Die Tinte auf dem gemeinsamen Beschluss des Corona-Gipfel ist noch nicht trocken, da fangen auch schon alle Bundesländer an, ihre eigenen Regeln zu bauen und kommunizierten das dann auch entsprechend in den Regierungserklärungen der Länder. Alles schön nacheinander, damit sich auch alle live im Fernsehen produzieren konnten. Zumindest beim Thema Selbstdarstellung herrscht große Einigkeit.
Berlin bleibt bei 5 Personen aus 2 Haushalten auch über Weihnachten (Anm.d.Red.: Ich bin kein Experte für das Berliner Gemüt, aber ich denke nicht, dass sich jemand, der die letzten Jahrzehnte mit seiner 10-köpfigen Familie gefeiert hat, diese Vorgaben befolgen wird. Die muslimischen Großfamilien brauchten dafür bisher noch nicht einmal Weihnachten. Aber wenn es die Damen und Herren im Landtag glücklich macht…). Schleswig-Holstein macht die Nagelstudios und Zoos wieder auf, wird 10 Personen zulassen, dafür aber nur aus zwei statt fünf Haushalten, aber vom 23-27.12 die Hotels öffnen und pro Person maximal drei Übernachtungen gestatten, damit auch Leute mit kleinen Wohnungen die Schwiegermutter aus Baden-Württemberg einladen können. Dabei machen auch NRW, Hessen und witzigerweise Berlin, trotz seiner rigiden 5/2-Politik mit. Meck-Pomm hält sich dagegen nicht für ein Risikogebiet und wird deshalb die Quadratmeterbegrenzungen im Einzelhandel nicht mitmachen, aber die Kosmetikstudios geschlossen halten, die Zoos dagegen öffnen. Soweit so unübersichtlich und lächerlich.
Nur Bayern bleibt auf Linie. Söder als Kanzlerkandidaten-Praktikant setzt in seiner Pressekonferenz 1:1 die Regierungsbeschlüsse um, die ohnehin zu 90% vom Corona-Heiland himself gewesen sein dürften. Dabei ignoriert er das Versagen der bisherigen Maßnahmen, was lustigerweise besonders für Bayern gilt und setzt weiter auf sein übliches Panikgeschwurbel und ´Deutschland macht alles besser als Resteuropa´-Geschwafel. Allerdings scheint er jetzt die Bestechung als probates Mittel entdeckt zu haben, um die Bevölkerung bei der Stange zu halten. So hat er heute einfach mal eine Sonderzulage für Erzieherinnen und anderes Personal im Kinderbetreuungseinrichtungen von den Kommunen gefordert, weil sie Übermenschliches in der Pandemie leisten, wie auch schon Ärzte, Krankenschwestern, Altenpfleger, Supermarktverkäuferinnen, Busfahrer, Gesundheitsämter, Ordnungskräfte, Lehrer, Schüler, THW, RKI, CDU, SPD sowie allen Eltern mit Kindern im Homeoffice, mit und ohne Migrationshintergrund (Anm.d.Red.: An dieser Stelle muss ich einmal anmerken, dass die aktuelle Situation, mit den eingeschränkten Möglichkeiten des öffentlichen Lebens, mir seit Beginn der Pandemie mindestens 10-20% weniger Ausgaben beschert, je nachdem ob die Gastronomie geöffnet ist oder eben nicht. So gesehen stößt ein anderer Bestechungsversuch von Hobby-Catweazle Anton Hofreiter ebenfalls auf ein gewisses Unverständnis meinerseits. Der hat diese Woche allen Ernstes eine zeitlich begrenzte, aber deutliche Corona-Aufstockung des Hartz-IV-Satzes gefordert hat. Wieso sollten beim Hartzer Corona-bedingt plötzlich im Homeoffice die Ausgaben steigen? In dem Zusammenhang würde ich mich auch gerne für meine übermenschlichen Rückenschmerzen im Homeoffice durch die Zahlung eines Bürostuhls von der Regierung bestechen lassen. Wir können nur hoffen, dass die Grünen nächstes Jahr nicht an der Regierung beteiligt sind, wollen wir jemals wieder aufhören für diese Pandemie zu löhnen). Ich verstehe zunächst einmal nicht, wieso Erzieherinnen mehr leisten als vorher. Die zahlreichen Pandemie-Babys, gezeugt im Lockdown der ersten Welle, kommen naturgemäß erst im nächsten Jahr und derzeit sind es Quarantäne-bedingt ohnehin häufig weniger kleine Plagegeister in den Einrichtungen.
Das war jedenfalls der Zeitpunkt, an dem ich umgeschaltet habe und mir in der ARD ´Rote Rosen´ reingezogen habe. Das ist zwar auch übelstes Schmierentheater, aber dort stört niemanden, dass die Geschichten realitätsfern sind. Außerdem spielt Markus Söder nicht mit.
Um bei diesem ganzen Regelungschaos dem Volk vorzumachen, die Politik hätte alles optimal ausgestaltet und im Griff, geht man seit Pandemiebeginn in Deutschland einen klaren Weg. Fallen die Infektionszahlen, ist das der Verdienst eines umsichtigen Handelns der Politik, steigen sie dagegen, ist das Schuld des Volkes. Wenigstens hier scheinen sich Bund und Länder vollkommen einig zu sein. Nach dem Motto ´Teile und herrsche´ wird dabei in den Pressekonferenzen peinlich darauf geachtet, die Bevölkerung stets in, quantitativ nicht näher bestimmte Gruppen zu separieren und gegeneinander aufzuhetzen (Anm.d.Red.: Nicht zu verwechseln mit den beiden Lagern, von denen ich diese Woche schon gesprochen habe, dem der Coronatiker und dem der Skeptiker. Hier handelt es sich nämlich um die grundsätzliche Sichtweise auf die Pandemie. Will man Aufhetzen, ist der Grund für eine bestimmte Meinung egal. Wichtig ist nur, ob daraus unterschiedliche Verhaltensweisen abzuleiten sind, also in Sachen Corona, ob man Regeln einhält oder nicht. Für Missgunst, als Triebfeder dieser Spaltung, spielt es dabei weder eine Rolle, ob man schuldhaft handelt oder nicht, noch ob man wenige, viele oder alle Regeln ignoriert).
Um maximalen Erfolg zu erzielen, wird auch in den Stellungnahmen der Verantwortlichen nur allgemein vom ´Nichtbeachten geltender Regeln´ gesprochen, man überlässt es der Volksseele, von Fall zu Fall zu entscheiden, ob man die Mistgabel schärft und die Fackel anzündet, weil einer nun gerade keinen Abstand hält, die Maske nicht trägt, mit mehr als zehn Personen feiert, die Hände nicht desinfiziert oder sich einer Kombination dieser blasphemischen Taten schuldig macht. Aber zurück zu den Gruppen: Die erste Gruppe besteht aus der breiten Palette vom Kontrollnazi, über den Phobiker, bis hin zum gesetzestreuen, aber treudoofen deutschen Michel, der mehr aus Bequemlichkeit denn Überzeugung seine deutschen Tugenden einbringt. Aber auch große Teile des Bildungsbürgertums sind hier verortet. Intelligente Menschen, die sicher sind, durch Nachdenken die Regierungsstrategie verifizieren und in der Folge die Regeln befolgen zu müssen (Anm.d.Red.: Dabei spielt übrigens der Migrationshintergrund keine Rolle. Ich habe entsprechende Freunde und Arbeitskollegen aus einigen Teilen die Welt, auf die wäre der Prototyp des Ur-Deutschen noch neidisch. Ich glaube auch nicht, dass uns viele Muslime Weihnachten missgönnen, sondern her würde ich eher den deutschen Spießbürger sehen, der sich lieber selber kasteit und für Weihnachten Lockdown fordert, um dann am 24.12. allein vor der Nordmanntanne zu sitzen und sich einen von der Palme zu wedeln, weil andere reglementiert wurden und ihre Lieben nicht sehen dürfen). Die zweite Gruppe, nennen wir sie mal liebevoll die ´Chaoten´, gehört eigentlich kopftechnisch zur ersten Gruppe, erzeugt aber trotzdem Konfliktpotential, weil es mit ihren deutschen Tugenden, also Recht, Ordnung und Folgsamkeit nicht ganz so weit her ist, wodurch sie unbewusst die Regeln unterlaufen, aber schnell wieder eingefangen werden können, wenn der typisch deutsche Blockwart aus Gruppe eins sie entsprechend darauf hinweist. Die dritte Gruppe besteht aus denen, die bewusst Regeln missachten. Dabei spielt es keine Rolle für das Konfliktpotential, ob einfach nur leichtfertigt angenommen wird, Corona betrifft einen nicht, weil nicht Risikogruppe oder ob man sich bewusst durch Nachdenken von der Regierungsstrategie distanziert hat und gewisse Regeln für sich ablehnt (Anm.d.Red.: Dürfte klar sein, dass ich mich hier angesprochen fühle. Kann man sich eigentlich selbst ansprechen? Egal…). Letzten Endes gehören hier natürlich auch die Verschwörungstheoretiker rein, die alles Mögliche in Sachen Corona glauben und deshalb die Regeln ablehnen. Diese liegen aber vernachlässigbar im Promillebereich und werden sowieso von allen, die klaren Verstandes sind gedisst, unabhängig von ihren Meinungen zum Thema Corona.
Eigentlich gibt es immer solche Gruppen mit unterschiedlichen Ansichten: Raucher und Nichtraucher, Singles und Paare, Kinderlose, Ein-Kind oder Mehr-Kind Familien, relaxte Eltern, Helikoptereltern, Radfahrer oder Autofahrer, davon langsame und schnellere. Aber alle lässt der Gestzgeber, unter Vorgabe von Rahmenbedingungen, mehr oder weniger kommentarlos ihr Leben leben. Nur bei der Klimadiskussion beobachtet man bisweilen Aufhetzung in ähnlicher Größenordnung, allerdings nicht durch die Regierung, sondern durch Klimaaktivisten. Dabei geht der Kampf jedoch nicht nur zwischen Klimaschützern und Klimaignoranten, sondern auch zwischen den Generationen (Anm.d.Red.: Ich sage nur Zopf-Greta und ´How dare you´).
Gerade in den Tagen dieses uneffektiven Teil-Lockdowns wird die hohe Zahl der Neuinfektionen aktuell wieder genauso erklärt und die Bevölkerungsgruppen entsprechend gegeneinander aufgehetzt. Willfährig unterstützt auch wieder von Teilen der Medienlandschaft, die wieder verstärkt über Verstöße berichten (Anm.d.Red.: Angeblich allein 145.000 offizielle Ermahnungen der Ordnungskräfte in diesem Monat) und Menschen aus der ersten Gruppe in Fußgängerzonen befragen, die den Eindruck vermitteln sollen, dass nur ein paar wenige Verweigerer Grund der Misere seien.
Eigentlich ist es eine Unverschämtheit, dass die Verantwortlichen, ohne je eine umfassende Expertendiskussion geführt zu haben, gewisse Kennzahlen und Ermittlungsverfahren inzwischen als unumstößlich ansiehen und auf dieser Basis nicht nur den Pandemieverlauf beurteilen, sondern auch noch vorgeben ihn beeinflussen zu können. Obwohl wir nichts über die Gründe wissen, warum Infektionszahlen steigen und fallen, macht man einfach Teile der Bevölkerung und ihren laxen Umgang mit der Pandemie dafür verantwortlich (Anm.d.Red.: Was heißt das überhaupt für die beiden führenden Landeskreise in der Infektionsstatistik, Passau und Hildburghausen? Sind die besonders renitent in Bezug auf Corona-Maßnahmen? Der Landrat ist jedenfalls dieser Ansicht). Dabei sind die wirklichen Zahlen ohnehin eine Überraschungstüte, weil der PCR-Test an sich schon eine zu hohe Fehlerquote hat, die Probenentnahme teilweise erschreckend dilettantisch erfolgt und die Tests unmotiviert oder je nach Regelung im entsprechenden Bundesland mal hier und mal da verstärkt durchgeführt werden. Meist abhängig von der Arbeitsmotivation eines bräsigen Beamten vom Gesundheitsamt, der bei der Infektionskettenverfolgung, einem ohnehin meiner Meinung nach sehr fragwürdigen Verfahren, glaubt, in einem Rudel Coronatiker fündig geworden zu sein (Anm.d.Red.: Ich als Corona-Skeptiker und Zweifler an den Übertragungswegen dieses Virus würde zumindest keinen hinhängen und eine Quarantäne bescheren, wenn die Damen oder Herren bei mir klingeln würden).
Ich habe deshalb wenig Hoffnung auf fallende Infektionszahlen und befürchte, dass die Daumenschrauben aus Hilflosigkeit, noch vor Weihnachten weiter angezogen werden, auch wenn man keine Ahnung hat, wie die Ansteckungen passieren und wie viele es wirklich sind. Trotzdem wünsche ich ein schönes Wochenende!