Unquantifiziert

Unqualifiziert! Dieses Wort existiert im Duden. In der aktuellen Corona-Krise machen viele Berufene und Zaungäste auch in Bezug auf ihre Wortbeiträge reichlich Gebrauch davon. Diejenigen, die auf der vermeintlich richtigen Seite der, von der Regierung gezogenen ´Roten Corona-Linie´ stehen, also die Befürworter des Infektionsschutzes für alle und zu jedem Preis, sind natürlich immun gegen dieses Adjektiv, haben sie doch ein Abonnement auf die Wahrheit. Die Kritiker der Maßnahmen oder gar Verfechter alternativer Vorgehensweisen, wie dem Schutz der vulnerablen Gruppen bei gleichzeitiger Rettung der Wirtschaft und der Freiheitsrechte der Bevölkerung, werden dagegen inflationär damit bedacht, in der Folge im besten Falle ignoriert, meist aber mit Rechtsradikalen und Verschwörungstheoretikern in einen Topf geworfen (Anm.d.Red.: Immerhin werden inzwischen stillschweigend einige gute Ideen übernommen, die von Corona-Kritikern seit Beginn der Pandemie gefordert werden. Auch wenn es ärgerlich ist, wenn sich die Regierung damit brüstet, nun die konsequente und 100%-ige Eingangskontrolle an medizinischen Einrichtungen sowie Alten- und Pflegeheimen mit Corona-Schnelltests anzugehen, obwohl dies seit Monaten verschlafen wurde. Gestern sehr schön zu sehen, als Verteidigungsministerin Kampf-Knarrenbauer sich mit Bundeswehrsanitätern präsentierte, die die Eingangskontrollen für Besucher und Pfleger in einem Altenheim übernommen hatten. Sehr schön, aber wieso erst jetzt? Man sollte als Corona-Kritiker wenigstens froh sein, dass bei konsequenter Umsetzung kurzfristig die Corona-Todeszahlen in den Risikogruppen, die sich gerade mit weit über 60% aus Alten- und Pflegeheimen rekrutieren, stark sinken werden. Natürlich werden diese hochbetagten Menschen mit teilweise multiplen Vorerkrankungen auch weiterhin den Weg allen Lebens gehen, aber eben ohne Corona Infektion. Damit verschwinden sie wieder vom Radar der Coronatiker und es besteht die Hoffnung auf Lockerungen für die Gesamtbevölkerung).

Ein Wort, dass es allerdings noch nicht gibt, aber speziell für die Corona-Pandemie erfunden werden müsste ist ´unquantifiziert´. Der Ausdruck ´quantifiziert´ existiert dagegen. Wird er im Zusammenhang mit einer Information oder Aussage genannt, kann davon ausgegangen werden, dass ein Zahlenfundament existiert, dass den Wahrheitsgehalt bestätigen kann. Vorausgesetzt die Zahlen sind korrekt. ´Gestern sind 903 Menschen an beziehungsweise mit Corona gestorben´, wäre ein gutes Beispiel einer solchen Information. An dieser Zahl ist nicht zu rütteln und somit haben Corona-Jünger wie Corona-Kritiker eine gemeinsame Datengrundlage, auf der diskutiert werden kann. Was nicht heißt, dass es auch getan wird.

Die Regierung ignoriert seit Kurzem erfolgreich die Todeszahlen, weil ihnen dadurch das Scheitern beim Schutz der Alten- und Pflegeheime unter die Nase gerieben wird. Sie brüstet sich dagegen lieber mit den sinkenden 7-Tages Inzidenzen, weil hiermit irgendwie der Erfolg des Lockdowns begründet werden kann. Für den Kritiker sprechen diese Zahlen allerdings eine andere Sprache. Da nicht davon auszugehen ist, dass sich die Sterblichkeit von Corona in der letzten Zeit erhöht hat, lässt die, seit Wochen konstant hohe Zahl der Corona-Opfer (Anm.d.Red.: Etwa 5000/Woche) nur einen logischen Schluss zu: Am Infektionsgeschehen hat sich seit Weihnachten wenig bis gar nichts geändert. Mit anderen Worten die Dunkelziffer steigt und es infizieren sich immer noch genauso viele Menschen mit Corona, wie schon vor den Lockdown-Verschärfungen und führen diese einmal mehr ad absurdum. Dagegen scheint sich aber die Teststrategie geändert zu haben, das heißt es wird zum einen weniger getestet (Anm.d.Red.: Seit Weihnachten zwischen 20und 50% weniger pro Woche, gemäß Zahlen des RKI) und zum anderen erfolgt dies offensichtlich weniger zielgerichtet als noch vor ein paar Wochen. Meine Einschätzung: Solange die Todeszahlen nicht sinken, mögen die, von den Medien gemeldeten Zahlen der positiven PCR-Tests zurückgehen, am realen Infektionsgeschehen ändert das nichts.

Wenn die Regierung Realitäten auf Basis quantifizierter Informationen nicht mehr ignorieren kann, werden sie einfach dementiert. So geschehen heute mit der Meldung der Bild-Zeitung und des Handelblattes, die herausgefunden haben wollen, dass der AstraZeneca Impfstoff besonders bei den Altersgruppen der über 65-jährigen eine lächerlich geringe Wirksamkeit von unter 10% haben soll (Anm.d.Red.: Die Medien haben dabei einmal mehr gezeigt, wie es um die unabhängige Berichterstattung bestellt ist. Hatte der Nachrichtensender ´Welt´ zunächst morgens noch mit der Schlagzeile ´Impfstoff wirkungslos?´ getitelt, wurde die Meldung bereits am frühen Vormittag mit ´Verwirrung um den Impfstoff´ überschrieben und ihr damit jegliche Brisanz genommen. Der Auslöser dürfte einmal mehr der berühmte Anruf beim Chefredakteur gewesen sein). Das Bundesgesundheitsministerium mag der Meldung zwar umgehend widersprochen haben und redet von einem Zahlendreher oder Fehlinterpretation. Ich bin jedoch skeptisch, denn wenn Medien in diesen Zeiten sich so überraschend weit mit Corona-Kritik aus dem Fenster lehnen, kann von einem gerüttet Maß an Wahrheit ausgegangen werden. Es wird interessant zu sehen, welche Wellen dadurch in den nächsten Tagen noch aufpeitschen und inwieweit sie der Mauer der Selbstherrlichkeit der Regierung etwas anhaben können.

 

Während sich kritische Medien wie heute Bild und Handelsblatt immer nahe an Zahlen halten müssen, um nicht ungehört zu bleiben, ist diese Übung für den gemeinen Corona-Skeptiker noch wichtiger, will er nicht Gefahr laufen als Verschwörungstheoretiker kriminalisiert zu werden (Anm.d.Red.: Mit Überraschung musste ich feststellen, dass ich als Corona-Kritiker seit letzter Woche auch verdächtigt werde, Anschläge auf Impfzentren zu planen. Offensichtlich weiß meine Regierung inzwischen besser als ich, was in meinem Kopf so vorgeht. Ich sollte mich zum Wohle der Gesellschaft besser vorbeugend zwangseinweisen lassen). Die Vertreter und Follower der aktuellen Corona-Strategie haben mit derlei Problemen nicht zu kämpfen und setzen stark auf die ´unquantifizierte´ Argumentation. Wie genau das abläuft erzähle ich dann morgen.