Ist das alles noch dumm oder schon dreist?

Ich grüble schon wieder über die Unverfrorenheit, mit der Ungereimtheiten in der Corona-Pandemie einfach als Elefant im Raum stehen, aber weder von den Verantwortlichen erklärt noch von den Medienvertretern hinterfragt werden. Gestern hat es in Osnabrück einen Corona-Ausbruch in einem Altenheim gegeben. Drei Pfleger und elf Bewohner haben sich mit der britischen Corona-Mutante infiziert. Man attestierte allen Betroffenen leichte Erkältungssymptome und keine Atembeschwerden, also zusammengefasst einen milden Verlauf. In der Reportage wurde allerdings betont, dass alle Bewohner bereits die zweite Impfung erhalten hätten und man nun besorgt wäre, inwieweit der Wirkstoff auch gegen die Mutationen wirken würde (Anm.d.Red.: Inwieweit die drei infizierten Pflegekräfte geimpft waren, wurde natürlich nicht thematisiert. Dabei wurden durchaus schon überschüssige Impfdosen dafür verwendet. Ich hätte mir die Info gewünscht, sagt sie doch einiges über den möglichen Infektionsverlauf aus).

Was genau ist mein Problem? Erinnern wir uns zurück an die Aussage des Ethikrates in seiner Pressekonferenz zu Impfvergünstigungen aus der letzten Woche (Anm.d.Red.: Siehe mein Blog vom 04.02.21, `Vom Leben und Impfen´): ´Eine Impfung reduziert nur die Wahrscheinlichkeit auf schwere Verläufe, gibt aber keine Garantie, nicht doch an Corona zu erkranken´. Es hätte mir damals schon auffallen müssen. Wenn die Aussage in dieser Form korrekt ist, was auch durch den Ausbruch in besagtem Altenheim gestützt wird, wieso wird insbesondere in den Stellungnahmen von Jens Spahn immer der Eindruck vermittelt, die Impfung wird zum Schutz vor Corona verabreicht? Ich bekomme immer mehr den Eindruck, dass hier dem Impfstoff vielleicht nicht böswillig Fähigkeiten nachgesagt werden, die er gar nicht hat, aber auch nicht explizit darauf hingewiesen wird, was er nicht zu leisten vermag. Dadurch erzeugt man in der Bevölkerung ein komplett verzerrtes Bild der Realität und vor allem der Zukunft. Es wird nicht vorbei sein, wenn alle geimpft sind. In Wirklichkeit werden wir maximal dieses Corona-Virus und seine Mutanten in der aktuellen Corona-Saison beeinflussen und die schweren Verläufe reduzieren. Zur nächsten Welle im Herbst muss dann aber die Bevölkerung schon wieder Gewehr bei Fuß an der Impfspritze stehen. Je nach Aggressivität der Corona-Variante 2021/22, dann bestenfalls mit Maske und schlimmstenfalls vor geschlossenen Geschäften, Restaurants und Kneipen. Das ist jetzt der Punkt, an dem ich mir Sorgen mache, dass es nie mehr wird wie vor Sars-CoV-2.

Auch wenn der Impfstoff schon keine ewige Immunität leisten kann und wahrscheinlich auch nicht davor schützt, dass geimpfte Überträger sind, liefert das Altenheim in Osnabrück gerade Hinweise, dass er eventuell in akzeptablem Maße vor schweren Verläufen schützt. Anders ausgedrückt, die Regierung müsste mit diesem Wissen umgehend einen Strategiewechsel einleiten, spätestens jedoch dann, wenn alle Risikogruppen geimpft sind. Es ist nicht mehr zu ändern, dass sie  von Anfang an aufs falsche Pferd gesetzt hat und mit der Strategie der niedrigen Infektionszahlen uns vieler Freiheiten beraubt und die Wirtschaft ruiniert hat (Anm.d.Red.: Im Gegensatz zu dem von mir bevorzugten Ansatz, der den Risikogruppen maximalen Schutz bietet, aber den Rest der Bevölkerung das Recht gibt, für sich selbst zu entscheiden, wie sie Corona begegnen will. Bei 99,8% ohne schweren Verlauf oder gar Krankenhausaufenthalt wie bereits öfter erwähnt ein vertretbares Risiko). Wenn aber jetzt bis zu einer Impfrate von größer 70% weiter auf Beschränkungen der Gesamtbevölkerung gesetzt wird, mit allen negativen Konsequenzen für Wirtschaft und Individuum, werden die wahren Absichten der Regierung deutlich. Bei der Strategie geht es nicht mehr um den Schutz des vulnerablen Teiles der Bevölkerung oder der Entlastung des Gesundheitssektors, wenn es überhaupt je darum ging, sondern nur um Profite der Pharmaunternehmen und Machterhalt bis mindestens zur Bundestagswahl.

Derweil scheinen mit steigender Impfrate der vulnerablen Gruppen die Todeszahlen endlich zu sinken. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn gerade in den Altenheimen, wo in den letzten Wochen und Monaten die meisten Menschen gestorben sind, die mit Corona infiziert waren, wurden trotz Impfchaos bereits über 80% der Bewohner geimpft. Das sich die Regierung gleichzeitig mal wieder die Infektionszahlen schönrechnet, um den Lockdown rechtfertigen zu können, könnte uns dabei eigentlich egal sein (Anm.d.Red.: Wie immer an dieser Stelle der Hinweis, dass es sich nur um die  Zahl der positiven PCR-Tests handelt. Es ist eben nicht, wie die Regierung immer fälschlicherweise vermitteln will die wirklichen Zahl der Corona-Infektionen in Deutschland und kann jederzeit dadurch manipuliert werden, indem die Testkapazitäten variiert werden oder an bestimmten Orten verstärkt getestet wird. Bei erwiesenermaßen 90% symptomfreien Corona-Verläufen und nicht gemeldeter Erkrankungen kann man bekanntlich die Infektionszahlen des RKI locker mit 10 multiplizieren. Bisher konnte man, meiner Meinung nach auch, von den Todeszahlen auf die Infektionszahlen schließen. Seit etwa zwei Wochen muss man aber davon ausgehen, dass beide Werte sich nicht mehr synchron entwickeln. Während die Impfungen die Corona-Todeszahlen in den Risikogruppen senken - wohlgemerkt nur die, denn auch ohne Corona stirbt man vermehrt Ü90 – dürften sich die Zahl der Neuinfektionen wenig verändern. Das liegt nicht nur an dem unveränderten Sozialverhalten der Bevölkerung trotz Lockdown, sondern auch an den deutlich ansteckenderen Mutanten). Leider werden auf Basis dieser Fake-Zahlen auch die Inzidenzen berechnet. Am Ende kommt es also nicht darauf an, wie schön man die Infektionszahlen rechnet, sondern auf welchem Niveau die Kanzlerin und die Landesminister morgen beim Corona-Gipfel die Inzidenz-Grenzwerte festlegen werden, ab denen es endlich Lockerungen geben wird. Ich mache mir wenig Hoffnung, denn mit planmäßigem Vorgehen hat das Handeln der Beteiligten ohnehin schon lange nichts mehr zu tun und im Brunnen liegt das Kind für viele Unternehmer, Einzelhändler und Gastronomen ohnehin schon längst.

Wer sich gewünscht hat, die Bundeskanzlerin würde vielleicht mit steigenden Impfraten den Schutz vor Corona ein wenig mit dem Schutz von Freiheitsrechten und Wirtschaft kombinieren, sieht sich getäuscht. Schlimmer noch, Angela Merkel scheint neuerdings noch tiefer in den Panikstrudel zu geraten, hört sie doch inzwischen auf die Extremistentruppe, die sich unter dem Motto ´Null-Covid´ noch unrealistischere Ziele gesetzt hat, als ohnehin schon gelten und die ernsthaft glaubt, man könne ein Virus vom Angesicht der Welt tilgen (Anm.d.Red.: Siehe mein Blog vom 29.01.21, ´Wenn ich etwas zu sagen hätte…´).  

Ganz im Gegensatz dazu, hatte Österreich sich bereits bei einer Inzidenz von größer 100 letzte Woche zu einer Wiedereröffnung von Schulen, Friseuren und Einzelhandel entschlossen und diese Lockerungen seit gestern durchgeführt. Dabei setzt unser bergiges Nachbarland auf konsequente, tägliche und möglichst flächendeckende Schnelltests. Grundsätzlich hört es sich erst einmal argumentativ brauchbar an, überall und permanent zu testen. Ich halte bekanntlich zwar nur eine 100% Testung zum Schutz vulnerabler Gruppen für zielführend, kann aber an einer darüber hinaus gehenden Testung nichts Negatives finden. Allerdings wurde meine Hochachtung für die Schluchtenscheißer gleich wieder gegen null katapultiert, als ich gestern Abend in einer Reportage erfahren musste, dass die umfassende Teststrategie der österreichischen Regierung vor allem auf Schnelltests beruht, die der brave Bürger selbst durchführen soll (Anm.d.Red.: Wohlgemerkt reden wir nach wie vor von den Schnelltests, die eine fachmännische und unangenehme Probenentnahme sehr weit hinten an der Rachenhinterwand erfordern. Die gerade vorgestellten Tests mit niedriger Nachweisgrenze sind definitiv noch nicht in ausreichendem Maße verfügbar. Alles nachzulesen in meinem Blog vom 29.01.21, ´Wenn ich etwas zu sagen hätte…´).

 

Schüler werden beispielsweise nicht etwa morgens von Fachleuten vor den Schulen getestet. Unverständlicherweise soll das bereits zu Hause erfolgen. In der Theorie durch die Eltern oder bei größeren Schulkindern mittels Selbsttest. Es dürfte unnötig sein zu erwähnen, dass das selbstbestimmte Vorschulkind in besagter Reportage dabei nicht einfach den Mund zum Test öffnet, sondern dank der modernen Erziehungsmethoden und sehr zu Lasten der Aussagekraft des Testes selbst mit dem Teststäbchen irgendwo im Mund rumreiben darf. Ich denke es erübrigt sich jegliche weitere Diskussion über die Aussagekraft solch infantiler Corona-Tests. Der interviewte Vater hat dann auch sehr schön die Sachlage am Frühstückstisch gegenüber dem Journalisten zusammengefasst. Nachdem er die Proben, wenig überraschend, negativ ausgewertet hatte, die er zuvor wenig fachmännisch seinen sechs- und achtjährigen Töchtern mit Engelszungen aus dem Mundraum geleiert hatte, stellte er nur nüchtern fest: ´Ich weiß jetzt nicht, wie aussagekräftig das Ergebnis ist´. Nun ja, was soll ich sagen? Heute noch gar nichts, aber spätestens in zwei Wochen wird es heißen: ´Sauber Herr Kurz, willkommen zurück im Lockdown. Und jetzt geh scheißen!´