Ich habe am Wochenende ein Video zum Corona-Lockdown im Stile einer der beliebten Kriegs-Dokumentationen geschickt bekommen, die nachts in der Form ununterbrochen bei den Nachrichtensendern laufen, blumige Titel wie ´Hitlers Superpanzer´ oder ´Blitzkrieg´ tragen und stets von den letzten überlebenden Zeitzeugen kommentiert werden. Gezeigt werden drei Senioren, politisch korrekt zusammengestellt aus Mann, Frau mit und ohne Migrationshintergrund, die scheinbar in der Zukunft interviewt, rückblickend von ihren Leben als Jugendliche im Winter 2020 berichten. Gezeigt werden sie, offensichtlich im aktuellen Lockdown ´light´, wie sie sich wahlweise, stets mit besonders dümmlichem Gesichtsausdruck, faul vom TV berieseln lassen, Junkfood in sich reinstopfen, Ballerspiele daddeln oder einfach nur dumm und hilflos in der Gegend rumstehen, weil sie mit sich und dem Leben nichts anzufangen wissen. Also alles so, wie ich mir die Generation auch außerhalb des Lockdowns vorgestellt habe, nur halt ohne outdoor. Die Interviewten, in der Rolle des Alter-Ego, beschreiben sich selber rückblickend eigentlich als faule Schweine*innen, dem der von Regierung verordnete Lockdown sehr entgegenkam und selbst Jahre später noch darüber lachen müssen, dass man ihre Generation dafür zu Helden stilisierte. Es war klar, dass ich bei dem Inhalt und trotz des Logos der offiziellen Bundesregierungs-Webseite annehmen musste, das es sich bei dem Video um eine mäßig produzierte Satire eines Querdenker-Sympathisanten mit einem überraschend braven Grundton handelt. Für eine Kritik am Regierungskurs eines Satiremagazins im Mainstream wäre es zu gewagt gewesen. Ich fühlte mich an die fünf Heldentaten der WHO erinnert, diesen gequirlten Schwachsinn als Werbefilmchen aus der ersten Welle, der schon einmal gezielt ungesundes Rumsitzen unter Ignorieren aller entsprechenden Langzeitfolgeschäden für den dummen deutschen Standardkonsumenten legitimierte (Anm.d.Red.: Siehe mein Blog vom 16.07.20, ´Dummfrageergebnisse´).
Leider wurde ich im Verlauf des Tages eines Besseren belehrt, als ich auf der Pressekonferenz der heutigen Bundesregierung lernen musste, dass es sich um ein Projekt unter der Leitung der Fleisch-gewordenen Arroganz, Steffen Seibert handelt. Vom Steuerzahler finanzierte Videos, die in Jugendsprech, die uneinsichtigen Teile der deutschen Bevölkerung U30 auf den Weg der Tugend, also Kontaktbeschränkung und Couchsitting bringen wollen (Anm.d.Red.: Kann jeder gerne selbst beurteilen unter ´www.bundesregerung.de, #besonderehelden´). Mir bleibt nur noch zu sagen: Wer auf Anraten von Menschen wie Karl Lauterbach oder Jens Spahn unter freiem Himmel in leeren Straßen Masken trägt und nicht zur Risikogruppe gehört, der hat es auch verdient von seiner Regierung mit solchen Videos verarscht zu werden.
Wenn wir schon bei Schwachsinn sind: Schon mal was von Arbeitsquarantäne gehört? Man geht normal arbeiten, aber nach Dienst darf man die Wohnung nicht verlassen und braucht jemanden, der für einen einkaufen geht. Klingt komisch, ist aber so! Klar, jetzt könnte man denken, wenn man keine Symptome hat und den ganzen Tag allein in einem Büro sitzt und mit keinem in Kontakt kommt, ist das zwar nicht unbedingt eine konsequente Art der Pandemiebekämpfung, aber im Corona-Regelwahnsinn noch eine der sinnvolleren Beschlüsse. Problematisch ist nur, dass es sich um die aktuelle Vorgehensweise bei der Polizei im Außendienst handelt. Ich musste das lernen, nachdem vorletzte Woche Donnerstag der Dienststellenleiter eines befreundeten Polizeibeamten positiv auf Corona getestet wurde. Nun muss man wissen, dass auf dieser Wache 20 Leute auf nicht gerade üppigen Platzverhältnissen arbeiten, beziehungsweise ein- und ausgehen. Man frühstückt im selben Raum, hat gemeinsame Umkleiden und wenn jemand, wie in jedem anderen Büro, Kuchen mitbringt, bedient sich auch jeder von einem Teller. Anders ausgedrückt, das Corona Virus könnte dort im Dreieck springen, wenn es denn dieser Art der aggressiven Art der Aerosolübertragung frönen würde. Komischerweise blieben, bis auf den Dienststellenleiter, alle anderen Corona-Tests bei der kompletten Dienstgruppe negativ (Anm.d.Red.: Nettes Detail am Rande. Als sich die komplette Gruppe am Samstag nach der Infektion des Dienststellenleiters testen lassen wollte, wurde man auf Montag verwiesen, da schließlich Wochenende wäre. Zwanzig potentiell Infizierte ohne weitere Auflagen ins Wochenende zu schicken, hat surreale Züge, insbesondere wenn man ansonsten der Bevölkerung suggeriert, jedes Atmen ohne Maske käme einem potentiellen Massenmord gleich. Nächster Beispielfall, nächstes lächerliche Versagen des zuständigen Gesundheitsamtes. Das wohlverdiente Wochenende für die Helden des Bundesgesundheitsministers, die angeblich so überlastet sind, dass sie keine Infektionskette mehr verfolgt bekommen). Nun muss man wissen, dass sich zwar Reiserückkehrer nach fünf Tagen mit einem Corona-Test von der Quarantäne ´freikaufen´ können, bei Personen, die Kontakt zu einem Infizierten hatten, jedoch die vollen 14 Tage anliegen. Mit anderen Worten, die betroffenen Beamten, von denen immer noch niemand Symptome zeigt, befinden sich noch bis Freitag in Arbeitsquarantäne, was bedeutet, dass sie sich zwar in der Bäckerei kein Brötchen kaufen dürfen, aber zwei Mann hoch dort auflaufen müssen, wenn die Bäckereifachverkäuferin die Polizei ruft, weil dort jemand sein belegtes Brötchen nicht bezahlt hat.
Wenn man sich solcherlei sinnbefreites Treiben anschaut, dann kann es nur zwei mögliche Erklärungen dafür geben, dass uns Corona nicht schon längst überrollt hat: Entweder ist die Aerosolübertragung durch zwischenmenschliche Kontakte nicht so maßgebend, wie angenommen oder die Ansteckung läuft noch auf einem ganz anderen, derzeit nicht bedachtem Weg, der aber zum Glück nur zu einem relativ übersichtlichen Infektionsverlauf zu führen scheint. Für die Möglichkeit, den Verantwortlichen wäre es zum ersten Mal in der Geschichte der Pandemiebekämpfung gelungen, ein Virus mit hunderten sinnloser Schildbürger-Maßnahmen so zu verwirren, dass es nicht mehr weiß, wen es wo anfallen soll, gibt es aus rein virologischer Sicht eher weniger Anhaltspunkte. Aber wie Jens Spahn immer so schön sagt: Man kann es auch nicht ausschließen, wir wissen einfach noch zu wenig über das Virus.
Es ist nur ein weiteres Beispiel in einer Reihe von Ungeheuerlichkeiten, bei dem staatliche Stellen aufrecht und ohne Selbstkritik einmal mehr unter der Messlatte durchgehen, die die Regierung in der Pandemiebekämpfung angelegt hat. Ich möchte noch einmal betonen, dass ich nicht krampfhaft nach solchen Beispielen suche. Mit zunehmender Pandemiedauer und hohen Infektionszahlen ist es nur logisch, dass fast täglich Freunde, Bekannte und Verwandte mit Corona in Berührung kommen. Während Jens Spahn und Co. allerdings von der Wirksamkeit der Maßnahmen schwärmen und Werkzeuge, Prozesse und involvierte Protagonisten über den grünen Klee loben, verfüge ich nicht über einen einzigen Bericht aus erster Hand, bei dem sich Betroffene positiv über den Umgang der verantwortlichen Stellen mit Corona geäußert hätten. Deshalb ist es mir vollkommen unverständlich, wenn der regierungstreue Teil der Bevölkerung, mit dem ich natürlich auch bisweilen ins Gespräch gerate, mir gegenüber zwar auch keine eigene positive Erfahrung anbringen kann, aber trotzdem stets bei Corona-Kritik von unzulässigen Verallgemeinerungen redet (Anm.d.Red.: Es ist wie bei einem wissenschaftlichen Feldversuch, bei dem man hundert Mal einen Gegenstand vom Balkon fallen lässt. Wenn er immer nach unten fällt, sollte man sich irgendwann mit der Existenz der Gravitation abfinden).
Während der gemeine Coronatiker meine Berichte noch als Märchen abtun kann oder als Fake-News, die ich auf der Internet-Seite eines Verschwörungstheoretikers gefunden habe, kann er gegen meine kleine Perlen aus dem täglichen Fernsehprogramm allerdings nicht argumentieren. Denn auch wenn man glauben sollte, man hätte in elf Monaten Pandemie bei den Medien gelernt, ungewünschte Inhalte vor dem ersten Senden herauszufiltern, passieren trotzdem immer noch Pannen, die einen kurzen Blick darauf freigeben, wie wenig Sachverstand bisweilen an den Stellen herrscht, die uns doch tagtäglich die Richtung weisen wollen. So auch heute wieder in einem kleinen aber hochgradig peinlichen Bericht über Boris Johnson. Der wurde, wie auch schon Friedrich Merz in der letzten Woche, trotz einer durchlaufenen Corona-Infektion, sinnloserweise erneut in die Quarantäne geschickt. Kann man darüber schon Unverständnis äußern, hat mir der begleitende Filmbeitrag dann doch endgültig den Boden aus meinen großen Fass voll mit Corona-Missgeschicken geschlagen. Während der Reporter über eine mögliche Wiederinfektion des englischen Premierministers spekulierte, sah man im Hintergrund, Boris Johnson beim Corona Test, wie er sich selbst das Stäbchen nicht sehr weit in den Mund steckte, eine wenig rumrührte und anschließend durch eine kleine Luke in einer Plexiglasscheibe einem Mann in Vollschutz überreichte (Anm.d.Red.: Ich denke über das Thema ´Selbsttest´ ist alles gesagt. Peinlich genug auf lokaler Ebene, aber nicht zu entschuldigen bei der politischen Führung. Siehe dazu mein Blog vom 29.09.20, ´Corona-Mobil´). Der Beitrag, der heute Morgen natürlich nur einmal gesendet wurde, lässt mich mit einer Erkenntnis zurück. Wenn in Großbritannien Selbstabstriche das gängige Testprozedere darstellen und Boris Johnson darüber hinaus bei sich eine Wiederinfektion nachweisen sollte, sollten wir von einer tödlichen Mutation ausgehen und nicht nur umgehend den harten Brexit fordern, sondern umgehend die Fähr- und Flugverbindungen kappen, sowie den Tunnel zusperren und den Schlüssel wegwerfen.