Vorwärts immer...

Die schrecklichen Drei saßen heute wieder mal in der Pressekonferenz. Jens Spahn, Klaus Cichutek und Lothar Wieler äußerten sich zur Lage der Nation in der hausgemachten Corona-Krise. Bundesgesundheitsministerium meets seine gesponsorten Institute. Würde da noch Karl Lauterbach sitzen, könnte man sicherlich von einem sprunghaften Anstieg der Selbstmordrate in Deutschland ausgehen. So beschränkte sich der Teil der Audience, ohne Corona-weichgeklopftes Resthirn auf Kopfschütteln, ob der ewig gleichen Phrasen, angesichts eines Pandemieverlaufes, der kaum beeinflusst von Regierungsmaßnahmen unbeirrt seinen üblichen Verlauf nimmt: Corona ist schlimm, es waren harte Wochen des Lockdowns, Ärzte, Pfleger in den Krankenhäusern und Einrichtungen, Apotheker, Beamte des Gesundheitsamtes, Eltern, Lehrer, Kinder und Erzieherinnen sind Helden, wir dürfen uns jetzt nicht alles kaputt machen, weil die Mutanten ein großes Risiko sind,  das Virus ist nicht müde, AHA-Regeln einhalten, Impfstart war schwierig, Impfstoff ist toll und sehr gut erprobt und wir werden damit das Virus besiegen. (Anm.d.Red.: Einfach das Geblubber ignorieren und an meine Prognose denken:  Angesichts der üblichen, alljährlichen Corona-Kurve, dürften wir bis spätestens Anfang Mai, je nach den Frühlingstemperaturen, mit der zweiten und letzten Welle durch sein. In Australien ist auch gerade wenig los, nicht unbedingt wegen einer total tollen Pandemiebekämpfung, sondern schlicht weil dort Hochsommer ist! Sogar Brasilien hat mit überfüllten Stränden, schlechterem Gesundheitszustand der Bevölkerung und einem Corona-resistenten Präsidenten aktuell eine geringere Inzidenz als beispielsweise Frankreich).

Besonders Jens Spahn gibt bisweilen einen Müll von sich, dass man glauben könnte er hat in den letzten Monaten immer Candy Crush gespielt, wenn seine Experten ihm die Grundlagen der Virologie erklärt haben. Nicht dass das richtige Wiedergeben der Zusammenhänge etwas an dem grundsätzlichen Vorgehen der Regierung ändern würde und es mag von mir etwas erbsenzählerisch wirken, aber ich kann es nicht unkommentiert ertragen, wenn der oberste Chef des Bundesgesundheitsministerium die Basics nicht kennt. So hat er heute angemerkt, dass man dem Virus auf den Fersen sei und selbiges sich deshalb verändern würde, weil es in Deutschland bleiben will und im Zweifel ansteckender wird. Es mag angehen, dass dem gemeinen Volk solcherlei Quatsch irgendwie durchgeht, aber ich würde mir schon wünschen, dass der Bundesgesundheitsminister sich korrekt ausdrückt. Zunächst einmal werden wir das Sars-CoV-2 nicht besiegen, sondern es wird sich zu den anderen vier Corona-Familien gesellen, die es schon seit Jahren saisonal zum Herbst an die Tür klopfen und uns fortan immer bis zum Frühjahr auf die Klötze gehen. Mal mehr, mal weniger, je nach Aggressivität der neuesten Mutation. Heute hat Spahn zusätzlich den Eindruck vermittelt, beim Virus würde es sich um ein denkendes Wesen handeln, dass bewusst mutiert, um es seinen Verfolgern schwieriger zu machen es zu besiegen. Dabei sind Mutationen zufällige Fehler beim Kopieren der Virus DNA in der Zelle und haben nichts mit einem zielgerichtetem Taktikwechsel zu tun. Viren sind leblose Biopartikel, die nicht bewusst auf Einflüsse von außen reagieren. Niederträchtig, wenn Jens Spahn diese Formulierung gewählt hat, um die eigenen Leistungen wichtiger und einflussreicher erscheinen zu lassen, ein Armutszeugnis, wenn er es nach einem Jahr Pandemie wirklich nicht besser weiß.

Gut, nach Monaten der Sturheit war es etwas blauäugig sich mehr von dieser Pressekonferenz zu erwarten, aber ein einziges kleines Körnchen Neuigkeit, Einsicht oder Umdenken zum Umgang der Verantwortlichen mit Corona wäre schön gewesen, um zum Wochenende wenigstens ein wenig Hoffnung auf Lockerung in absehbarer Zeit zu bekommen. Leider hatten die Drei nichts davon im Gepäck und so dürfen wir uns für das Treffen nächste Woche zwischen Bundeskanzlerin und den angeschlossenen Ministerpräsidenten zum Thema Lockdown nichts anderes erwarten als das stoische Honeckersche Credo ´Vorwärts immer-Rückwärts nimmer´.

In dem Zusammenhang wäre es vielleicht eine gute Idee, wenn wir von unserer gemeinsamen Nationalhymne auf die alte DDR-Version umsteigen. Nach der Pandemie klingt für mich ´Einigkeit und Recht und Freiheit´ irgendwie zynisch, wenn man sich vor Augen führt, wie man einem ganzen Volk die Freiheitsrechte genommen und es gespalten hat. ´Auferstanden aus Ruinen` ist angesichts der zu erwartenden Lage Deutschlands nach dem Lockdown irgendwie ehrlicher.

 

In diesem Sinne, schönes Wochenende!