Nachdem ich gestern ein wenig Katzenjammer hatte, bin ich heute wieder besser drauf. Nicht nur, weil ich viel Zustimmung für meinen gestrigen Blog bekommen habe, sondern weil sich langsam herauskristallisiert, dass Weihnachten in den Familien relativ normal zu planen ist. Es zeigt immerhin, dass die Bundesregierung nicht jeglichen Bezug zur Realität verloren hat. Das kann man leicht aus der Vorabinformationen zu dem morgigen Treffen der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten entnehmen. Demnach wird man uns wohl noch einmal bis zum 20. Dezember, unter dem Beifall des masochistischen Corona-Pöbels, die Eier hochtackern, aber dafür über Weihnachten den Ball flach halten. Es dürfen sich dann bis zu 10 Personen treffen, wobei alle Kinder unter 14 Jahren nicht mitgezählt werden.
Mit ´Bezug zur Realität´ will ich nicht ausdrücken, dass ich die Personenzahlbegrenzung für akzeptabel halte oder die Regierung gar loben will. Für mich dokumentieren die Protagonisten, mit der Freigabe einer, für ihre Verhältnisse großen Personengruppe in einem geschlossenen Raum, vielmehr eine gewisse Einsicht. Einsicht dergestalt, dass rigide Beschränkungen zu Weihnachten eh keinen Schwanz in den beiden Lagern der Bevölkerung interessiert hätten, die eine klare Meinung zum Thema Corona haben.
Zunächst wären da die Realisten in der Bevölkerung, die, wie ich Corona akzeptieren, aber nicht als außergewöhnliche Katastrophe ansehen. Die hätten jegliche Kontaktbeschränkung ignoriert, zumal ein Polizeieinsatz am Heilig Abend bei den feiernden Familien, von der Häufigkeit her eher im Bereich von Einhorn-Sichtungen einzuordnen wäre. Die Coronatiker dagegen, die bisher, dank der Panikmache, Corona als die größte Bedrohung der Menschheit seit Modern Talking ansehen, würden sicher nicht plötzlich losgehen, um sich mit mehr als 2 Personen zu treffen, nur weil die Regierung für drei Tage die Corona-Alarmtrommel mal nicht rührt. Eine tief eingepflanzte Paranoia legt man nicht einfach für ein paar Tage ab. Heilige Nacht hin oder her (Anm.d.Red.: So oder so, mit der jetzt gemachten Personenvorgabe zeigt die Regierung zwar, wer die coronalen Hosen anhat, legalisiert aber gleichzeitig 90% der Familienfeiern. So vermeidet sie, durch keine oder aber zu harte Vorgaben, die ohnehin keiner eingehalten hätte, einen entsprechenden Gesichtsverlust).
Übrig bleibt die große Masse, die sich bisher unreflektiert und stets der Corona-Strategie der Regierung untergeordnet hat, weil es einfach und vor allem bequem war. Sie zwingt die ungewohnte Entscheidungsfreiheit bei der Freizeitplanung nun zum Handeln. Hat man sich entschieden, Weihnachten nicht zu einer Solo-/Paar-Nummer werden lassen, muss man sich wohl oder übel einmal mit der Pandemie-Lage auseinandersetzen, das heißt, man muss herausfinden, wie der eigene Verwandten- und/oder Freundeskreis in Sachen Corona so tickt (Anm.d.Red.: Das wären alle relevanten Bevölkerungsgruppen. Über die extremen Flügel, die Corona-Leugner, die eh alle Maßnahmen ablehnen und die Phobiker, die ohnehin seit der ersten Welle zusammengrollt und wimmernd auf dem heimischen Sofa liegen, brauchen wir ohnehin nicht zu reden).
So realistisch die Bundesregierung ihren Einfluss auf die Bevölkerung an Weihnachten einordnet, so rücksichtslos wird sie voraussichtlich morgen wieder mit der Gastronomie umgehen. Dabei wird es wohl nach wie vor keine Rolle spielen, dass es hier eigentlich nie zu Infektionen gekommen war. Während man versucht den Geschäften das Vorweihnachtsgeschäft zu retten, werden Kneipen und Restaurants auch weiterhin geschlossen bleiben und weiter auf dem Pfad des Untergangs wandeln. Letzten Endes wird es allerdings auch im Einzelhandel beim Versuch bleiben, denn die meisten werden auch weiter dem Monster ´Amazon´ das Geld in den Rachen werfen, statt in die Innenstädte oder Einkaufszentren zu pilgern. Mit geschlossener Gastronomie, Schlangen vor den Läden und Masken vor dem Gesicht werden die Wenigsten Lust auf Weihnachts-Shopping haben.
Derweil scheren einzelne Bundesländer im Vorfeld zu den morgigen Gesprächen aus und torpedieren damit schon jetzt die so viel gepriesene gemeinsamen Linie, bevor sie überhaupt einen Chance hatte gefunden zu werden. Bayern will natürlich ´nachschärfen´, wie Corona-Heiland Markus es so schön ausdrückt, zumal er seine Lederhosentrottel offensichtlich bisher auch mit dem Lockdown ´light´ nicht davon abgehalten bekommen hat, sich anzustecken. Schleswig-Holstein will dagegen bei den geltenden Regeln des Lockdown ´light´ bleiben, weil hier die Infektionszahlen niedrig sind. Als wenn das nicht schon kompliziert genug wäre, hat die Kanzlerin eigene Vorschläge angekündigt. Wenn es nicht so traurig wäre, müsste man lachen. Besonders peinlich sind die Diskussionsfragmente, die im Vorfeld nach außen dringen, wie zum Beispiel die krude Idee, Feuerwerk auf belebten Plätzen verbieten zu wollen, aber gleichzeitig den Verkauf zu erlauben. So eine Sandkastenstrategie kann nur mit Ansage in die Hose gehen.
Der Vollständigkeit halber sollte aber noch erwähnt werden, dass es sich die Verantwortlichen, Macht der Corona-Gewohnheit, nicht verkneifen konnten, noch ein paar Rahmenbedingungen zu ersinnen, mit denen sie sich hinterher brüsten können, sollten die Infektionszahlen nach den Feiertagen wider Erwarten nicht explodieren. So steht im Vorabpapier, dass es empfohlen wird, sich in den Tagen vor Weihnachten in eine selbst auferlegte Kontaktsperre zu begeben (Anm.d.Red.: Dem gemeinen Amazon-Shopper wird es egal sein, sich fünf Tage vor Weihnachten zu separieren. Ich halte es mit der guten Frau aus der Lidl-Werbung: ´Kann man machen, muss man nicht!´).
Bei allem Unsinn aus Regierungskreisen, muss ich allerdings fair sein und auch die Opposition erwähnen. Auch sie kommt in der Weihnachtsdiskussion nicht unbedingt mit hilfreichen Vorschlägen. So hat Christian Lindner heute angeregt vor Weihnachten für die Bevölkerung die Möglichkeit von Massenschnelltests bereitzustellen, damit die Familien sich kurz vorher testen können, um dann in der Folge beruhigt Weihnachten zu feiern (Anm.d.Red.: Für die ADSler unter den Lesern sei noch einmal erwähnt, dass ich die Problematik eines Selbsttestes zu diversen Gelegenheiten erklärt habe, unter anderem in meinem Blog vom 20.11.20, ´…immer einmal mehr wie Du´. Ansonsten lassen wir bei dieser Schnapsidee auch einmal die Frage beiseite, wo plötzlich 85 Millionen Schnelltests herkommen sollen, die aktuell erst in der Zulassung sind und wieso man die nicht besser für Altenheime verwendet, deren Bewohner sicher auch gerne mit den Angehörigen Weihnachten feiern würden. Die eine Milliarde Euro, die so eine Nummer mindestens kosten würde, läuft allerdings in diesen Zeiten unter Klimpergeld und sollte kein Problem darstellen).
Gemäß dem Super-Lindner-Vorschlag rühren sich am Heiligen Morgen alle einmal kollektiv selbst in der Wangentasche rum, bekommen natürlich 15 Minuten später entsprechend einen negativen Corona Test und derart von der coronalen Infektionslast befreit schmeckt die Weihnachtsgans gleich doppelt so gut. Ich würde dann eher dafür plädieren, dass wir alle an jedem Advents-Sonntag in die Kirche laufen und das Christkind um eine Nicht-Infektion für Weihnachten bitten. Das ist billiger für den Steuerzahler und dürfte in etwa denselben Effekt haben. Hoffen wir nur, dass die morgen nicht auch noch die Kirchen dicht machen.