Ich mache mir ernsthaft Sorgen, dass ich langsam, aber sicher einen Homeoffice-Koller bekomme. Das erkenne ich daran, dass die, immer gleichen, wenig zielführenden Aussagen und Handlungen der Protagonisten in der Corona-Pandemie bei mir inzwischen Aggressionen erzeugen. Allen voran wären da die Regierungspolitiker zur Notwendigkeit des Lockdowns, der Impfung und Schnelltests überall und nirgends sowie die einseitige Berichterstattung der Medien zu nennen. Aber auch das resignierte Akzeptieren der Situation von Unternehmern und Bevölkerung tragen nicht gerade zu meinem Wohlbefinden bei. Als heute die Bundespressekonferenz wie üblich mit den Worten startete, ´wir sind regierungsunabhängig und dreimal die Woche kommen die Regierungssprecher, um uns, den Reportern, Rede und Antwort zu stehen´, habe ich einem fast unwiderstehlichen Impuls widerstanden, einen Schuh in den Fernseher zu schleudern. Nur meine übermenschliche Selbstbeherrschung hat mich daran gehindert (Anm.d.Red.: Könnte aber auch daran gelegen haben, dass ich im Homeoffice nur Latschen trage).
Ein weiteres Indiz dafür, dass ich persönlich dringend zurück zu einer ansatzweise normalen Lebensweise kommen sollte, ist die Feststellung, dass mich inzwischen auch Ereignisse auf Nebenkriegsschauplätzen aggressiv machen, die ich bislang hervorragend als bedeutungslos ignorieren konnte. Mich erfasst schon fast eine körperliche Übelkeit, wenn ich aus Versehen einen ganzen Werbeblock im Fernsehen miterleben muss. Ich weiß noch nicht, ob ich es unerträglich oder lächerlich finden soll, wie auch hier versucht wird, mit aller Macht ein politisch korrektes Bild von Deutschland vorzugaukeln. Das fängt an beim stressmäßigen Verwenden des Gender-Sternchens, wie es Babbel hinsichtlich seiner Sprachexperten*innen verwendet und geht weiter mit dem Onlinehändler Amazon, der zwar hierzulande keine Steuern bezahlt, aber mit seiner muslimischen Controllerin mit besonders streng gebundenen, wie unmodischem Kopftuch sein Bekenntnis zum Multikulti-Standort Deutschland auszudrücken sucht. Überhaupt muss streng darauf geachtet werden, dass immer ein ausgewogener Anteil von Männern und Frauen gezeigt wird und auf keinen Fall dürfen dabei Stereotypen erzeugt werden. Kein Jobportal bewirbt sich, ohne die Gesichter aller verfügbaren Ethnien zu zeigen, neuerdings auch gerne ausgestattet mit den Insignien aus den gerade angesagten Heldenberufen, wie der Alten- und Krankenpflege und ohne das homosexuelle Quotenpärchen traut sich weder eine Partnerbörse noch ein Hersteller von Sexspielzeugen in den Werbeblog.
Bei der Bewerbung von Konsumgütern dagegen könnte der unbeteiligte Beobachter den Eindruck bekommen, jeder noch so kleinen biodeutschen Familie wäre per Dekret eine Minderheit zugeteilt worden. Der Besucher aus dem Ausland wird angesichts dieser Bilder überzeugt sein, dass hierzulande keine Familie mehr gegründet werden darf, wenn nicht mindestens der Schwippschwager afroamerikanischer, asiatischer oder anderweitiger Herkunft ist. Aussehen egal, Hauptsache der Betreffende ist auf den ersten Blick nicht als Deutscher zu erkennen. Es sei denn man sitzt im Rollstuhl oder ist blind. Dann werden, wie in der Werbung von Milka auch rotblonde, blasse Kinder gecastet und dürfen, unter den tränennassen Augen der Eltern Ostereier suchen.
Es versteht sich von selbst, dass jegliche Gewalt oder sonstige jugendgefährdende Darstellung aus der Werbung zu verbannen ist. Die Jugend von heute spielt zwar die härtesten Ballerspiele und wird mit Pornos im Internet zugeschissen, aber LU schneidet aus seiner Werbung für Schokoladenstäbchen den Teil heraus, bei dem Godzilla einen Stromschlag bekommt, als das Monster einen Strommast für einen Snack hält. Der Online-Makler Homeday ersetzt die Darstellung seines ´Provisionsschmerzes´, die bisher durch den Griff in einen Kaktus oder das Auflegen der Hand auf einen heißen Grill offensichtlich viel zu brutal visualisiert wurde, inzwischen durch einen Basketball, der der Betreffenden aus 30cm Höhe auf den Kopf fällt oder einen Sektkorken, der dem Unglückseligen in Zeitlupe an die Wange fliegt. Fehlt nur noch das Kleingedruckte am unteren Bildrand, in dem explizit darauf hingewiesen wird, dass bei dieser Werbung keine Menschen oder Tiere zu Schaden kamen. Überhaupt stehen diese unsäglichen, kaum lesbaren Bemerkungen am unteren Bildrand am treffendsten für den Zeitgeist, der von der Ablehnung jeglicher Verantwortung des Individuums für das eigene Tun geprägt ist. Da zeigen 10-jährige Mädchen dem Papa einen ´Daumen hoch´ und suggerieren damit, wie leicht es ist in Immobilien zu investieren, während am unteren Bildrand kaum leserlich geschrieben steht `Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen´.
Natürlich hat auch Corona die Werbung verändert. Das sieht man besonders gut in den Werbeblöcken von Nachrichtensender, wie ntv oder welt. Zunächst enthalten sie fast ausschließlich Werbung für Produkte, die im Internet zur Verfügung stehen. Der traurige Beweis dafür, dass der Einzelhandel nie wieder zu dem Zustand vor Corona zurückkehren wird. Zwischendurch werden alle, die im Lockdown spielsüchtig geworden sind, von Spiele- und Wettportalen wie Wunderino und tipico daran erinnert, dass sie mal wieder ihr letztes Kurzarbeitergeld aus dem Fenster werfen sollten (Anm.d.Red.: Im Falle von tipico werden, neben den Spielern des FC Bayern immer nur Schwarze und Osteuropäer gezeigt. Keine Ahnung, ob das die größte Zielgruppe darstellt, aber meiner Meinung nach erfüllt es den Tatbestand der Diskriminierung, da es suggeriert, diese Menschen wären in Sachen Glücksspiel besonders anfällig). Sollte dann noch Geld übrig sein, darf man es gerne für Schneeleoparden und Elefantenbabys spenden, denen böse Menschen mit Gewehren nach dem Leben trachten. Offensichtlich spekuliert man auf Reste der Corona-bedingten anfänglichen Solidarität. Ein Eindruck, der sich verfestigt, wenn kurz darauf die Spendenaufrufe für verhungernde Kinder in Afrika über den Bildschirm flimmern (Anm.d.Red.: Auf die Corona-Solidarität zu setzen ist umso zynischer, wenn man sich daran erinnert, dass es ausgerechnet der Lockdown war, der Millionen Kinder erst in diese hoffnungslose Lage gebracht hat).
Ist das Geld dann aufgebraucht, kein Problem! Dafür gibt es ja Halsabschneider wie den Online-Autohändler ´wirkaufendeinauto.de´, der sich anschließend mit dem Slogan ´So verkauft man Autos heute´ bewirbt (Anm.d.Red.: Nee, macht man nicht! Ich habe letzten Monat ein Auto bewerten lassen. Kamen 6.700€ bei raus. Verkauft habe ich es dann an Privat für 9.100€. Dankenswerterweise bekomme ich seitdem von der verkackten Webseite eine Erinnerungsmail nach der anderen, ob ich denn vergessen hätte, das Auto zu diesem sensationellen Preis bei ihnen abzugeben).
Die Werbung zeigt sehr gut das eigentliche Problem der Political Correctness-Bewegung: Je mehr sich Gutmenschen bemühen ein rosarotes Bild unserer Zeit herbeizureden und vorzugaukeln, umso verbitterter wird man als Realist in welch konträrem Verhältnis die Wirklichkeit steht. Es reicht eben nicht den Rassismus aus dem Wortschatz zu verbannen, um ihn zu besiegen. Darüber hinaus ist die übermäßige Beschäftigung mit Minderheiten auch eine Art Diskriminierung. Wäre man integriert, müsste man nicht darüber quatschen. In meinem Fall erzeugt diese hemmungslose Schönmalerei eher Wut, weil man dadurch erst erkennt, wie wenig Taten den schönen Worten folgen.
In den letzten Tagen dürfte es dem geneigten Leser auch sonst aufgefallen sein, dass ich mich mit den Beiträgen zur Political Correctness doch sehr weit von der eigentlichen Intension des Corona-Blogs entfernt hatte. Allerdings ist ein gewisser Zusammenhang zwischen Corona auf der einen Seite und dem verstärkten Insistieren auf politisch korrekten Themen nicht von der Hand zu weisen und sicher auch kein Zufall. Es macht für die Corona-Verantwortlichen auch viel Sinn. Zunächst einmal hört sich jegliche Kritik, die sichtlich bemüht zu einer antidiskriminierenden Formulierung rundgelutscht wurde, für den unabhängigen Betrachter schon per se mehr nach gut gemeintem Vorschlag in Richtung des Adressaten an, denn nach vernichtender Kritik durch Offenlegung von signifikanten Verfehlungen (Anm.d.Red.: Der Ton machte auch schon die Musik, lange bevor man darüber nachdachte, ob es Mütter oder besser Väter*innen heißen sollte, denn die wohlfeile Wahl der Anrede ´Sie´ oder ´Du Arschloch´ konnte zu allen Zeiten einen großen Unterschied auf die Außenwirkung von Kritik nehmen. Erinnert übrigens sehr an Corona selbst, wo eine kleine Präposition einen großen Unterschied bei den Todeszahlen macht). Zum anderen muss man sich nicht mit den eigentlichen Argumenten beschäftigen, wenn man die Kritiker der eigenen Corona-Politik auf Nebenkriegsschauplätzen binden kann. Es kommt nicht von ungefähr, dass Politiker wie Markus Söder Corona-Kritik mit Rassismusvorwürfen verknüpft haben. Indem er die Betroffenen zunächst in die rechte Ecke drängte, war es nur noch ein kleiner Schritt zum Antisemitismus (Anm.d.Red.: Demselben Zweck diente auch die Wahl des Ausdrucks `Corona-Leugner´, der eine bewusste Assoziation zum Holocaust-Leugner nahelegt. Siehe dazu auch mein Blog vom 01.02.21, ´True Lies´). Inzwischen wurde diese unsägliche Verdächtigung so oft von Söder und anderen Politikern wiederholt, dass niemand mehr über den fehlenden Zusammenhang stolpert. Merke: Je unsinniger eine Anschuldigung ist, desto schwerer wird es, sich dagegen zu verteidigen. Besonders, wenn sie sich erst einmal in den Köpfen festgesetzt hat (Anm.d.Red.: Selbst wenn man es schaffen würde eine Demonstration gegen die Corona-Politik frei von rechter Infiltration halten zu können, würde sie nichts bewirken, denn in den Köpfen der Bevölkerung hat die Regierung längst ein Bild etabliert, dass irgendwo zwischen Pegida in Leipzig und einem Rechtsradikalenaufmarsch in der Uckermark rangiert).
Manchmal frage ich mich, ob Markus Söder sich seiner Lügen noch bewusst ist oder er in Sachen Corona inzwischen selber glaubt, was er von sich gibt. Den Eindruck kann man jedenfalls bekommen, wenn er sich vor die Mikrofone stellt und im Zusammenhang mit der Aufhebung der Reisebeschränkung für Mallorca behauptet, von dort kämen viele Stimmen von Einheimischen, die nun einen Ansturm deutscher Touristen und damit ein Wiederaufflammen der Pandemie auf ihrer Insel befürchten. Was für eine dreiste Lüge oder zumindest das Aufblasen einer unqualifizierten Minderheiten-Meinung seitens unseres Corona-Heilandes. Die Mallorquiner leben zu über 70% direkt vom Tourismus und der Handwerker, Arzt oder Einzelhändler hat ohne die Urlauber ebenfalls nicht viel zu lachen. Es kann mir niemand erzählen, schon gar nicht Markus Söder, dass sich ein Spanier, der im Tourismus arbeitet, eine weiteren Tag Lockdown wünschen würde. Bevor keiner kommt, würden die Mallorquiner sogar den, einst verhassten Sangria-Eimer saufenden Vollassi bewirten. Hauptsache man hat endlich wieder Einnahmen.
Dagegen ist es keine Lüge, sondern traurige Realität, dass es Leute gibt, die unter ´#karl4gesundheitsminister´ fordern, dass Karl Lauterbach Jens Spahn beerben soll. Natürlich muss Jens Spahn weg, aber deshalb muss man noch lange nicht den Vollidiot zum Gärtner machen. Wenn diese Schreckensmeldung traurige Realität werden würde, ginge die rigide Lockdown-Politik in eine noch ruinösere Runde und die zarten Knospen eines Strategiewechsels hin zu Lockerungen auf Basis neuer Kennwerte, wie sie immer mehr Experten fordern, würden in einem sehr kalten Wintereinbruch erfrieren.