Letzte Woche habe ich den Blog mit Klaus Reinhardt, dem Präsident der Bundesärztekammer beendet, der in einer Talkshow den Schutz der Alltagsmasken angezweifelt hat. (Anm.d.Red.: Siehe mein Blog vom 23.10.20, ´Personalien´). Es dauerte noch nicht einmal 24 Stunden und Herr Reinhardt hat seine Aussage öffentlich revidiert. Wenn ein studierter Mediziner, noch dazu als Repräsentant einer ganzen Zunft binnen kürzester Zeit seine Meinung revidiert, muss man kein Hellseher sein, um die Zusammenhänge zu erkennen. Es kann als sicher angesehen werden, dass man als Präsident der Bundesärztekammer solche Aussagen nicht einfach raushaut, ohne mit der Thematik vertraut zu sein oder sich zumindest vorher in das Thema eingearbeitet zu haben. Mit anderen Worten, sie fußen auf belastbaren Fakten, von denen man nicht einfach abgeht, nur weil einem ein halbes Hemd, wie Karl Lauterbach Dresche angedroht hat. Ich denke es kann vielmehr als sicher gelten, dass bereits wenige Stunden nach seinem Fernsehauftritt das Telefon bei Herrn Reinhardt geklingelt hat und ein entsprechend instruierter wichtiger Geldgeber, ein Lobbyist oder direkt ein Gesandter der Bundesregierung ein paar Ansagen gemacht hat, auf welcher Seite man als Inhaber eines solchen Postens zu stehen hat, will man auch noch in naher Zukunft im dazugehörigen Chefsessel sitzen bleiben. Ein kleiner Schritt für die Bundesregierung, aber ein großer Rückschritt für den Kampf, um eine vernünftigere Alternative im Umgang mit der Pandemie.
Apropos falsche Strategie: Der nächste Landkreis geht in den lokalen Lockdown. Rottal-Inn in Bayern fährt das öffentliche Leben, wie schon zuvor Berchtesgaden, auf Basis der Zahl der reinen Neuinfektionen, an die Wand. Dabei besteht weder von der Zahl der schweren Verläufe noch von der Intensivbettenbelegung ein Anlass dazu. Wir müssen weiter hilflos mitansehen, wie die Politik mit der falschen Strategie Deutschland Stück für Stück ins Chaos reitet. Wieder bekommen alle Ausgangssperre, um die vulnerablen Gruppen zu schützen. Mir ist klar, dass man nicht die Risikogruppen selektiv wegsperren kann, allerdings bringen die jetzt verhängten Maßnahmen genauso wenig. Schon das Verteilen von FFP2-Masken an Risikopatienten würde mehr bewirken, als eine Ausgangssperre jemals erreichen kann. Das tägliche Leben runterzufahren schadet wieder hauptsächlich der Gastronomie und dem Einzelhandel (Anm.d.Red.: Schulen schließen natürlich auch mal wieder, allerdings sehe ich das als weit weniger tragisch an. Große Teile dieser Generation haben dank Internet, sozialer Netzwerke, Influencern und vom Wahnsinn gerittener Helikoptereltern sowie keine Chance. Vielleicht ist es sogar von Vorteil für die lieben Kleinen. Wer keine Matheunterricht hat, kann sich auch nicht ausrechnen, wie es um seine Zukunft bestellt ist).
Parallel dazu geht die Panikmache weiter. Kaum ein Politiker, der nicht mit besorgten Gesicht vor die Kamera drängt, um vor einem zweiten Lockdown zu warnen, wenn wir nicht alle zusammenstehen. Heute gaben sich wieder Angela Merkel und die gesamte Führungsriege das Mikrofon zum Trübsal blasen in die Hand. Ich frage mich langsam, was die Damen und Herren im Moment eigentlich von uns wollen. Auf der einen Seite reden sie immer von den 98% die alle Regeln mittragen, aber schon im nächsten Satz rufen sie die Bevölkerung zur verstärkten Mitarbeit auf, weil wir sonst große Probleme bekommen. Keinen scheint zu stören, dass sich die beiden Aussagen vollkommen widersprechen. Wozu diese Aufrufe, wenn es doch nur ein paar ´Unverbesserliche´ sind, die dem deutschen Volk bei der Pandemiebekämpfung in die Suppe spucken. Es sollte langsam jedem klar werden, dass damit allein nicht die Explosion bei den Infektionszahlen zu erklären ist. Hier spielen jede Menge Gründe eine Rolle, die ich in den letzten Wochen alle schon beleuchtet habe: Überlastete und unfähige Gesundheitsämter, dilettantisch durchgeführte Rachenabstriche, falsch negative Tests, unsachgemäße Handhabung der Masken etc. pp. (Anm.d.Red.: Man muss sich nur das Trauerspiel in der Fußball-Bundesliga anschauen, um vom Mikroklima auf das chaotische Ganze schließen zu können. Allein an diesem Spieltag wurden ganze Mannschaften, aufgrund positiver Corona-Tests bei mehreren Spielern, in Quarantäne geschickt, um kurz darauf bei einem Folgetest keinen einzigen Infizierten mehr zu finden. Sogar der interessierte Laie wird spätestens hier nachdenklich und stellt sich die Frage nach der ordnungsgemäßen Durchführung oder inwieweit die Tests wirklich diese hohen Trefferquoten jenseits der 95% besitzen). Inzwischen hat sich noch eine weitere Ungeheuerlichkeit herausgestellt, die den privaten Raum, aber auch private Feiern als Ansteckungshochburg ein wenig in Frage stellt. In Statistiken werden gerade Privatbereiche mit einem erhöhten Infektionsrisiko geführt, nur weil man dort die Infektionsketten gut nachverfolgen konnte. Andere potentielle Infektionsherde wie öffentliche Verkehrsmittel haben nur deshalb ein verschwindend geringes Ansteckungsrisiko, weil eine Nachverfolgung unmöglich ist (Anm.d.Red.: Irgendwie logisch, man erinnert sich wahrscheinlich in der Diskussion mit dem Gesundheitsamt im Falle einer Corona Infektion, wenn man drei Tage zuvor mit Grippesymptomen bei seiner Mami zum Mittagessen aufgelaufen ist. Die Person, die man aber eine Stunde zuvor in der U-Bahn trotz Maske mit seinen Aerosolen beglückt hat, dürfte seltener namentlich bekannt gewesen sein). Traue nie einer Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.
Diese Schwächen bei der Argumentation hat offensichtlich auch die Regierung bemerkt. Um aber das Bild der eigenen Unfehlbarkeit weiterleben lassen zu können, darf zu keinem Zeitpunkt ein Zweifel an der Richtigkeit der Corona-Maßnahmen aufkommen. Wenn also die Regeln gut sind, kann es eigentlich nur noch ein Problem bei der Umsetzung geben und so baut man gerade die Bevölkerung als fehlbaren Faktor in der Gleichung auf. Bekommen wir bis Weihnachten noch die Kurve, dann war es das beherzte Handeln von Spahn und Co, rasen wir weiter auf die Katastrophe zu, dann hat das Individuum versagt. Ein guter Kompromiss, denn ´Individuum´ sind sowieso immer die anderen.
Dieses Arbeiten mit Angst und Schuld führt aber schon ohne einen Lockdown zu massivem Einbrüchen bei der Kauflaune des deutschen Michel. Schließlich hat Mama Merkel ihn dazu aufgerufen mit dem Hintern zu Hause zu bleiben. Da machen Vorstöße, wie der von Wirtschaftsminister Altmaier so unheimlich wenig Sinn. Von ihm wurde vorgeschlagen dem Einzelhandel zu erlauben auch sonntags zu öffnen, um die Kundenströme zu entzerren. Mal ganz abgesehen davon, dass auch diese Menschen wenigstens einen Tag in der Woche zum Auspannen brauchen, frage ich mich, was der Altmaier geraucht hat, wenn er Besucherströme entzerren will, die er und seine Kollegen durch ihre permanente Panikmache selbst vorher ausgetrocknet haben.