Bornierte Arschlöcher

Mit der Überschrift möchte ich meine sprachliche Entgleisung auch schon wieder beenden. Soll sie doch nur ausdrücken, dass mir inzwischen die Eloquenz fehlt, um meinen Unmut über die Beteiligten am Corona-Beschlusswahnsinn in die passenden Worte zu gießen. Es hat über 15 Stunden gedauert, bis die Bundeskanzlerin und ihre Ministerpräsidenten gestern beim Corona-Gipfel zu einer Einigung gekommen sind. Wobei Einigung extrem übertrieben ist. Es ist eigentlich ein ´weiter so!´ mit einem traurigen Höhepunkt der Hilflosigkeit an Ostern. Vom 01. bis 05. April, also ab Gründonnerstag bis Ostermontag soll das öffentliche Leben ruhen, wobei die Supermärkte und Lebensmitteleinzelhändler, wie auch sonst vor und zwischen den Feiertagen geöffnet sind. ´Essen to go´ ist von den Regelungen natürlich nicht betroffen. Von den berühmten ´unnötigen´ Reisen und Veranstaltungen wie Präsenzgottesdiensten wird abgeraten. Letzteres wird ein Großteil der Einwohner der Bunten Republik Deutschland ohnehin nicht interessieren. Dazu kommen wieder die üblichen Vorgaben, wo und wie viele Menschen sich in Gruppen treffen dürfen, an die sich ohnehin keiner hält. Anders ausgedrückt, da sitzen Regierungspolitiker bis tief in die Nacht bei Obstsalat und Süßigkeiten zusammen und entscheiden…nichts! Im Gegenteil, sie haben es noch einmal geschafft auf den Kackhaufen an stinkender Sinnlosigkeit und Kontraproduktivität noch einen Kringel draufzusetzen. Man kann nur hoffen, dass herauskommt, dass bei der Sitzung gestern der Alkohol in Strömen geflossen ist. Ansonsten wären Beschlüsse, wie die Bevölkerung an Ostern unabhängig vom Wetter in geschlossenen Räumen zum fröhlichen Durchseuchen einzusperren und draußen, wo nachweislich keine Ansteckung stattfindet, Verweilverbote auszusprechen nicht zu erklären. Noch besser die glorreiche Entscheidung, die Feiertage um einen Tag, nämlich den Gründonnerstag, zu verlängern, damit die Leute davor und danach noch geballter in die Lebensmittelläden strömen. Glückwunsch! Soviel Idiotie findet man noch nicht einmal im Hochsicherheitstrakt einer Geschlossenen.

Es ist fast schon vulgär, wie heute alle Ministerpräsidenten nacheinander vor die Mikrofone traten und alten Wein in noch älteren Schläuchen verkauften und sich noch dazu an Erklärungen versuchten, wieso man zwar nach Malle reisen darf, aber nicht an die deutschen Küsten (Anm.d.Red.: Ich habe mir die Pressekonferenz von Markus Söder heute im Nachgang zur gestrigen Sitzung erst gar nicht angetan, da ich inzwischen befürchte, von dem immer gleichen Gesabbel von Alternativlosigkeit, gespickt mit Angst, Drohungen und Lüge einen Gehirnschlag zu bekommen). Traurig dagegen ist es einmal mehr, wie harmlos die Reaktionen der Betroffenen ausfallen. Die emotionale Bandbreite lag einmal mehr zwischen Verwunderung (Anm.d.Red.: Bischofskonferenz zum Abraten von Präsenzgottesdiensten an Ostern), sanfter Kritik (Anm.d.Red.: FDP) und überschaubarer verständnisvoller Frustration (Anm.d.Red.: Gastronomie und Hotellerie zum Fortgang des Lockdowns). Wenn das wirklich alles ist, was an Widerstand sich in diesem Lande formiert, dann haben wir es nicht besser verdient.

Vielleicht ist es aber auch nur die stark geschönte Horrorversion, die in den Medien erzeugt wird, um Schlimmeres zu verhindern. Einige Indizien deuten zumindest darauf hin, dass das Stimmungsbarometer im Land deutlich tiefer liegt. Alle kritische Stimmen, die heute zu Wort kamen, äußerten sich doch sehr zurückhaltend.

Dagegen sind die paar Virologen und andere Fachleute, die gestern noch einen Strategiewechsel hin zu neuen Kennzahlen fordern durften, alle aus dem Programm genommen und haben wieder denjenigen Platz gemacht, die dem Volk das Gefühl geben sollen, Beschlüsse der Regierung wären mehr wert, als das Papier auf dem sie stehen. Alle nörgeln ein wenig rum, aber niemand zeigt klare Kante. Ein weiteres Indiz, dass die Mainstreammedien klare Vorgaben haben, die Stimmung in Richtung der Regierung zu beeinflussen, ist die Weise, mit der diese unsäglichen repräsentativen Telefonumfragen heute wieder formuliert waren. Ich wüsste zumindest nicht, wie ich mir eine ´ja/nein´-Frage der Güte ´Gehen ihnen die Corona Beschlüsse weit genug?´ anders erklären sollte.

Gut, kein Mensch mit Resthirn beteiligt sich an solchen Umfragen, insbesondere, wenn er schreien will ´Ja, ihr Vollpfosten, viel zu weit und viel zu sinnlos!´. Darum geht es aber auch nicht. Wichtig ist, dass am Ende dort steht, dass drei Vierteln der Anrufer die Maßnahmen noch nicht weit genug gehen. Da ist es vollkommen unwichtig, dass am Ende die Art der Fragestellung und nicht die Volksstimmung das Ergebnis bestimmt hat (Anm.d.Red.: Mich hätte mal interessiert, wo das Volk wirklich steht, aber dafür hätten andere Fragen gestellt werden müssen. ´Halten sie die Maßnahmen für sinnvoll?´ oder ´Sind sie für einen Strategie-Wechsel in der Corona-Politik?´ wären zwar auch in einem gewissen Maße manipulativ, allerdings hätte man  hinterher wenigstens gewusst, wieviel Prozent der Bevölkerung hinter den Maßnahmen stehen). Mit solchen Fragen bekommt man keine zufriedenstellenden, sondern die erwünschte Antwort, von der man sich erhofft, sie hält die uninformierten Mitläufer im Volk bei der Stange.

Die ´Vorsichtigen´, allen voran Markus Söder haben sich laut Regierungssprechern gestern beim Corona-Gipfel durchgesetzt, was nichts anderes heißt, dass mittelfristig kein Strategiewechsel zu erwarten ist. Ich finde es ohnehin schon provokativ, wenn Helge Braun als fleischgewordene Risikogruppe Stellung zu Corona-Themen nehmen darf. Hat irgendwie ein Geschmäckle. Heute Morgen hat er dann aber den Vogel abgeschossen, als er sich vor die Kamera stellte und das unsägliche Motto ´#Wir bleiben zu Hause an Ostern´ propagierte und mal wieder mit der Regierungs-Möhre des kurzen, aber harten Lockdowns wedelte. Braun wörtlich: ´Die Osterruhe soll der Bevölkerung den Sommerurlaub ermöglichen´. Welchen Einfluss sollen verfickte 5 Tage im Hinblick auf das Infektionsgeschehen 3 Monate später haben? (Anm.d.Red.: Im Sommer macht die Pandemie ohnehin Pause. Somit ist Sommerurlaub ein ohnehin ein einfach zu machendes Versprechen, auch wenn es nichts mit Ostern zu tun hat. Wie schon im letzten Jahr wird man sich hüten, in den Sommerferien eine Reisewarnung auszusprechen, wenn der Osmane gen Heimat aufbricht. Bin gespannt, wann zum ersten Mal wieder die deutschen Partytouristen als Sündenbock herhalten müssen). Wieso redet die Pachyderme überhaupt von einem kurzen Lockdown. Keine Ahnung, wo sich Helge Braun die letzten Monate rumgetrieben hat, beim Joggen im Park sicher nicht, aber ich zumindest war die letzten Monate meist zu Hause, weil wir seit November in einem ´kurzen´ Lockdown vegetieren. Sollte uns seinerzeit eigentlich auch nur das Weihnachtsfest ermöglichen. Gebracht hat er allerdings nichts. Wenn die Infektionszahlen niedrig waren, hat man sich in der Regierung auf die Schulter geklopft, ob ihrer klugen Entscheidung, gingen die Zahlendagegen, wie um Weihnachten und nun seit ein paar Wochen wieder hoch, ist es die Schuld der Bevölkerung, die zu fahrlässig ist und die geltenden Regelungen nicht genügend beachtet hat.

Das Fatale an der jetzigen Situation: Es wird sich auf lange Sicht nichts an den Corona-Regeln ändern. Wir werden bis in alle Ewigkeit mit Beschränkungen leben müssen, weil die versprochenen Segnungen der Impfung nicht die prognostizierte Lösung all unserer Probleme darstellen wird.  Anders ausgedrückt, ohne einen komplett neuen Ansatz, werden uns die AHA-Regeln bis ins Grab erhalten bleiben und ich rede dabei nicht von einem vorzeitigen Corona-Tod in einer der nächsten Wellen. Dumm nur, dass vorher ein paar lieb gewonnenen Freunde sterben werden: Mein Lieblings-Grieche, die kleine Boutique um die Ecke oder das Brauhaus, mit dem schönen Biergarten, in dem man bei der letzten WM noch Public Viewing (Anm.d.Red.: Was war das noch gleich?) machen konnte.

 

Weitere Details, wieso die Maßnahmen nicht nur idiotisch sind, sondern an der Gesamtsituation auch langfristig nichts ändern werden, gebe ich dann morgen. Nachdem ich eben mitansehen musste, dass Markus Söder neben der Volksverarschung in Vollzeit offensichtlich noch die Zeit findet im Bayrischen Landtag, ein Licht der Erinnerung für die Corona-Toten zu entzünden und eine einsame Geigerin mit Maske, eine traurige Weise fiedelte, habe ich meine Motivation für heute verloren (Anm.d.Red.: Bitte nicht falsch verstehen, jeder Tote ist immer eine Tragödie. Aber zum wiederholten Male: Die meisten davon sind nicht wegen Corona gestorben, sondern aus einer tragischen Verkettung von Vorerkrankungen und/oder hohem Alter, an dessen Ende das Virus stellvertretend für alles andere stand, was das Leben sonst so beendet. Außerdem sind es Ereignisse, die man mit der Familie und Freunden durchsteht, während das Schmierentheater im bayrischen Landtag die Opfer instrumentalisiert). Bei George Orwell waren in ´1984´ganze Abteilungen damit beschäftigt, nachträglich Zeitgeschichte in den Archiven so zu verändern, dass es stets so wirkte, als hätten die Herrschenden rückblickend alles richtig gemacht und es auch nie Widerstand gegeben. Indem schon während der Pandemie ein Markus Söder hierzulande damit beginnt die Schrecklichkeit der Corona-Pandemie zu überhöhen, will er diese Fiktion aus ´1984´ offensichtlich rechts überholen und die Alternativlosigkeit der eigenen Handlungen schon heute in die Geschichtsbücher meißeln. Schöne Bilder von Politikern mit betroffenen Gesichtern beim Kerzchen-anzünden für die Ewigkeit in HD aufgenommen, in der heimlichen Hoffnung so eine schöne Gedenktafel zu bekommen, wie sie Willy Brandt nach seinem Kniefall am Denkmal der Helden des Warschauer Ghettos bekam. Allerdings fand diesen Politiker damals authentischer. Wenn ich genauer darüber nachdenke ist die Parallele gar nicht so weit hergeholt. Ich bin gespannt, wann der Begriff des ´Pandemie-Leugners´ unter Strafe gestellt wird. Zum Glück bin ich ein ausgeglichener Mensch, sonst würde ich den Tag auf der Couch beenden, vor Wut und Hilflosigkeit zitternd.