Die Menge an Idioten, ohne die diese Welt ein besserer Platz wäre, ist schlicht nicht zu bemessen. Das beweist auch die gestern im Internet aufgetauchte Todesliste, auf der ein Vollhonk all jene aufgelistet, die letzte Woche im Bundestag für die Corona-Notbremse gestimmt hatten. Ich bin weit davon entfernt dieses Verhalten gutzuheißen, allerdings kann ich nachvollziehen, wenn jemand mit einem labileren Gemüt und weniger Gehirnzellen im Verlaufe der Corona-Pandemie in seiner Ohnmacht bisweilen solcherlei kranke Ideen entwickelt. Insbesondere wenn sich wie heute wieder RKI und Bundesgesundheitsminister vor die Kamera stellen und ihre Standard-Plattitüden von sich geben, wie ´Die Pandemie kennt keine Landesgrenzen´, ´Die Pandemie kennt keine Feiertage´, ´Die Pandemie wird uns noch lange begleiten´ oder aber zur Angstverbreitung Horrorkonsequenzen von Corona ausmalen, die beim Realitätscheck kaum mehr sind als singuläre Ereignisse. In der heutigen kleinen Horrorshow des RKI wurde von Long-Covid-Fällen bei Kindern fabuliert, natürlich ohne Zahlen zu nennen, zumal anzunehmen ist, dass es sich irgendwo im einstelligen Bereich abspielen dürfte (Anm.d.Red.: Siehe mein Blog von gestern, dem 28.04.21, `Kinderkram´. Im kompletten Jahr 2020 haben überhaupt nur 65 Kinder in ganz Deutschland mit einer Corona-Infektion – im Hinblick auf das ´an/mit-Paradoxon´ sogar noch weniger – eine Intensivstation von innen gesehen. Ganze 4 Kinder sind an Corona gestorben, wahrscheinlich alle teilweise schweren Vorerkrankungen. Mit diesem Wissen lehnt man sich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man auch die Gefährlichkeit von Long-Covid für diese Altersklasse als Panik-Mär zu den Panikakten der Bundesregierung legen kann). Wenn dann die, gerade mal wieder sinkenden Infektionszahlen, ganze drei Tage nach Start der Notbremse noch vollkommen unbeeinflusst von selbiger, wie schon so oft mit einem geänderten besseren Beachten von Corona-Regeln in der Bevölkerung begründet werden, ertappe ich mich bisweilen schon dabei, wie ich bei der Vorstellung, meine Hände um den Hals von Lothar Wieler oder Jens Spahn legen zu dürfen, eine gewisse wohlige Wärme verspüre. Ich würde sie auch nur ganz dolle schütteln, versprochen!
Aus gegebenen Anlass noch einen Blick ins Saarland, das sich letzte Woche noch als Testweltmeister aufgespielt hatte. Dank der Landesregierung ausgerufenen Modellregion Saarland, durfte die Bevölkerung mit einem negativen Testergebnis plötzlich Anfang April wieder sehr große Freiheiten genießen. Das ging bis hin zum Besuch einer Kneipe, wenn auch nur im Außenbereich, aber immerhin (Anm.d.Red.: Die Älteren werden sich erinnern, Kneipen waren die Orte, an dem einem sogenannte Kellner gegen ein akzeptables Entgelt Bier brachten, ohne dass man sich selbst um die Beschaffungs- und Kühlkette kümmern muss). Nun kann man darüber streiten, inwieweit es erstrebenswert ist, bei 3 Grad und Nieselregen in der Saarlouiser Altstadt vor Kneipen wie dem ´Humpen´ oder ´7. Himmel´ zu sitzen. Sei´s drum! Nichtsdestotrotz kann ich versichern, dass die Resonanz im Saarland so überwältigend war, als hätte man eine Bar in die Betty Ford Klinik eröffnet.
Was hatte sich Hansens Tobias damals über die Testkultur seiner Untertanen gefreut (Anm.d.Red.: Wichtiger Einwurf für den interessierten Hochdeutschen: Eigentlich Ministerpräsident Tobias Hans, allerdings muss man wissen, dass im Saarland die Herkunft wichtiger ist als das Individuum selbst. Deshalb wird immer erst der Familienname, beziehungsweise bei Frauen der Mädchenname genannt, um zunächst das Haus zu definieren, von dem die Rede ist. Wie man an der unkorrekten Form ´Hansens´ statt `Hans´´ oder ´Tobias aus dem Hause der Familie Hans´ sieht, werden bei der Grammatik maximale Freiheiten gelassen. Nachdem die Formulierung ´Em Hans sein Ältschter´ verboten wurde und man nur noch die Verwendung des Plurals erlaubt, ist dieses Kleinod saarländischer Kultur auch in der Gegenwart angekommen, denn so kann auch ohne Probleme korrekt gegendert werden. Die Geschlechtsneutralität durch bloße Verwendung des Vornamens garantiert darüber hinaus, dass alle Aspekte der LBGTQ-Bewegung berücksichtigt wurden, selbst, wenn sich der Betreffende gerade weder als Mann oder Frau, sondern als Salatgurke fühlt. Beispiel: Wäre Britney Spears Saarländerin und die Rede käme mal wieder auf ihren Drogenkonsum oder fehlende Unterwäsche, dann würde man wie folgt formulieren: ´Spearsens Britney is gischter mo nommo voll wie en Strummp ohne Heeschen beim Oskar uffgetaucht´). Inzwischen hat sich das Offensichtliche bestätigt, nämlich dass der Saarländer auch nur Sklave seiner Leidenschaften ist und nicht aus Obrigkeitshörigkeit, Respekt vor dem Virus oder ´weils nix koscht´ zu den diversen Testcentern gerannt ist, sondern schlicht, um endlich wieder wie früher Gastronomie und Einzelhandel besuchen zu dürfen.
Nur so ist der Aufruf von Bachmanns Monika, ihres Zeichens saarländische Gesundheitsministerin, zu erklären, die die Saarländer heute in einem Zeitungsartikel dazu aufgerufen hat, doch bitte wieder verstärkt zu den Testcentern zu pilgern. Seit Start der Notbremse am vergangenen Samstag und damit dem gleichzeitigen Ende der ´Modellregion Saarland´ war die Testbereitschaft um über 30% zurückgegangen und sinkt weiter. Eine Tatsache, die ich den Verantwortlichen schon vorher hätte prophezeien können. Kein Saarländer tauscht die Schaff- gegen die Gudd-Bux, nur um der Regierung zum Gefallen ohne Gegenleistung die Corona-Testzahlen hochzuhalten (Anm.d.Red.: Kleine Dialektkunde: ´Schaffbux´ = stark abgetragene Hose, stellvertretend für das Outfit, das nur noch für Gartenarbeit oder andere häuslichen Aktivitäten verwendet wird. Demzufolge ist die ´Gudd-Bux´ oder ´Gute Hose´ das repräsentative Kleidungsstück, mit dem der Saarländer ´vors Loch´, also aus dem Haus geht. Aus seligen Bergbauzeiten gibt auch noch die ´Hin unn Her-Bux´, aber das würde jetzt zu weit führen).
Hier zeigt sich am kleinen Saarland mal wieder sehr deutlich, dass die Regierung mit ihrem Festhalten an der 7-Tages-Inzidenz absolut auf dem Holzweg ist. Denn wie schon zu unzähligen Gelegenheiten von mir geschrieben bewahrheitet sich einmal mehr alte Corona-Weisheit: ´Wer viel testet, findet viel´.