Ich bin zurück aus meinem Österreich-Urlaub. Ich mag die Ösis, weil sie uns so sehr ähneln, nur viel entspannter daherkommen (Anm.d.Red.: Ich bewundere sie auch, haben sie doch das Kunststück geschafft, Mozart zum Österreicher und Hitler zum Deutschen zu machen). Deshalb ist es wenig verwunderlich, dass die, von der österreichischen Regierung erlassenen Corona-Regeln, in diesen Tagen der niedrigen Infektionszahlen und leeren Intensivbetten, schon an sich um einiges lockerer sind als hierzulande. Bei uns scharen sich einmal mehr die üblichen Coronatiker aus dem unsäglichen Team `Vorsicht´ um Corona-Heiland Söder, denken sich die abstrusesten Horrorszenarien für den Herbst aus und geben sich die Klinke zur Bundespressekonferenz in die Hand, um den handverlesenen regierungstreuen Reportern einen Corona-Problembären nach dem anderen aufzubinden.
Nehmen wir nur einmal die Maskenpflicht. In der Alpenrepublik ist sie nur noch in öffentlichen Verkehrsmitteln und beispielsweise bei Ärzten oder Apotheken gültig (Anm.d.Red.: Das Tragen von Masken im medizinischen Sektor wird übrigens sogar von mir befürwortet, kann man sich dort schließlich über die Luft mit weitaus schlimmeren Sachen als Corona infizieren). In der Gastronomie oder gar im Freien, wie es sich ein Markus Söder in seinem, offensichtlich durch permanentes Machttaktieren etwas angeschlagenen Gehirn unbeirrt und aller Studien zum Trotz auch für die Zukunft ausmalt, ist diese sinnloseste aller Corona-Regeln in Österreich dagegen vollkommen abgeschafft.
Was schon für die österreichischen Regeln selbst gilt, trifft aber in noch stärkeren Maße für die Auslegung selbiger durch die dortige Bevölkerung zu. Auf Nachfragen warum nur etwa die Hälfte der Kunden eine Maske im Supermarkt tragen würde, wurde mir von einer unmaskierten Kassiererin erklärt, ich könne das mit der Maske halten, wie ich wolle, denn es wäre zwar noch gefordert, allerdings drohten keine Strafen (Anm.d.Red.: Sie selbst erklärte mir, sie hätte inzwischen die Nase vom Maskentragen gestrichen voll und ohnehin schon die ganze Zeit keine gesteigerte Angst vor Corona gehabt. Übrigens sogar für mich eine sehr gewagte Ansage, denn die Dame gehörte Figur-technisch definitiv zur Risikogruppe). Natürlich halten sich auch hier viele Österreicher an geltendes Corona-Gesetz, allerdings lange nicht so zahlreich oder gar übereifrig, wie der deutsche Michel. So würde kein Österreicher auf die Idee kommen sich per QR-Code irgendwo im Einzelhandel oder der Gastronomie einzuloggen, wenn er nicht explizit vom Personal dazu aufgefordert wird, was aber meinen Beobachtungen zufolge selten bis nie passierte. Wenn überhaupt jemand mit Maske ins Restaurant kam und sich pflichtschuldig mit dem Handy einloggte, handelte es sich in 99% aller Fälle nicht um einen Österreicher, sondern um einen deutschen Touristen.
Auch der Umgang mit den geforderten 3G-Nachweisen, die man in der Gastronomie und bei Events benötigt, ist äußerst lax. Als besonders entspannt habe ich die dortigen Dienstleister empfunden, also Gastwirte und Veranstalter, wie beispielsweise von Rafting- oder Canyoning-Events. Nur in den wenigen Fällen wurde man als Geimpfter, Genesener oder Getesteter nach einem entsprechenden Nachweis gefragt und wenn, wurde dieser nie entsprechend mit dem Personalausweis gegengecheckt. Während unsere 30-köpfige Reisegruppe anfangs peinlichst darauf achtete, immer brav den entsprechenden 3G-Nachweis in der Tasche zu haben, der den Betreffenden entweder als ´Geimpft´, ´Genesen´ oder ´Getestet` ausweist, wurde schnell klar, dass das Interesse des geneigten Unternehmers meist mehr dem deutschen Geldbeutel, als besagtem Stück Papier galt.
Ich bin sicher, hätte ich als Ungeimpfter einen Impfausweis auf der Straße gefunden, wäre ich damit problemlos durch den Urlaub gekommen. Allerdings besteht in Österreich überhaupt kein Anlass zu solch ruchlosen Überlegungen. Denn selbst wenn man über den richtigen Umgang mit Corona streiten kann, muss man anerkennen, dass die Verantwortlichen in Österreich wenigstens noch so tun, als würden sie effektive Pandemiebekämpfung betreiben. So geben sie auch den Ungeimpften einfache Möglichkeiten an die Hand, sich stets einen negativen Corona-Test zu beschaffen, um am sozialen Leben teilnehmen zu können. Der ist in der Folge, ähnlich wie in Deutschland 48 Stunden gültig (Anm.d.Red.: Dabei handelt es sich um den, von mir schon öfters angezweifelten Mund-/Nasenabstrich, der ohnehin alles findet, außer Corona. Wählt man den etwas sensibleren Gurgeltest ist man sogar für 72 Stunden ´freigetestet`) und kann an vielen kostenlosen Testcentern im Lande nach Terminabsprache durchgeführt werden. Allerdings haben die Österreicher hier noch weitaus pragmatischere Lösungen am Start. Hat man mal den Test vergessen oder sich kurzfristig für den Besuch eines Restaurants oder Events entschieden, kann man sich in den meisten Lokalitäten unter Aufsicht für die Dauer des Besuches entsprechend vor Ort ´freitesten´. Es werden meist sogar entsprechende Antigen-Schnelltest-Kits von den Unternehmen zur Verfügung gestellt. Auch sonst muss man nicht zwangsläufig zum Testcenter, sondern man kann sich in der Apotheke einen QR-Code holen und dann zu Hause den Test bei Bedarf selbst durchführen, das Ergebnis entsprechend hochladen und sich fortan für 48 Stunden frei bewegen. Allerdings haben nur österreichische Staatsbürger diese Testmöglichkeit, während Touristen auf die Testcenter oder den ´Vor-Ort-Test` zurückgreifen müssen (Anm.d.Red.: Während man in Österreich im Moment offensichtlich noch den Anschein von Pandemiebekämpfung erwecken will und die Tests fürs eigene Volk kostenlos und sogar in Eigenverantwortung für zu Hause anbietet, hat man in Deutschland bereits begonnen dieses Feigenblatt fallen zu lassen. Indem man darüber diskutiert die Tests ab dem 11.10. kostenpflichtig zu machen oder Ungeimpften gar die Teilnahme am sozialen Miteinander verweigern will, kann man nur zu deutlich erkennen, dass es inzwischen ausschließlich darum geht einen Impfzwang durch die Hintertür durchzudrücken. Selbst wenn ich aktuell nicht glaube, dass man Ungeimpften einfach die Grundrechte vorenthalten kann, dürfte spätestens ein kostenpflichtiger Corona-Test die meisten Ungeimpften weichklopfen). Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass es Österreich dem geneigten Touristen, ob Geimpft, Genesen oder Getestet leicht macht, sein Geld, auch in den entlegensten Bergtälern loszuwerden.
Noch windiger wird der Umgang mit den Corona-Regeln in einer Höhe von über 800 Meter. Hier gibt es dann nicht nur ´koa Sünd´, sondern offensichtlich auch kein Corona mehr. Wie schon in der Schweiz (Anm.d.Red.: Siehe mein Blog vom 23.02.21, ´Die Bergfahrt´) musste ich auch in Österreich feststellen, dass das Virus in diesen hochalpinen Regionen nicht atmen kann, denn kein Almwirt kam auf die Idee, den bergaffinen Touristen nach entsprechenden Impf- oder Testnachweisen zu fragen. Allerdings habe ich den Verdacht, dass es eventuell auch daran liegen könnte, dass hier die Polizei auch eher selten zum Kontrollieren auftaucht. Der Weg ist einerseits weit und häufig sitzen dort auch Bergbauern auf ein Feierabendbier, die alles dabeihaben dürften, aber sicherlich keinen 3G-Nachweis. Dafür aber zwei gesunde Hände und kein Problem dem Dorfpolizisten zu zeigen, was passiert, sollte er partout am Watschenbaum rütteln.
Über elf Tage habe ich nun mit knapp 30 Freunden in einem Apartment gewohnt und mit Österreichern gefeiert. Viele waren geimpft, einige getestet, wenige genesen. Corona hat, nach heutigem Stand nicht mitgefeiert, obwohl es genug Gelegenheiten gegeben hätte, zumal die böse Delta-Variante auch Geimpfte erneut infizieren kann und ich mal wieder feststellen musste, dass im Gegensatz zum Bild, dass in den Medien vermittelt wird, allenfalls maximal 10% der Menschen sich wirklich im Kreise von Freunden und Verwandten, aber auch im Urlaub oder beim Feiern um die Corona-Regeln scheren. Meinen Beobachtungen nach gilt das auch für den geneigten Coronatiker. Denn ein paar von denen kenne sogar ich als Kritiker im Umgang mit Corona und es ist immer besonders interessant zu sehen, wie auch hier in Feierlaune alles an Corona-Regeln unterlaufen wird, was man zuvor auf Nachfragen noch als sinnvoll und wichtig erachtet hatte.
So ist wenig überraschend, dass ich auch nach meinen Urlaub in Österreich einmal mehr zu derselben Erkenntnis gelange, die sich mir in Sachen Corona, nicht nur in Deutschland, sondern auch bei meinen anderen Auslandsaufenthalten der letzten 20 Monate offenbarte: Jegliche Corona Regeln haben mit Sicherheit dem gesamten Zusammenleben der Bevölkerung in allen Ländern geschadet, das Infektionsgeschehen dagegen könne sie, wenn überhaupt, allerdings nur marginal beeinflusst haben und sie werden es auch in Zukunft nicht vermögen.
Nichtsdestotrotz hat die Bundeskanzlerin heute wieder mit den Ministerpräsidenten zusammengesessen und den alten Corona-Wein trotz seiner Ungenießbarkeit auch für die nächsten Monate in die neuen Schläuche der vierten Welle gefüllt. Dazu dann vielleicht morgen mehr. Vorausgesetzt ich kann mich nach der nunmehr vierten Runde der Volksverarsche noch dazu motivieren.