Da es in den Medien kaum stattfindet, kann es nicht oft genug gesagt werden: Die Corona-Strategie der Bundesregierung geht mehr an der aktuellen Pandemielage vorbei denn je. Sie verfolgt ohne Rücksicht auf Verluste nur das eine Ziel, eine maximale Impfquote in Deutschland durchzudrücken. Um dies zu erreichen greifen die Verantwortlichen noch stärker als bisher zu Halbwahrheiten. Da sich aber die Medien weder darum bemühen das Gesagte zu hinterfragen, geschweige denn kritische Expertenmeinungen zu publizieren, werden sowohl beim Coronatiker aus Überzeugung und beim unreflektierten Teil des Volkes egoistisch motivierte Ansichten in kürzester Zeit zu unumstößlichen Fakten, die euphemistisch allerdings zumindest als diskussionswürdig bezeichnet werden können (Anm.d.Red.: Ich habe gerade einen Bericht zum 60. Jahrestag des Mauerbaues mit vielen Originalzitaten auch von den DDR-Lenkern, wie Walter Ulbricht gehört, die im Brustton der Überzeugung die Mauer als Bollwerk gegen den Kapitalismus verteidigten. Teilweise hanebüchene Aussagen, die heutzutage belächelt werden, weil der Sozialismus mit der DDR gescheitert ist. Es unerheblich, ob Walter Ulbricht das selbst geglaubt hat oder bewusst zum Machterhalt dem Volk etwas vom Pferd erzählt hat. Es ist aber auch unerheblich, ob die Grundidee von Marx und Engels eventuell sogar besser als der Kapitalismus gewesen wäre und nur an der üblichen Machtgier des Individuums gescheitert ist. Mit Corona ist es nichts anderes. Es ist unerheblich, welche Sichtweise die richtige ist, am Ende bestimmt die Siegerseite und damit die Regierung, was über die Pandemie in den Geschichtsbüchern stehen wird. Aber auch hier ist nichts in Stein gemeißelt. Wie man an beispielsweise Weltbildern, Homosexualität oder Antisemitismus sieht ist Gott sei Dank nichts in Stein gemeißelt. Langfristig bestimmen wissenschaftlicher Fortschritt und Zeitgeist die langfristige Sicht auf die Dinge. Ein tröstlicher Gedanke, dass Leute wie Söder mit ihren Meinungen vielleicht irgendwann widerlegt werden). Zumindest weiß ich nicht, wie man eine Aussage anders deuten kann, nach der Ungeimpfte die Gefährdung der Gemeinschaft billigend in Kauf nehmen würden.
Zunächst einmal eine, allein schon vor dem Hintergrund der Meinungsfreiheit und damit ethisch gesehen äußerst fragwürdige Haltung. In einer Demokratie ist unerhört, Teilen der Bevölkerung niedere Beweggründe zu unterstellen, nur weil die Meinung divergiert. Sicher, wie es bei den Geimpften strunzdumme Mitläufer gibt, mag es unter den Ungeimpften sicherlich auch verschrobene Verschwörungstheoretiker geben, die nun zu Impfverweigerern geworden sind. Diese fallen jedoch nicht ins Gewicht und sind, ebenso wie alle Extremisten, ob politisch oder religiös motiviert, für den gesellschaftlichen Diskurs verloren. Ich bin aber überzeugt, dass die meisten sich, wie ich viele Informationen gesammelt und noch mehr Gedanken gemacht haben, bevor sie sich gegen eine Impfung entschieden haben (Anm.d.Red.: Ohne derlei Gründe nun in epischer Breite dazulegen, da der Blog sich permanent damit beschäftigt: Es gibt genügend medizinische Bedenken, die man bei den neuen mRNA Impfstoffen anbringen kann, aber auch grundsätzlich den meiner altbekannte Überzeugung, dass der Schutz, also die Impfung für Risikogruppen und daneben die Durchseuchung aller Altersgruppen mit nicht zu erwartendem schweren Krankheitsverlauf, als die bewährte Variante zu präferieren wäre).
Leider macht die Ethik besonders bei Markus Söder seit Corona augenscheinlich Dauerurlaub. Nur zu ungern erinnert sich der Corona-kritische Betrachter daran, wie der bayrische Ministerpräsident auf seinem Weg zum Corona-Heiland und Anführer des unbelehrbaren `Team Vorsicht´ von Anfang an jegliche sachbezogene Diskussion zu alternativen Corona Strategien vermieden hat, indem er unbequeme Kritiker mundtot machte, indem er sie als Corona-Leugner diskriminierte und in die rechte Ecke drängte (Anm.d.Red.: Es ist das zweifelhafte Verdienst dieses Mannes, es geschafft zu haben, dass Kritiker an Corona-Maßnahmen gemeinhin mit Corona-Leugner in einem Topf geworfen und auch so bezeichnet werden dürfen). Selbst der unbedarfte kann darin ein Muster erkennen, wenn derselbe Politiker nun Menschen, die Zweifel an der Impfung haben als Impfverweigerer oder gar Sozialgefährder bezeichnet.
Ungeachtet der ethischen Diskussionswürdigkeit auf Kosten der Meinungsfreiheit einen Keil in die Gesellschaft zu treiben, steht auch der Wahrheitsgehalt der Regierungsaussage selbst, die Ungeimpften wären für die vierte Welle im Herbst verantwortlich, auf besonders tönernen Füßen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Spahn & Co. dem Bockmist mit ´Pandemie der Ungeimpften´ wieder einen sehr griffigen Titel gegeben haben. Wieso sollte das passieren? Der Teil der Gemeinschaft, der der Corona-Risikogruppe angehört ist bereits zu 100% geimpft, Kinder und Jugendliche sind nicht gefährdet und der Rest, der alles brav macht, was die Regierung ihm sagt, wurde entweder schon geimpft ist oder kann sich bis dahin mit einer FFP2-Maske vor Ansteckung schützen (Anm.d.Red.: Schließlich ist es doch nach Aussage der Coronatiker überhaupt keine Belastung Maske zu tragen und wenigstens hier sind sich Experten und Politiker beider Lager einig: Eine FFP2-Maske schützt den Träger vor Ansteckung). Wen also soll der böse Impfgegner also noch gefährden? Die Antwort ist einfach: Sich selbst und diejenigen, die für sich ebenfalls zu den Ergebnis gekommen sind, statt einer Impfung das Risiko eines schweren Corona-Verlaufes in Kauf zu nehmen. So what?
Warum sich die Regierung einen Schuldigen für die nächste Corona-Saison herbeilügen muss, habe ich bereits diese Woche erläutert (Anm.d.Red. Siehe meinen Blog vom 11.08.21, `Spalter´). Nur wenn man einen bösen Saboteur eigentlich großartiger Corona-Politik aufgebaut hat, kann die Regierung im Falle steigender Zahlen vermeiden, dass die eigenen Maßnahmen als sinnfrei entlarvt werden. Machen wir uns nichts vor, es ist blauäugig, zu glauben, die niedrigen Infektionszahlen der letzten Wochen wären auf die Besonnenheit der Bevölkerung zurückzuführen wie einmal mehr in der MPK diese Woche behauptet wurde (Anm.d.Red.: Bei steigenden Zahlen war es dann auch des Öfteren Unvorsichtigkeit oder Corona-Müdigkeit. Es ist, meinen Beobachtungen nach vollkommener Blödsinn, denn es war für mich nicht zu erkennen, dass Individuen ihre grundsätzlich Einstellung so signifikant geändert hätten, dass diese Extrempositionen von der Bevölkerung hätten beeinflusst werden können). Es ist ebenso absurd anzunehmen, die nun steigenden Zahlen wären von der Bevölkerung noch einzugrenzen, auch wenn nun alle zum Impfen rennen würden.
Die Corona-Zahlen werden nämlich definitiv steigen, was einerseits in der Natur der Sache und der herbstlichen Corona-Saison liegen und auch daran, dass uns ein weiterer Infektionstreiber wie letztes Jahr noch bevorsteht, nämlich die Rückkehr unserer türkischen Mitbürger, die sich heiter in den letzten Wochen bei einer Inzidenz von weit über 200 im Heimaturlaub durchinfiziert haben. Trotzdem wurde die Türkei, anders als Frankreich, Spanien oder die Niederlande nie zu einem Hochinzidenzgebiet erklärt.
Aber keine Sorge, eine Wahrheit habe ich dann doch, nach der man sich sogar die Uhr stellen kann: Sobald alle Deutschtürken im besten Fall wohlbehalten und durchseucht, häufig aber auch infiziert wieder in deutschen Landen und ohne Quarantäne wieder an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt sind, wird die Türkei zum Hochinzidenzgebiet erklärt.
Davon wird allerdings nichts berichtet. Merke: Von allen Lügen, die uns die Bundesregierung auftischt, sind die Unausgesprochenen die Größten!
Schönes Wochenende!
Nachtrag:
Kurz nachdem ich diesen Blog beendet hatte sickerte eine Information aus Regierungskreisen durch, nachdem geplant ist USA, Israel und - Trommelwirbel – die Türkei nun zum Hochinzidenzgebiet zu erklären. Pünktlich zum Ende der Sommerferien in NRW und damit nach der Rückkehr der größten türkischen Community. Während aber USA und Israel bereits in der Nacht zum Sonntag hochgestuft werden, wartet man bei der Türkei noch bis zur Nacht vom Dienstag. Ich dachte zuerst, das wäre der alte Brauch, nach dem Deutschtürken sich und ihre schulpflichtigen Kinder nach dem Heimaturlaub für die ersten beiden Wochentage nach dem Sommerurlaub für zwei Tage krankschreiben lassen (Anm.d.Red.: Krankenschein muss erst nach dem dritten Tag dem Arbeitgeber vorgelegt werden). Das hat allerdings nichts mit Faulheit zu tun, sondern damit, dass die Flüge aus der Türkei bereits montags nach den Sommerferien deutlich billiger sind. Allerdings geht die Schule in NRW erst am Mittwoch wieder los. Trotzdem kann man der Bundesregierung auf Knien danken. Indem sie die Türkei, die seit Wochen über einer Inzidenz von 200 rumeiert, erst jetzt hochstuft, bewahrt sie wenigstens den deutschen Arbeitgeber davor, für eine bis zu 10-tägige Quarantäne zahlen zu müssen (Anm.d.Red.: Denn nur wer wissentlich in ein Hochinzidenzgebiet fährt, muss auf eigene Kosten in Quarantäne). Wenn es nicht so traurig wäre, müsste man lachen.