Alle 11 Minuten verliebt ein Single sich mit Parship und Flensburger Pils ist mit Küstengerste aus Schleswig-Holstein gebraut. Werbung lebt davon, dass man die Botschaften, die transportiert werden sollen, nicht weiter hinterfragt. Ansonsten würde man sehr schnell durchblicken, dass hier hauptsächlich Halbwahrheiten verbreitet werden. Es kann gut sein, dass ein Single sich in dem Zeitraum verliebt, da er ein Abonnement bei der Partnerbörse hat. Das dürfte unter anderem der Grund sein, warum der Anbieter inzwischen von ´auf´ zu ´mit´ umgeschwungen ist. Doch selbst wenn sich jemand dank Parship verliebt, wäre es sicher für die Perspektive einer gemeinsamen Zukunft hilfreich, wenn dieses Gefühl auch beim Adressat erwidert wird. Ob wir im Falle gegenseitiger ´Liebe´ dann immer noch bei 11 Minuten sind, sei allerdings dahingestellt.
Man kann also auch bei der Bierwerbung nach kurzem Nachdenken darauf kommen, dass es einer Monokultur mit diesem Getreide an unseren Küsten bedürfte, um überhaupt genug für die Flensburger Brauerei liefern zu können (Anm.d.Red.: So wie die weltweite Erdbeerernte nicht ausreicht, um für die gesamte Produktion an Joghurt die entsprechenden Früchte zu liefern und das Erdbeeraroma deshalb schon mal aus Holzspänen gewinnt, sind auch im beliebten norddeutschen Pils eher nur Anteile an Küstengerste aus Schleswig-Holstein zu finden). Solcherlei Phrasen werden in der Werbung sehr gerne genommen, weiß man doch, dass am Ende nur noch die Kernaussage ´Kauf mich´ im ohnehin Informations-überfluteten Gehirn des Durchschnittskonsumenten hängen bleibt.
So dürfte es dem Gros der Bevölkerung auch nicht aufgefallen sein, wie die Drogeriekette DM den Verbraucher beeinflusst. In ihren Werbespots gehen sie mit der Botschaft ´wir haben auch weiterhin für sie geöffnet´ hausieren und vermitteln damit den Eindruck, es wäre eine schwierige Entscheidung gewesen, allen Corona-Gefahren zum Trotz, der Bevölkerung ein solch altruistisches Geschenk zu machen. Transportiere Botschaft: Wenn wir schon so selbstlos sind, dann komm auch vorbei und kauft fleißig ein! Zum Glück bin ich keiner der anderen unglücklichen Einzelhändler und Gastronomen, denen die Regierung den Laden dicht gemacht hat, obwohl sie sicher dieselben oder gar bessere Hygienekonzepte als DM ausgearbeitet hatten. Denn es käme zumindest mir vor wie ein Schlag ins Gesicht, wenn DM vor dem Hintergrund meines geschlossener Geschäftes so tut als würden sie im Gegensatz dazu aktiv gegen alle Widrigkeiten ihr eigenes Geschäft offenhalten. Vielleicht bin ich in letzter Zeit auch zu empfindlich geworden.
Während man noch verstehen kann, dass solch subtiles Produkt-Placement dem Durchschnittsdeutschen entgeht, kann man wenigstens feststellen, dass er etwas für sein Geld bekommt und mit einem schönen Deo oder einer Packung Bio-Nudeln nach Hause geht. Ein Jens Spahn dagegen, der sich in einer offiziellen Fragerunde mit ´zufällig´ ausgewählten CDU-Mitgliedern dazwischenwanzt, um Werbung für seinen Spezi Armin Laschet beim Kampf um den CDU-Vorsitz zu machen, ist nichts von beidem. So etwas ist schlicht frech und unfair. Damit muss aber die CDU klarkommen. Das Volk sollte seine Konsequenzen bei der Bundestagswahl ziehen (Anm.d.Red.: Die Hoffnung stirbt zuletzt).
Wenn allerdings ein Bundesminister für Themen wirbt, von denen er zum einen nichts versteht und die ihn noch dazu nichts angehen, sollte der aufgeklärte Bundesbürger schon einmal genauer hinschauen und sich ein wenig mit der Werbebotschaft hinter diesem seltsamen Treiben beschäftigen. So geschehen dieses Wochenende, als Bundesaußenwicht Heiko Maas sich ungefragt zum Thema Impfen eingemischt hat. Indem er sich dafür aussprach, dass nur Geimpfte Zugang zu Restaurants und Kinos haben sollten, weil diese niemand mehr ein Beatmungsgerät wegnehmen würden, hat er schon ein neue Stufe der Regierungswillkür erreicht. Ganz nebenbei dürfte er mit seinem Statement auch das jahrelange Kopf-an-Kopf-Rennen mit Verkehrsminister Andreas Scheuer in Sachen Inkompetenz nun uneinholbar für sich entschieden haben.
Zunächst einmal muss man sich klarmachen, dass zurzeit noch überhaupt nicht klar ist, inwieweit Geimpfte das Virus übertragen können. Solange dieses, nicht gerade unwichtige Detail geklärt wurde, verbietet sich eine Diskussion über eine Rückgabe von Freiheitsrechten an Geimpfte in diesem und allen anderen Zusammenhängen per se. Dann stellt sich darüber hinaus die Frage, wieso es ausgerechnet Freizeiteinrichtungen sein sollen, die hier freigegeben werden sollen. Wieso sollte der Besuch im Bürgeramt, Gericht, Polizei oder Finanzamt, also überall dort wo nicht gerade wenig Besuchsverkehr herrscht, weniger risikoreich sein als der im Restaurant? Hier wird sehr deutlich, dass es Herrn Maas nicht um Rückgabe der Freiheitsrechte für Geimpfte geht, sondern schlicht und einfach um Bestrafung von Impfskeptikern. Das wäre ein Impfzwang durch die kalte Küche und juristisch mehr als fragwürdig.
In ähnlicher Weise muss man gegen den Außenminister argumentieren, wenn es darum geht, dass Geimpfte anderen keine Beatmungsplätze mehr wegnehmen. Zum einen wissen wir noch nicht einmal, wie lange die Impfung vorhält, zum anderen stellt sich erneut die Frage nach der Gleichberechtigung. Mal abgesehen von der Tatsache, dass es wegen Corona nie zu einer Triage an deutschen Kliniken gekommen ist und nach Lage der Zahlen bei Corona auch nie kommen wird, wieso sollte jemand, der sich gegen eine Impfung entschieden hat, ein minderwertigeres Leben sein, das im Notfall weniger Anspruch auf einen Beatmungsplatz haben sollte? Wenn es nach Herrn Maas ginge, hätte ein geimpfter Gefährder nach einem Selbstmordattentat eine 100% bessere Chance auf ein Intensivbett als ein Ungeimpften mit akuter Blinddarmentzündung. Wieso sollten Kettenraucher, Alkoholiker oder jeder andere faule, unsportliche, adipöse Bürger, der seit Jahren wissentlich Raubbau am eigenen Körper betrieben hat, mehr Anrecht auf Hilfe haben, als Menschen, die sich bewusst ernähren, Sport treiben, sich aber letzten Endes gegen eine Impfung entschieden haben. Es wird höchste Zeit, dass so mancher Politiker nach einem Jahr der Corona Pandemie langsam mal wieder daran erinnert wird, dass Menschen Individuen sind und nicht nur ihre Würde unantastbar ist, sondern sie auch ihre Meinungsfreiheit besitzen und das Recht für sich selbst zu entscheiden (Anm.d.Red.: Auch wenn das auf die Hälfte der Deutschen nicht unbedingt zutrifft, aber wer sagt gelebte Demokratie hätte nicht ihre Schattenseiten).
Richtig blödsinnig wird der Vorstoß vom Außenminister allerdings, wenn man sich vor Augen führt, dass, dank der schlechten Impfstoffverfügbarkeit, in den nächsten Monaten hauptsächlich Hochrisikogruppen geimpft werden sollen, sowie deren Pflegepersonal. Da stellt sich dem interessierten Zuhörer doch die Frage, ob hier Heiko Maas als Unbeteiligter vorgeschickt wurde, um die Bevölkerung schon einmal schonend darauf vorzubereiten, dass der Lockdown wohl noch locker bis Ostern dauern wird. Ansonsten wäre die Meinung, nur Geimpfte in Freizeiteinrichtungen zu lassen, bis dato einer der größten Gehirnfürze im Umgang der Regierung mit der Pandemie. Es ist zwar schon lange her, dass ich im Restaurant war, aber ich kann mich nicht daran erinnern, damals andauernd über Gehhilfen oder Rollstühle gefallen zu sein. Anders ausgedrückt haben Einwohner von Alten – und Pflegeheimen vor dem Lockdown nicht unbedingt das Gros der Besucher in einem Restaurant oder Kino gestellt. Deshalb frage ich mich schon, woher nach Ansicht von Heiko Maas in den nächsten Monaten die ganze Kundschaft kommen soll, wenn unsereins nicht vor dem Sommer geimpft werden kann.
Wer weiß, vielleicht stellt sich am Ende heraus, dass die viel diskutierten Impfstoffe von Moderna oder Biontech wahre Jungbrunnen sind. Fortan werden alle Alten und Kranken sich in den Heimen aus den Betten erheben und wieder konsumieren (Anm.d.Red.: Zumal 2020 als das Jahr in die Geschichte eingehen wird, in dem Menschen nur ein Virus gestorben sind und nicht etwa, weil ihre Zeit gekommen war). Da sollten die Betreiber von Restaurants und Kinos sich nicht lumpen lassen und, nach den vielen sinnlosen und teuren Hygienekonzepten, die die Regierung ihnen aufs Auge gedrückt hat, entsprechende Vorkehrungen treffen. In die Küchen der Gourmettempel gehören demnächst ein paar Pürierstäbe, um der neuen Zielgruppe zukünftig das Essen entsprechend aufbereiten können. Kinobesitzer kommen sogar noch viel billiger davon, denn meines Wissens darf man die Filme von Marika Rökk und Hans Albers inzwischen lizenzfrei zeigen.
Was in diesem Lande im Zuge der Corona-Pandemie gerade passiert, kannte man vorher nur von den Bühnen des politischen Kabaretts. Die hat man aber leider, von einem blinden Aktionismus getrieben, voreilig und ohne Not geschlossen. Man sollte Leuten wie Heiko Maas schonend beibringen, dass es nicht Aufgabe einer Regierung sein sollte, diesen Job in Personalunion zu übernehmen.