Die Zahl der Neuinfektionen oder eigentlich die Zahl der positiven PCR-Tests sinkt in diesen Tagen kontinuierlich. Nicht, dass ich diese Entwicklung schon zu einem Zeitpunkt prognostiziert hätte, als der Bundesgesundheitsminister und seine angeschlossenen Vasallen noch von einer Corona-Apokalypse faselten, die unser Gesundheitssystem pulverisieren würde. Inzwischen kann man sich dem offiziellen Ende der Corona-Saison auch in diesen Kreisen nicht mehr verschließen und so lockert man zähneknirschend, obwohl man lieber eine Korrelation der sinkenden Infektionszahlen mit der eigenen Impfkampagne gesehen hätte.
Da aber das Pandemiegeschehen nicht darauf wartet, dass unfähige Politiker genügend Impfstoff heranschaffen, muss schnell mal wieder eine andere Begründung her, mit der man für die sinkenden Infektionszahlen trotzdem die Lorbeeren ernten kann. Einfallslos wie man in diesen Kreisen nun mal ist, greift man dabei auf Altbewährtes zurück, also das, was schon seit Pandemiebeginn zur Begründung sinkender Infektionszahlen herhalten musste: Die jeweils gerade gültigen Corona-Maßnahmen. Das ist auch der Grund, warum die Bundesregierung auch seit Pandemiebeginn etwa alle vier Wochen Änderungen, beziehungsweise meist Verschärfungen in den Corona-Regeln vorgenommen hat. Nur so war es bisher möglich sich jedes Mal bei sinkenden Infektionszahlen für das eigene professionelle Krisenmanagement auf die Schulter klopfen zu können. Beim Ende der Corona-Saison 2020 erklärte man einen Flickenteppich von Maßnahmen, den man seinerzeit Shutdown nannte, zum Grund für die sinkenden Infektionszahlen (Anm.d.Red.: Siehe dazu diverse Blogs ab dem 20.04.20, `Die Maske des Zorro´). Vor Weihnachten war es der Lockdown light und nun eben die bundesweite Notbremse mit der Krone der Sinnlosigkeit, der nächtlichen Ausgangssperre.
Das Feintuning, also die ideale Abstimmung von Corona-Maßnahme zu sinkender Inzidenz erhält man über die entsprechende Teststrategie. Will man noch einmal mehr Infektionen, testet man kurzzeitig mehr und/oder zielgerichteter und schon wollen die Inzidenzen einfach nicht sinken. Es gibt allerdings einen Punkt, an dem man sich den Wolf testen kann und nichts mehr findet. Das ist dann das Ende der Corona-Saison und diesem Punkt haben wir inzwischen erreicht. Deshalb ist die Infektionslage inzwischen noch viel besser, als es die zweifelhaften Inzidenzwerte vormachen, denn der Run auf den Schnelltest ist gerade auf Top-Niveau. Das liegt daran, dass seit etwa zwei Wochen in großen Teilen der Republik Geschäfte und Außengastronomie geöffnet haben, beziehungsweise in einigen Modellregionen sogar in Innenräumen bewirtet werden darf. So hat die ungeimpfte Bevölkerung ein verstärktes Interesse daran hat, sich für diese lang vermissten Freuden eine Freikarte zu ziehen. Die ist bekanntlich 24 Stunden gültig und wird mittels negativem Schnelltest in den zahlreichen Testcentern ausgestellt. Anders ausgedrückt, gerade könnte man so viele symptomlos verlaufende Corona Infektionen finden, wie noch nie, die dann zielgerichtet zu den offiziellen PCR-Testungen der Labore weitergeleitet werden würden. Da aber kaum noch ´Verdachtsfälle´ in den Schnelltestcentern gefunden werden, gehen auch diese offiziellen vom RKI erfassten Testzahlen drastisch zurück. Aktuell auf etwa 1 Million PCR-Tests, während es vor vier Wochen noch etwa 1,4 Millionen waren, aus denen man die unsäglichen Inzidenzen errechnet, um dann auf dieser Basis ein ganzes Volk mit der Bundesnotbremse zu knechten. Anders ausgedrückt, würde man immer noch auf dem Niveau von Anfang Mai testen, wären wir aktuell bereits bei einer Inzidenz von deutlich unter 50.
Wenn mir diese Schwachstelle in den Berechnungen auffällt, wird sie auch den Experten der Regierung aufgefallen sein. Statt aber frohgemut Entwarnung zu geben, läuft Jens Spahn jedoch rum und faselt etwas von Vorsicht und bringt neue Mindestinzidenzen von unter 20 ins Spiel, über denen man nicht öffnen sollte. Die für mich einzige Erklärung wäre, dass hier mit allen Mitteln die Impfbereitschaft hochgehalten werden soll. Sei es nun, um sich und uns doch noch die Impfkampagne schönzureden und sie sich in der Folge kurz vor der Bundestagswahl als Verdienstorden an die Brust heften zu können oder auch nur, um für die Auffrischungsimpfungen in den nächsten Jahren genug Impfvieh heranziehen zu können, nach dem Motto: `Wer einmal impft, der glaubt auch dran´!
Inwieweit dazu meiner Meinung nach auch die aktuelle Diskussion zur Impfung von Kindern und Jugendlichen passt, die man führt, obwohl nach wie vor ein akuter Impfstoffmangel herrscht, beleuchte ich morgen. Jetzt muss ich mich seelisch und moralisch auf das Hinspiel der Bundesligarelegation vorbereiten.