Was haben das 2. ESC-Halbfinale und die wöchentliche Pressekonferenz mit Jens Spahn und Lothar Wieler gemeinsam? Man hat alles irgendwie schon mal gehört und wenn mal etwas Neues zum Vortrage kommt, ist es absoluter Bockmist.
Es wirkt fast schon lächerlich, mit welcher Begründung die zwei Kasper nach wie vor bei dem aktuellen Pandemiegeschehen mit einem ´weiter so´ argumentieren. (Anm.d.Red.: Eine gefährliche indische Mutante in der Form gibt es meiner Meinung nach nicht, sondern nur einen Ausbruch in einem vollkommen überbevölkerten, bettelarmen Land mit einem pervers schlechten Gesundheitssystem). Trotz Testcenter an jeder Ecke, also massenhaften Schnelltests und damit trotz einem viel gezielteren Einsatz der Statistik-relevanten PCR-Tests sinkt die Zahl der positiv Getesteten in Deutschland und Europa kontinuierlich. Ich könnte noch verstehen, wenn die beiden sich mit dem Erfolg der Notbremse brüsten würden und damit Lockerungen argumentieren könnten. Damit würden sie zwar sich und vor allem uns in die Tasche lügen, aber besser, als weiter Gastronomie, Einzelhandel und die Normalitäts-hungrige Bevölkerung hinzuhalten. Das ist unerträglich und kann nicht mehr allein mit Feigheit erklärt werden. Ich denke es geht hauptsächlich darum die Impfbereitschaft hochzuhalten, um möglichst alle Willigen bis zum Sommer geimpft zu haben. Nicht weil es Corona besiegt, sondern weil es die Bedarfe an Impfdosen aktuell und später bei der Auffrischungsimpfung im Herbst maximiert.
Ein ruhiger Sommer mit mehr Freitesten neben dem Impfen, würde Frieden in der Bevölkerung bringen, aber das Ende der ersten Impfrunde bis in den Herbst verzögern, so dass für Millionen Bürger die Auffrischungsimpfung die Zweitimpfung aus dem Sommer oder gar eine Erstimpfung zusammenfallen würden. Die dadurch reduzierten Bedarfe an Impfdosen würden, bezogen auf Europa bei den Pharmariesen ein paar Milliarden Euro Umsatz verpuffen lassen.
Selbst wenn wir für einen Augenblick einmal annehmen, es ginge den Protagonisten wirklich nur um das Wohl des Volkes, dann wäre es Unfähigkeit, was fast noch schlimmer wäre. Endlich war mal ansatzweise genug Impfstoff verfügbar, um so etwas wie ein zügiges Abarbeiten der Impfpriogruppen zu gewährleisten, schon hat Jens Spahn nichts Besseres zu tun, als mit einer Reihe von Fehlentscheidungen das fragile Impfgebilde wieder einzureißen.
Erst wurde angeordnet, die Vorräte zu verimpfen, die man eigentlich für die Zweitimpfung horten wollte, dann lässt er zwar die Hausärzte impfen, schüttet sie aber gleichzeitig mit einem Berg von Bürokratie zu und bevor sie Luft holen können, hebt Spahn voreilig die Impfpriorisierung auf, weil er seinen totgeredeten AstraZeneca Impfstoff loswerden will.
Statt Testen zu propagieren macht er Druck beim Lockern für Geimpfte, tritt ganz nebenbei eine Impfneiddiskussion los, ganz so als wenn man nicht mit dem Egoismus der dummen Masse hätte rechnen können. Durch die Lockerungszusagen für den Sommerurlaub rennen nun Impflinge, die AstraZeneca genommen hätten den Hausärzten wieder von der Fahne, weil die 12 Wochen zwischen Erst- Und Zweitimpfung nicht zum Urlaubsplan passen (Anm.d.Red.: Immer dran denken, ich fantasiere mir das nicht zusammen, ich sitze an der Quelle).
Wieso wundert sich plötzlich jeder, dass gerade die Zweitimpfungen der Risikogruppen aus Prio 2 mit dem jetzt gestarteten Run auf die Sommerfreizeit-Erstimpfungen kollidieren und, wegen der immer noch existenten Unterversorgung mit Impfstoff zu einem weiteren Impfengpass führen. Da hatte man die Situation bereits seit Wochen im Griff und schießt sich mit sinnlosen Beschleunigungsmaßnahmen selbst ins Knie. Um das Chaos perfekt zu machen blockieren die Impfwilligen erfolglos die Telefone und Praxen der niedergelassenen Ärzte, so dass mal wieder wirklich Kranke in die Röhre schauen. Großes Corona-Kino nenne ich das!
Die Bundesregierung macht manchmal den Eindruck, sie wolle gar nicht mehr an die Regierung. Wenn es eine Wahlkampfstrategie war, den Deutschen vorzulügen diese Beschleunigungsmaßnahmen hätten ihnen letzten Endes den Sommerurlaub ermöglicht, ist sie auf jeden Fall gehörig in die Hose gegangen (Anm.d.Red.: Was nicht heißt, dass wir trotzdem in Urlaub fahren. Schließlich gehen die Infektionszahlen wie im letzten Sommer gerade wieder gegen kaum noch messbare Größenordnungen). Ich bleibe dabei, hier wird ohne Rücksicht auf die Betroffenen, Impfende wie Impflinge, Druck auf dem Kessel gehalten, nur um maximal Impfdosen verimpfen zu können. Es ist halt freie Marktwirtschaft. Solange die Nachfrage das Angebot übersteigt, ist es für den Geschäftsmann immer besser als für den Verbraucher.
Die Pandemie hat sich vom Angstporno mit finalem Abspritzen (Anm.d.Red.: Zitat vom Kabarettisten Johann König) zur unendlichen GPSP Daily Soap entwickelt. Gerade hat die dritte Staffel mit dem finalen Cliffhanger geendet. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht. Schönes Wochenende!