Ich bin nicht sehr fotogen. Deshalb reiße ich mich nicht gerade darum, um auf irgendwelchen Fotos zu erscheinen (Anm.d.Red.: Wenn man über 50 ist, hat man von fast allen wichtigen Events bereits Fotos von sich, Hochzeit, Skifahren, Fallschirmspringen, Rafting, Canyoning, runde Geburtstage, exzessive Parties etc. pp. Wozu also jedes Jahr neue zu machen, wenn der einzige Unterschied die zunehmenden Falten im Gesicht sind?). Wer mein Buch gelesen hat sollte darüber hinaus wissen, was ich von Selfies und entsprechenden Sticks halte. Wenn ich mich also hinsetze und ein Video von mir selbst drehe, dann kann es dafür nur zwei Erklärungen geben: Entweder habe ich, angesichts des immer absurder werdenden Lebens auf diesem Planeten endgültig mein geschundenes Resthirn an der Garderobe des Lebens abgegeben (Anm.d.Red.: Wie scheinbar auch 80% der übrigen Bevölkerung) oder ich mache einen online Antigen Schnelltest.
Bisher war ich der Meinung, dass es diese Art des videogestützten Corona-Selbsttests nicht in Deutschland geben würde. Ich kannte solche Schnelltests für zu Hause bisher nur aus Österreich und war verdammt neidisch auf die Bewohner der Alpenrepublik (Anm.d.Red.: Siehe mein Blog vom 10.08.21, `Alpine Gefahren`). Doch mein Reiseveranstalter, mit dem ich morgen zu einem hoffentlich sonnigen Urlaub auf eine griechische Insel fliege, die noch nicht vom auswärtigen Amt zum Hochinzidenzgebiet erklärt wurde, hat mich eines Besseren belehrt und mich auf seiner Webseite mit einem entsprechenden Anbieter verlinkt. Dieser bietet in seinem Online-Shop ein sogenanntes `Basis Antigen Zertifikat´ für 11,50€ an, vorausgesetzt man hat sich einen eigenen Antigen Schnelltest besorgt (Anm.d.Red.: 0,79€ im Ghetto-Netto meines Vertrauens, nachdem die Apothekerin meines Vertrauens keine mehr anbietet, weil überraschenderweise keiner mehr bereit war einen 400%igen Apothekenaufschlag für einen popeligen Corona-Test zu zahlen, mit dem man dann ohnehin nicht ins Restaurant kommt). Bisher war mir vollkommen schleierhaft, wie jemand auf das schmale Brett gekommen ist einen Selbsttest zu kaufen. Zum einen findet der Laie bei diesem unmotivierten Rumgerühre in der Nase alles, aber kein Corona-Virus und dann wird er ohnehin nicht anerkannt. Zumindest nicht, wenn man keinen Arzt zur Hand hat, der damit einen professionellen Abstrich macht und einem das hinterher bestätigt. Der Antigen Selbsttest für zu Hause war für mich bisher nicht mehr ein Placebo. Ein Balsam für die geschundenen Nerven des Coronatikers, der eingeschüchtert von Politik und Mainstreammedien sich schon am Beatmungsgerät sah und sich ein Stück heile Corona freie Welt in den eigenen vier Wänden vortesten wollte. Mit dieser neuen Möglichkeit, der offiziell anerkannten Video-gestützten Probenentnahme für zu Hause, sehe ich diesen Test in einem ganz anderen Licht. Mit Paypal zahlen, die App des Anbieters hochladen und mit einem 6-stelligen Code freischalten. Dann noch ein kleines YouTube Video mit einer entsprechenden Anleitung anschauen und schon sollte auch der Blödeste wissen, was zu tun ist.
Man startet den Testvorgang, in dem man das eigene Handy dergestalt aufstellt, dass es sowohl Gesicht als auch Testutensilien erfasst. Dann filmt man sich dabei, wie man das Testkit öffnet, 15 Sekunden in jedem Nasenloch mit dem Stäbchen rumkreist, Selbiges in die Testlösung taucht und 3 Tropfen davon auf den Teststreifen träufelt. Video stopp. Klappe Take 1, schneller Abgang Kulisse rechts!
Nach etwa 15 Minuten liegt das Testergebnis vor. Im idealen Fall negativ, ansonsten wär blöd! Teststreifen und Personalausweis fotografieren und alles an den Anbieter schicken. Innerhalb kurzer Zeit bekommt man in der App ein Testzertifikat, dass in Puncto Wichtigkeit und Professionalität den aus den offiziellen Testcentern in nichts nachsteht.
Wer spätestens jetzt nicht ein ebenso dummes Gesicht macht und ebenso viele Fragen hat, wie meine Apothekerin, als ich ihr das alles eben vorführte, der sollte sich ernstlich fragen, ob er in diesem meinem Blog richtig aufgehoben ist. Hier rate ich dann eher dazu, alternativ den Fernseher einzuschalten und atemlos dem Gespräch von Leuten wie Jens Spahn lauschen, die einem erzählen wollen, wie toll wir in Deutschland doch durch die Pandemie kommen, weil alles so hervorragend durchorganisiert ist (Anm.d.Red.: Es muss noch nicht einmal ein Nachrichtensender sein. Für diese Gesellschaftsteile genügen dann auch die kindgerechten Nachrichten auf Kika, die den lieben Kleinen erzählen, wie wichtig es ist mit Maske und getestet morgens in der Kita zu sitzen, während man schon am Nachmittag ohne jeglichen Schutz zusammen im Bällebad spielt).
Selbst wenn man die nicht enden wollende Diskussion um die Zuverlässigkeit von Corona-Tests, Antigen wie PCR, einmal beiseite lässt, was bitte soll bei einem solchen Test bescheinigt werden, bei dem zwischen Testvideo und Foto des Teststreifens etwa 15 Minuten liegen. Dazwischen kann man eine komplette Mahlzeit zubereiten, Sex haben oder aber den vielleicht positiven Teststreifen gegen einen negativen austauschen, den der Schwippschwager gemacht hat oder man selber drei Wochen zuvor. In Österreich muss man sich wenigstens einen OR Code auf den Teststreifen kleben, den man sich zuvor aus der Apotheke besorgen musste. Nicht dass es mich interessieren würde, ob Corona-Maßnahmen nützen oder nicht, ich halte fast alle für unnötig, weil die Pandemie ihre eigenen Gesetze schreibt, aber wenn die Regierung schon diesen ganzen Testquatsch verlangt, dann sollte man es wenigstens so machen, dass es irgendeine Art von belastbarem Ergebnis gibt.
Ich jedenfalls habe für kleines Geld ein Stück Papier, beziehungsweise ein online Dokument bekommen, das mich in die Lage versetzt als Ungeimpfter morgen nach Griechenland fliegen und in den Urlaub zu dürfen. Mal sehen, was unsere dauerklammen EU-Genossen so in Sachen Corona-Schutz können, beziehungsweise bei Bedarf ignorieren. Wenn ich Zeit finden zum bloggen, werde ich berichten.