab (Anm.d.Red.: Warum man beim Kampf gegen Corona nicht die EU-Grenzen offengelassen hat, erschließt sich mir bis heute ohnehin nicht. Alle Länder der EU haben trotz, großer Uneinigkeit bei der Corona-Strategie, aber wenigstens beim Chaos der Regeln vereint, inzwischen ohnehin alle in etwa dieselbe, übrigens mit, irgendwo unter 1% sehr niedrige Corona-Sterblichkeit erreicht. Nur dass seit Beginn der Pandemie immer ein anderes Land in Europa Inzidenz-mäßig geächtet wurde). Um das zu erreichen ist die Bundesregierung auf die Taktik verfallen, alle potentiell interessanten Urlaubsgebiete rhythmisch über das Auswärtige Amt mal zu Öffnen und dann wieder mit einer Reisewarnung oder gar einer Reisebeschränkung zu belegen. Das macht die ohnehin komplizierte Urlaubsplanung in panischen Corona-Zeiten noch schwieriger und soll möglichst viele Deutsche vom Reisen abhalten.

Besonders kreativ war das Auswärtige Amt bei Frankreich. Dort hat man nicht einfach das ganze Land mit einem Bannfluch belegt, sondern nur die potentiell interessanten Urlaubsgebiete an den Küsten zum Hochinzidenzgebiet erklärt (Anm.d.Red.: In der Türkei hat man es bekanntlich aus Feigheit lustigerweise genau andersherum gemacht. Da hat man die Feriengebiete bis zum Ende der Ferien offengelassen, weil beim Deutschtürken im Heimaturlaub der Urlaubsbomber nach Antalya oder Bodrum deutlich billiger ist als ein Linienflug nach Ankara). So haben unsere Regelungs-Spezialisten maximale Verwirrung gestiftet und vermeideng gleichzeitig Ärger mit Berufs- und Shoppingpendlern im kleinen Grenzverkehr. Nach Zentralfrankreich will ohnehin kein Mensch.

Glaubt man Politik und Medien, ist demnach das Waghalsigste und gleichzeitig Abgefeimteste, was ein Ungeimpfter hierzulande sich und der Gesellschaft antun kann, in ein Hochinzidenzgebiet in Urlaub zu fahren. Ich denke jedem sind die Sch´tis ein Begriff?! Der französische Erfolgsfilm, in dem der Hauptdarsteller als leitender Postbeamter aus Südfrankreich nach Nord-Pas-de-Calais strafversetzt wird. Die Region an der Kanalküste gilt bei den Südfranzosen als lebensfeindlich, die Bewohner als zurückgeblieben und kulturlos, und das dort gesprochene Ch'ti ist schwer verständlich. Vor seiner Abreise erzählt ein alter Südfranzose deshalb dem Protagonisten mit leiser verschwörerischer Stimme Horrorgeschichten, unter anderem von den Schrecken und der Eiseskälte, die ihn dort erwarten werden.

 Mir ging es dieses Wochenende ganz ähnlich wie unserem südfranzösischen Postbeamten. Kaum rückte ich mit meinen Urlaubsplänen an der Cote d´Azur heraus, war großes Hände über dem Kopf schlagen angesagt. Es wurde von Bekannten berichtet, mit Ferienhäusern in Frankreich, die offensichtlich das Grauen gesehen haben. Deutsche Touristen werden zwar noch unbehelligt über die Grenze gelassen, aber unterwegs an den Mautstationen würde man sie aufbringen und mit horrenden Geldstrafen belegen, sollte das entsprechende Corona-Einreiseformular nicht, unvollständig oder unleserlich ausgefüllt sein. Wenn man den englischen statt des französischen Vordruckes verwendet, ist das für den Gendarm ohnehin schon ein Affront und hat zahlreiche nicht näher beschriebene Schikanen zur Folge.

Laut den Augenzeugenberichten würde ich als Ungeimpfter mit meinem selbstgemachten negativen Corona-Test (Anm.d.Red.: Siehe mein Blog vom 26.08.21, `Spaß mit Tests`) ohnehin bereits mit einem Fuß im Knast stehen, denn Frankreich verstünde in Sachen Corona keinen Spaß. Im Geiste sah ich schon französische Polizisten in einem großen Dokument blättern ´Die schönsten, weltweit existierenden Testzertifikate und was der Franzos davon zu halten hat´. Aber schon wurde ich aus meinen Gedanken gerissen mit den nächsten üblen Fallstricken, die auf mich warten würden. Sollte es mir wirklich gelingen durch das engmaschige Netz von Polizei und Grenzbeamten durchzuschlüpfen, würde ich ohnehin vor Ort ohne Impfzertifikat in kein Restaurant kommen, wäre in der Folge vom Wohlwollen meiner geimpften Mitreisenden abhängig und was sie mir an Almosen und Brotkrumen vor das Restaurant bringen.

Selbst wenn ich diese Woche überleben sollte, wäre jedoch spätestens bei meiner Rückreise Schicht im Schacht. Ohne das ausgefüllte deutsche Einreiseformular würde ich bereits auf französischer Seite aufgebracht werden. Die Frage, wieso ein französischer Grenzbeamter ein deutsches Formular sehen wollte, das  noch nicht einmal im kleinen Grenzverkehr verpflichtend auszufüllen wäre, konnte mir zwar nicht vollumfänglich beantwortet werden, aber man vermute, es würden deutsch-französische Patrouillen im Grenzgebiet auf Subjekte wie mich lauern, die versuchen einen Urlaub im Hochinzidenzgebiet wie einen samstäglichen Einkaufsbummel in Lothringen aussehen zu lassen (Anm.d.Red.: Spätestens jetzt wurde ich skeptisch, denn nach 1945 hat man in Frankreich irgendwie ein Problem mit bewaffneten Deutschen im eigenen Land. Dazu muss man auch wissen, dass ein französischer Gendarm, Polizist oder Grenzbeamter sich eher in den Fuß schießen würde, als einem ´sale Bosch´ in irgendeiner Form Amtshilfe zu leisten).

 

Trotzdem muss ich zugeben, dass ich in der Nacht mit einem unguten Gefühl gen Süden aufgebrochen bin. Ich habe meine Frau gebeten vor jeder Mautstation rechts ranzufahren, um zunächst mit dem Fernglas nach verdächtig wirkenden Personen Ausschau zu halten, um mich bei Bedarf rechtzeitig in den Wald schlagen zu können. Drückt mir die Daumen! Morgen dann meine ersten Eindrücke aus dem Corona-gebeutelten Frankreich!