Inselaffigkeiten

Zumindest meiner Wenigkeit wird durch den morgigen Feiertag ein langes Wochenende zuteil. Deshalb melde ich mich erst am Montag wieder. Wie versprochen gibt es aber noch ein kurzes Statement zur Modellregion Sylt. Das Programm sieht weitreichende Öffnungen von Gastronomie und Einzelhandel vor und war zunächst für den kompletten Mai angesetzt. Es ist vorgesehen, das Projekt kurzfristig abzubrechen, sollte die Inzidenz über 100 steigen, es kann aber auch jederzeit bei niedrigen Infektionszahlen verlängert werden.

Derzeit liegt die Inzidenz im Landkreis Nordfriesland, als auch auf Sylt bei 46 und da die Corona-Saison im Mai zu Ende geht, dürfte eine erneute Rückkehr in den Lockdown, zumindest bis zum Herbst ausgeschlossen sein (Anm.d.Red.: Von mir aus auch, weil die Corona-Notbremse so toll gewirkt hat und die Bevölkerung so brav mitgemacht hat. Im Moment ist es auch dem Kritiker der Corona-Strategie der Bundesregierung relativ egal sein, wie sich die Verantwortlichen die sinkenden Infektionszahlen zurechtlügen. Wichtig ist nur, dass sie den unsäglichen Lockdown nun endlich beenden). Ich befürchte, dass man im September bereits die neue Corona-Saison als vierte Welle ausrufen wird und ich habe wenig Hoffnung, dass man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben wird (Anm.d.Red.: Zum Wohle unseres Volkes hoffe ich, dass es die eigenen Fehler, also die der GroKo sein werden. Sollte es nämlich nach dem 26. September dazu kommen, dass eine Grünen-geführte Bundesregierung die Corona-Fehler von Spahn, Söder und Co. wiederholt und davon ist auszugehen, wird der Umgang mit Corona ohnehin unser kleinstes Problem sein).

Aber zurück auf die Insel. Es ist fast mit den Händen zu greifen, wie dankbar besonders die Servicekräfte in der Gastronomie oder die Verkäuferinnen in den Läden sind, dass sie endlich wieder ans Arbeiten gekommen sind. Auch wenn es schon lange her ist, glaube ich mich zu erinnern, dass ich eine solche Euphorie, aber auch Freundlichkeit vor der Pandemie eher die Ausnahme war. Wie heißt es so schön: ´Keine Leistungssteigerung ohne Schmerzen!´

Die Hygienemaßnahmen in Innenräumen kennen wir noch aus der kurzen glücklichen Zeit, als letzten Sommer die Gastronomie und der Einzelhandel geöffnet hatten. Weit auseinanderstehende Tische oder Glasscheiben als Trennwände sowie Maskenpflicht auf dem Weg zum Tisch oder Klo. Das Servicepersonal wird nach wie vor gezwungen permanent Masken zu tragen. Bars und Discotheken sind nach wie vor geschlossen, offensichtlich befürchtet man hier mit steigendem Alkoholpegel ein stetiges Sinken des Mindestabstandes. Der Puff ist auch geschlossen (Anm.d.Red.: Das weiß ich nur, weil er auf meinem Heimweg liegt, Schatz!).

Die weltweiten Studien, dass es unter freiem Himmel kein Ansteckungsrisiko gibt, wird aber auch hier in der Modellregion konsequent ignoriert und so rennt man in der Fußgängerzone von Westerland mit einer Maske im Freien rum. Als wenn man damit nicht schon genug Inkompetenz an den Tag gelegt hätte, hat die Inselverwaltung noch sogenannte Abstands-Coaches mit gelben Westlein gewandet in die Fußgängerzone geschickt. Offensichtlich ist man hier der Meinung, man müsste, neben der Tatsache die Sinnlosigkeit der Maske im Freien zu kontrollieren, dem gemeinen Bürger, nach über einem Jahr Pandemie, auch noch das Wahren des richtigen Abstands erklären.

Ich persönlich habe ziemlich viel Gemurre unter den Masken vernommen, aber man versucht das beste daraus zu machen, da alle befürchten man könnte ihnen bei Renitenz die neu gewonnene Freiheiten wieder entziehen (Anm.d.Red.: Man ist sich unter Inselbewohnern und Urlaubern einig, dass es sicher keine steigende Infektionszahlen aufgrund des Nichttragens von Masken im Freien geben wird). Anders ausgedrückt, die Politik hat ganze Arbeit in der Pandemie geleistet und erreicht, dass ein Volk inzwischen auch Regeln beachtet, die es sogar selbst als vollkommen nutzlos ansieht.

Zusammenfassend kann ich nicht verstehen, wozu man überall diese rigiden und in ihrer Sinnhaftigkeit umstrittenen Maßnahmen durchzieht, wo doch nur Menschen auf die Insel dürfen, die einen negativen Test nachweisen können und auch in der Folge während des Aufenthaltes permanent getestet werden. Obwohl man überall nur mit negativem Test reinkommt, hat man zusätzlich die Luca App verpflichtend eingeführt. Allerdings wurde ich schon in einem Lokal nicht nach meinem Testzertifikat gefragt und inwieweit man den QR-Code der Luca App auch wirklich scannt, bleibt jedem selbst überlassen (Anm.d.Red.: Es dürfte im Endeffekt so laufen, wie ich es auch von der Schweiz kenne. Aufwendiges Erfassungssystem, geringe Nutzung. Siehe mein Blog vom 24.02.21, ´Skifoan´).

Die grundsätzliche Eintrittskarte für das Sylter Modellwunderland ist wie gesagt ein negativer Corona-Schnelltest, der nicht älter als 24 Stunden sein darf. Hierzu hat Sylt praktisch an jeder Ecke Testcenter aufgestellt, wo offensichtlich alles mithilft, was gerade noch nicht Arbeiten darf, also Barbetreiber, Kapitäne und Besatzung der Ausflugsdampfer und Fähren und wahrscheinlich auch die Inselprostituierten. Das hat zur Folge, dass man ohne Wartezeiten immer und überall schnell und kostenlos getestet werden kann. Eigentlich also sehr lobenswert, wenn man denn an die Sinnhaftigkeit der Tests glauben will, besonders wenn es sich um die neuen Schnelltests handelt, die sich mit ein wenig Rumrühren in der Nase begnügen.

Ich möchte deshalb den Blog diese Woche mit einem Zitat des Mannes beenden, der gestern bei mir den Test durchführte und den ich als Kenner des Genres pflichtschuldig auf die zweifelhafte Aussagekraft seines Nasen-Testes hingewiesen habe und fragte, wieso man nicht besser grundsätzlich die Probe hinten am Depot an der Rachenhinterwand nehmen würde, um möglichst zuverlässig den Modellversuch überwachen zu können. Antwort: ´Wissen sie, wenn wir wirklich immer da hinten testen würden, käme irgendwann keiner mehr, weil es so unangenehm ist!´

 

Schönes Wochenende!