Abschweifungen

Heute Morgen war zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie beim Hausarzt. Nein, kein Corona, nur die üblichen Blutwerte zum Monitoring von Cholesterin und Co. Kleine Luxusproblemchen, mit denen fast jeder früher oder später zu kämpfen hat und die einen daran erinnern, dass wir immer noch, im Gegensatz zu riesigen Teilen der Weltbevölkerung im Speckgürtel dieser Welt leben (Anm.d.Red.: Übrigens für mich auch eine sehr naheliegende Erklärung, warum man den neuerlichen Corona Ausbruch in Indien, wenn er denn so gravierend ist, wie gerade wieder in den Medien dargestellt, nicht 1:1 auf Deutschland übertragen kann. Ich bin sicher, dass geringe Umweltverschmutzung, der Zugang zu sauberen Trinkwasser, gute hygienische Bedingungen, gesunde Ernährung und ein intaktes Gesundheitssystem, das nicht vor einer explodierenden Bevölkerungszahl kapitulieren muss, einen Pandemieverlauf in beherrschbaren Grenzen halten kann. Nur falls sich jemand auch schon gefragt hat, wie ich hier vom Ende der Corona-Saison mit steigenden Temperaturen schwadronieren kann, während in Indien die Leute trotz hoher Temperaturen laut Fernsehberichten von einem Neuinfektionsrekord zum Nächsten stürzen). Da ich schon mal da war, machte auch ein Antigentest Sinn. Kostet 35 Euro und ich war schließlich neugierig, ob Corona vielleicht schon symptomfrei bei mir vorbeigeschaut haben könnte, vor allem, wenn man sich seit Pandemiebeginn nur mit Leuten umgeben hat, die die Kontaktbeschränkungen, sagen wir mal etwas großzügiger ausgelegt haben (Anm.d.Red.: Einen Schnelltest habe ich auch machen lassen, nur um dann vor dem Baumarkt abgewiesen zu werden, weil man dort wegen der Notbremse nur mit Gewerbeschein reinkommt. Übrigens war die Arzthelferin, die den Schnelltest gemacht hat auf einem guten Weg, das heißt sie steckte das Teststäbchen über dem Rachendach nach hinten, nur um es nach zwei Sekunden und dem halben Weg zum eigentlichen Virendepot an der Rachenhinterwand wieder rauszuziehen. Als Gentlemen und jemand, dem ein negativer Corona-Test wichtiger war als ein Korrekter, habe ich wissend und auch nach über einem Jahr coronaler Lehrzeit ein wenig resigniert geschwiegen). Richtig bezeichnend, war allerdings das Telefongespräch am Empfang, dem ich beizuwohnen die Ehre hatte:

Arzthelferin: ´Guten Morgen Herr xy, ich hätte da heute Mittag einen Impftermin mit AstraZneneca. Würde drei Uhr passen?´ Sie hört zu, während Herr xy seine Antwort gibt. Arzthelfern: ´Nein, das gibt es nur in unserer anderen Praxis, aber nur für Patienten der aktuellen Priorität.´ Sie hört wieder zu.

Arzthelferin: ´Ja, dann kann man nichts machen.´ Ende der Durchsage.

Hätte ich je geglaubt, dass der Run auf AstraZeneca vielleicht doch so hoch ist, wie uns der Bundesgesundheitsminister weismachen will, dann wurde ich spätestens jetzt wieder daran erinnert, dass es in diesen Zeiten informativer ist, jeder Meldung der Medien und/oder Aussage von Politikern zunächst einmal mit Vorsicht zu begegnen. Vorausgesetzt man gehört zu den Menschen, für die Wahrheit und Information einen gleichrangigen Stellenwert einräumen.

In die gleiche Kategorie passt auch eine weitere Meldung vom heutigen Tage. So wurde freudig berichtet, das divi-Intensivregister hätte eine positive Bilanz der Corona-Notbremse gezogen. Hierzu kann ich nur Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zitieren, der letzte Woche, nachdem man ihn fragte, inwieweit man statt Inzidenz nicht besser die Intensivbettenbelegung als Kennwert nehmen solle, noch einmal sichtlich genervt darauf hingewiesen hat, dass inzwischen erwiesen wäre, dass die Intensivbettenbelegung der Inzidenz um 14 Tage verzögert folgen würde (Anm.d.Red.: Falls es jemandem entfallen sein sollte, das ist die durchschnittliche Dauer die Corona inklusive Inkubationszeit benötigt, um irgendetwas in einer Statistik anrichten zu können). Die Corona Notbremse gilt seit 9 Tagen. Nun überlasse ich es jedem, den Fehler selbst zu suchen.

Die Einsicht nicht alles zu glauben, was man in diesen Tagen so hört, war auch wieder hilfreich, angesichts der ganzen Pressekonferenzen, die die Spitzenpolitiker, immer noch im Nachgang zur Entscheidung des Bundesgerichtshofes zum Klimaschutz in der letzten Woche heute abhielten. Zumindest war es so leichter zu ertragen, wie sich Politiker aller Parteien quasi gegenseitig das Mikrophon aus der Hand rissen, um dem Wahlvolk vorzugaukeln, was man in den nächsten Jahrzehnten alles tun wolle, um den CO2-Ausstoß in Deutschland bis 2040 mehr als zu halbieren, ohne wirtschaftlich in der Welt abgehängt zu werden. Auch wenn es nicht Kernthema dieses Blocks ist, bin ich vom Fach und erlaube mir eine kurze Anmerkung zu den heute vollmundig verkündeten, großartig klingenden Klimazielen und den damit korrespondierenden, aber sehr viel weniger konkret dargestellten Technologien, mit denen man selbige erreichen will (Anm.d.Red.: Da diese Umwelt-Aufwendungen zukünftig mit den horrenden Schulden konkurrieren, die uns die Regierung mit dem falschen Vorgehen in der Corona-Pandemie aufgebürdet haben und sich auch die Politiker-Nasen mittelfristig nicht groß ändern werden, kann man es mit viel gutem Willen als Side-Kick zum Thema durchgehen lassen).

CDU/CSU und sicher auch der FDP dürfte insgeheim klar sein, dass die Experten hierzulande noch über die Technologien sinnieren, die unseren Energiebedarf in Zukunft decken sollen. In keiner anderen Industrienation als in Deutschland ist diese Lücke größer, die es nach dem beschlossenen Kohleausstieg und ohne Kernkraftwerke, ansatzweise CO2 neutral, zu decken gilt. Allerdings ist man realistisch und weiß, dass der Wahlkampf diese illusorischen Aussagen nun mal verlangt. Wahlen gewinnt man nicht mit soliden Fundamenten, sondern mit dem Bauen von Luftschlössern.

Bei den Grünen dagegen bin ich noch nicht einmal sicher, ob die überzogenen Vorstellungen hinsichtlich zukünftiger Klimaziele, die Robert Habeck heute formulierte, überhaupt gelogen waren. Ich befürchte es ist viel schlimmer und die Damen und Herren glauben wirklich an diese Fantastereien, die man nun dem deutschen Volke auf dem Weg zu einer grünen Regierung verkaufen will (Anm.d.Red.: Winfried Kretschmann dürfte einer der wenigen sein, der sich dieser großen Technologielücke bewusst ist und deshalb vorsorglich schweigt. Selbiges tut auch Babyface-Baerbock, wenn auch aus anderen Gründen. Sie und ihr unschuldiges Lächeln taucht momentan nur in den vielen Talkshows zu Wahlkampfzwecken auf, ohne konkret zu werden. Kommt der Dame sicher entgegen, denn das Kompetenzwunder ist sie ohnehin nicht, auch wenn sie gerade in den Medien gerne so dargestellt wird. Märchen zu erzählen, wie die 70%ige CO2-Reduktion bis 2030, überlässt sie ihren Schergen. Die gute Annalena wird erst nach dem 26. September ihr wahres Gesicht zeigen und, sei es aus Dummheit oder irrigen Ansichten mittelfristig als Totengräber unsere Landes agieren. Auch ich bin bekanntlich nicht mehr unbedingt ein Freund der Union, aber überzeugt, dass eine langsame Abkehr vom `Weiter so´ für Volk und Umwelt das kleinere Übel darstellt und damit mittel- und langfristig gesünder und wenigstens finanzierbar sein dürfte. Sich dagegen wie Frau Baerbock, mangels Sachkenntnis die realitätsferne Überzeugung von ein paar Kindern wie Zopf-Greta oder ihrer deutschen Stadthalterin – den Namen habe ich gerade vergessen – zu eigen zu machen, ist naiv bis gefährlich).

Die beiden Hauptprobleme der deutschen Klimapolitik werden ohnehin gerade einmal mehr totgeschwiegen. Zunächst wird die Welt eben nicht folgen, wenn Deutschland mit hehren Klimazielen vorangeht. Die wird nur verwundert dabei zusehen, wie Deutschland die Energie für seine Wirtschaft so unbezahlbar macht, dass die eigenen Produkte nicht mehr konkurrenzfähig sein werden. Dann werden sie sich die Hände reiben und mit Freuden unsere Weltmarktanteile übernehmen, ohne dabei die eigenen Umweltziele mit gleicher Akribie zu verfolgen und wenn, wenigstens mit neuen, innovativen Kernkraftwerken.

Damit eng verwoben, die Frage nach der Relevanz deutscher Umweltschutzmaßnahmen im globalen Kontext. Dazu reicht allein der Blick auf die Kohlekraftwerke. Was bringt es, wenn wir in Deutschland 75 Kohlekraftwerke, teilweise mit modernsten Rauchgasreinigungsanlagen abschalten, während allein in China und Indien gleichzeitig über 1000 Dreckschleudern weiterbetrieben werden und noch hunderte geplant sind (Anm.d.Red.: Womit wir wieder beim Gesundheitszustand der indischen Bevölkerung wären und der Frage, wie sich das auf Corona auswirkt. Schon in Italien hatte man letztes Jahr ähnliche Vermutungen, warum dort die Pandemie schlimmer wütete als in Resteuropa. Siehe mein Blog vom 25.03.20, ´Made in Italy´)?

 

Mit dem Wissen ist es besonders putzig, wenn sich auch der bayrische Ministerpräsident als abgesägter Kanzlerkandidat heute bemüßigt fühlte, von den eigenen Umweltschutzanstrengungen im Freistaat zu fabulieren. Anstrengungen, die vielleicht sogar etwas bringen würden, wenn sie vom Xi Jinping kommen würden. Deshalb klingt Söders Bayern-Ansatz zur Rettung der Welt zwar martialisch, ist aber für diesen Planeten in etwa so hilfreich, als hätte er angekündigt, zur Senkung des CO2-Ausstoßes in Deutschland, fortan in ein Tüte furzen zu wollen.