My name is Luca

Ich mag die Fantastischen Vier. Machen gute Musik und haben auch sonst bisweilen in den letzten 30 Jahren sinnvolle Sachen von sich gegeben. Wie ihre Meinung zu Corona ist, kann man nicht genau sagen, denn, wie so viele andere betroffene Künstler hält man sich zurück mit Meinungen zum Umgang der Regierung mit der Pandemie. Schließlich kann man als Kritiker schnell zwischen die Fronten geraten und als, eher linksorientierte Band sollte man jegliche Nähe zu rechten Gruppierungen vermeiden, auch wenn man eigentlich wissen sollte, dass nicht die Kritiker der Regierungsmaßnahmen per se rechts sind, sondern aus taktischen Gründen von Politik mit freundlicher Unterstützung der Medien dorthin geredet wurden.

So beschränken sich auch Thomas D, Smudo, Andy Y und Michi Beck auf den mehr weinerlich, als anklagenden Hinweis, dass man Musikern, Rowdies, Caterern und anderen Angestellten in der Veranstaltungsbranche, die darauf angewiesen sind, dass Bands wie die Fanta 4 Konzerte veranstalten, die Lebensgrundlage entzogen hat. Statt aber von den Schuldigen schnelle Öffnungen zu fordern, zumal die eigenen Fans zwar in die Jahre gekommen, aber definitiv noch nicht zur Risikogruppe gehören, unterstützt man dagegen lieber in der Person von Smudo den Lockdown-Wahnsinn, indem man sich Gedanken um Handy-Apps macht, die angeblich wieder ein normales Leben möglich machen würden.

Die App heißt ´Luca´ und wurde bereits vor Monaten vorgestellt, war dann aber wieder in der Versenkung verschwunden. Inwieweit Smudo wirklich an der Entwicklung beteiligt war oder nur sein prominentes Gesicht hinhält, kann ich nicht beurteilen. Im Grunde genommen ist es nichts Anderes als eine Tracking- und Melde-App auf dem Handy, die nachverfolgt, wo der Einzelne sich aufgehalten hat, um im Falle eines Corona-Ausbruches alle Nutzer der App warnen zu können, mit dem hehren Ziel eine unkontrollierte Verbreitung zu vermeiden. Im Gegensatz zur bekannten und glorreich gescheiterten Corona-App der Bundesregierung, die automatisiert Kontakte über GPS verfolgt und punktgenau jeden einzelnen Kontakt mit einem Infizierten erkennt und an den betroffenen meldet, arbeitet die Luca-App sowohl manuell, als auch grober. Manuell bedeutet, der Nutzer selbst QR-Codes scannen muss, um sein Bewegungsprofil zur Verfügung zu stellen. Diese QR-Codes hat er entweder selbst im Falle von Privattreffen erstellt oder Veranstalter in Kultur, Gastronomie oder Einzelhandel haben sie dafür in Geschäften entsprechend angebracht (Anm.d.Red.: Entweder bei kleinen Locations nur jeweils am Ein- und Ausgang, bei größeren Veranstaltungen, zumindest wenn man eine unkontrollierte Durchmischung vermeiden kann, wären sogar mehrere voneinander getrennte Bereiche mit separaten Eingangs-Codes vorstellbar. Das wären in einem Restaurant beispielsweise die einzelnen Tische und der Besucher würde nur einen gemeinsamen Ausgangscode beim Verlassen der Location zum Auschecken verwenden). Ziel ist es eine Art Bewegungstagebuch zu erstellen, dass bei einem positiven Corona-Fall eine entsprechende Verfolgung gewährleistet, indem die App alle Nutzer und auch das Gesundheitsamt entsprechend informiert. Wer nun denkt, dass ihm die Sache bekannt vorkommt, liegt richtig. So neu und innovativ, wie die Medien in diesen Tagen die Luca-App darstellen, für die Smudo sein prominentes Gesicht hinhält, ist sie allerdings nicht. In der Schweiz ist diese Art der Kontaktverfolgung schon lange Standard, allerdings meinen Beobachtungen zur Folge, wird sie kaum genutzt (Anm.d.Red.: Siehe mein Blog vom 24.02.21, `Schifoan´). Eines der Hauptprobleme dabei: Während die Corona-App der Bundesregierung nur direkte Kontakte zu Infizierten erfasst, die mit kleinem Abstand und länger als 15 Minuten stattgefunden haben, würde die Luca-App beispielweise bei einem Fußballspiel tausende als potentielle Corona-Infizierte zum Testen auffordern oder gar in Quarantäne schicken, selbst wenn nur ein einziger Corona-Infizierter, der zu dem Zeitpunkt vielleicht noch nicht einmal ansteckend gewesen war, auf dem riesigen Areal rumgelaufen ist. Wie soll das in der Realität funktionieren? Vielleicht kann man so ein kleines Friseurgeschäft überwachen. Allerdings kann man dann auch die App der Bundesregierung nutzen.

Während die Gesellschaft bei der deutschen Corona-App Datenschutzbedenken vorschiebt, um diese Software nicht nutzen zu müssen, dürften bei der Luca-App die wahren Gründe ans Licht kommen, wieso kaum einer Interesse an einer Nutzung solcher Angebote hat. Wenn die bloße Anwesenheit auf einer Veranstaltung das Risiko birgt, sich plötzlich in den Mühlen der Corona-Maschinerie mit Schnelltest und Quarantäne zu befinden, nur weil auf dem Event ein Teilnehmer mit positivem Corona-Test rumgelaufen ist, wird man sich zweimal überlegen seinen Namen in den Hut zu werfen (Anm.d.Red.: Wie gesagt, ein positiver PCR-Test sagt, entgegen der ständig wiederholten Halbwahrheit der Regierung, nichts über eine Erkrankung aus, sondern nur über eine vorhandene Viruslast).

Da die App in Deutschland freiwillig ist und das Mitführen eines Handys Voraussetzung, wird sie Veranstalter, Einzelhändler und Gastronomen auch definitiv nicht vom Führen der berühmten Papierlisten für Batman, Donald Duck und Vater Abraham entbinden. Somit muss man sich fragen, wieso das Thema ausgerechnet jetzt wieder durch die Medien geistert und auch in einigen Städten in Baden-Württemberg getestet werden soll. Die Erklärung ist einfach und wie immer sehr frustrierend. Jetzt, da die Regierung, allen voran Jens Spahn von einem Fiasko ins andere taumelt, wurde die Luca-App wieder aus dem Hut gezaubert und als eines der Allheilmittel gepriesen, die der Bevölkerung wieder mehr Normalität bringen sollen. In Wahrheit ist es aber eine weitere der berühmten Durchhaltemöhren, die dem deutschen Michel vor die Nase gehalten wird, damit er weiter beim Hoffen auf Lockerungen brav im Lockdown verharrt. Tatsache ist, dass es bestimmt nie eine App geben wird, die ansatzweise das leistet, was die Bundesregierung zum Umdenken bewegen könnte. Einfach, weil die Bundesregierung gar kein Interesse an einem Strategiewechsel hat.

 

Sorry Smudo, dein Antrieb mag ehrenhaft gewesen sein und deine Ziele ebenso, spielen aber letzten Endes keine Rolle und nur der Regierung in die Karten. Solange über einen neue App als Hoffnungsträger in der Pandemie diskutiert wird, die noch dazu von einem beliebten Popband gepusht wird, übersieht der deutsche Michel nicht nur die Defizite der Anwendung, sondern vergisst auch sich über seine missliche Lage zu beschweren. Somit rangiert die Initiative leider irgendwo zwischen sinnlos und Lockdown-fördernd.