Corona-Segnungen

Wenn ich einen Spruch nicht mehr hören kann, dann ist es der, das Corona in Deutschland nicht nur Schlechtes gebracht hat. Das mag in Einzelfällen sogar stimmen, denn Baumärkte und Onlinehändler haben sich eine goldene Nase verdient. Aber dank Corona haben wir jetzt einen bayrischen Kanzlerkandidaten und Nervensägen wie Karl Lauterbach am Hals (Anm.d.Red.: In einem Interview hat der gute Karl heute etwas abgesondert, was mich ins Grübeln gebracht hat: ´10-20% der Infizierten machen 80% der Neuinfektionen aus´. Ich beschäftige mich schon seit Monaten mit Corona, aber ich verstehe die Aussage einfach nicht. Wahrscheinlich wollte er einfach mal etwas anderes sagen, als das die zweite Welle kommt. Inhalt egal, Hauptsache es klingt besorgniserregend). Da hat sich jegliches Nachdenken über die möglichen positiven Seiten von Corona per se erledigt.

Zumindest bis heute. Denn die makellose Fassade des Virus-Heros von der Isar hat inzwischen einen ziemlich großen Riss bekommen. Nachdem Markus Söder seit Monaten im Kampf der Bundesländer um die hirnrissigsten Schutzmaßnahmen sich mit dem Motto ´Immer einmal mehr wie Du´ zum potentiellen Kanzlerkandidaten und König Markus der Corona-Tafelrunde gekrönt hat, ist ihm nun genau das zugestoßen, was solchen Machtmenschen immer passiert, wenn ihnen der Aufstieg zu leicht gemacht wurde. Sie fallen krachend aufs Maul, weil sie irgendwann denken, alles was sie entscheiden ist schneller, höher, weiter und ohne Probleme umsetzbar. Nun ist es endlich auch dem bayrischen Ministerpräsidenten passiert.

Letzte Woche war noch alles gut. Als der Bundesgesundheitsminister die Zwangspflicht für Reiserückkehrer aus Risikoländern auf Flughäfen ankündigte, machte Söder gewohnheitsmäßig das, was er als Corona Messias immer getan hat: Er setzte aus Prinzip noch einen drauf und verkündete, auch an den bayrischen Grenzübergängen freiwillige Teststationen für die heimkehrenden Sandalen-Vandalen einrichten zu wollen und rief das staunende Volk auf, diese Möglichkeiten kostenlos zu nutzen. Seine Untergebenen in den angeschlossenen Ministerien mussten einmal mehr zusehen, wie sie es umgesetzen und so sorgte der Schnellschuss dafür, dass die Daten der Leute an den Teststationen nur händisch aufgenommen werden konnten.

Wenn etwas umsonst und draußen stattfindet, ist man in Corona Zeiten nicht wählerisch und so machten die Rückkehrer offensichtlich zahlreicher Gebrauch vom Sonderangebot, als man erwartet hatte (Anm.d.Red.: Wenn die Verantwortlichen sich erfreut darüber äußern wie zahlreich die Leute die Testmöglichkeiten nutzen, also unsere Steuergelder verschwenden, ist das, wie so oft in Corona Zeiten, mit Vorsicht zu genießen.  Was hat man mit ein paar tausend Tests pro Tag erreicht, wenn im gleichen Zeitraum das Vielfache an Einreisenden an den Testzelten vorbeirauscht. Eine ähnlich überzogen vorgetragene Erfolgsstory, wie auch schon die ständig abstürzende Corona App, die mit über 50% Nutzungsgrad erst Sinn macht, aber Stand heute immer noch nicht über 20% liegt). Ende vom Lied, gestern kam heraus, dass seit dem Aufruf an den Autobahnen noch 44.000 Einreisende auf die Testergebnisse warten, denn es ist aufgrund der fehlenden, digitalen Erfassung zu einem Stau bei der Rückmeldung gekommen. Das hat dazu geführt, dass seit einer Woche 900 positiv getestete Menschen durch die Republik wandeln, die das machen, was ich zwar gut finde, die Bundesregierung aber mit allen Mitteln vermeiden will: Sie sorgen für Durchseuchung.  

Ich bin jetzt nicht der Ansicht, dass diese Panne etwas an der Gesamtsituation ändert. Zum einen habe ich bis heute nicht den Sinn dieser Tests verstanden, die nur genau zum Testzeitpunkt punktuell eine Infektion nachweisen können, die aber bis zu 14 Tage Inkubationszeit haben kann. Zum anderen dürften der weitaus größere Teil der Reiserückkehrer mit erhobenen Mittelfinger an den Rotkreuz-Zelten vorbeigefahren sein, weil sie im besten Fall die zwar kosten-, aber auch sinnlose Info bekommen hätten, dass sie in diesem Moment gerade mal nicht infiziert sind oder im dümmsten Fall zwei Wochen in ihrer 50 Quadratmeterbutze ohne Balkon bei 35 °C in Quarantäne sitzen würden. Es freut mich aber, dass sich für Markus Söder, der seit Monaten vor allem nach eigener Einschätzung in einem sehr breiten Strahl in die Republik pinkelt, unerwartet Gegenwind eingestellt hat.

Er hat auch gestern schon prompt reagiert und zwar falsch. Während er sich bisher immer beim Einführen seiner Maßnahmen und beim Vermelden von Erfolgen in den Vordergrund gespielt hat, hat er zunächst seine Gesundheitsministerin ins Feuer geschickt und sich nur mit einem Tweet aus der Deckung gewagt. Als er das heute wieder machen wollte, hagelte es Kritik und die Pressekonferenz der Gesundheitsministerin wurde abgesagt und man hat einen gemeinsamer Auftritt hingelegt. Hier gab es von Söder 1% der Sendezeit Bedauern und zu 99% Lobhudelei für die eigenen Entscheidungen. Von Selbstkritik fehlte allerdings jede Spur. Mit der riesigen Corona-Bedrohung kann jeder zurzeit auch blinden Aktionismus rechtfertigen. Wo der Schuldige seiner Meinung nach zu suchen wäre, machte er dann auch unmissverständlich klar, als er gönnerhaft berichtete, er habe das Rücktrittsgesuch der Gesundheitsministerin zweimal abgelehnt (Anm.d.Red.: Aha, zweimal?! Die Konversation hätte ich gern gehört: ´Markus, soll ich zurücktreten? ´- `Nee, lass mal!´ - ´Ich will aber!´ - ´Musste nicht, reicht wenn Du schuld bist!´). Ach übrigens, falls es jemand noch nicht wusste, hat Söder es noch einmal angemerkt: Wir befinden uns noch mitten in der Pandemie und Corona ist ein heimtückisches Virus. Man wird sehen, wie schwer und nachhaltig diese Panne den söderschen Kanzlerambitionen geschadet hat.

Eine weitere Segnung von Corona hat nach eigenen Angaben die Bertelsmann-Stiftung herausgefunden. Der Studie ´Radar gesellschaftlicher Zusammenhalt 2020´zufolge wäre herausgekommen, dass die Menschen in der Corona Krise näher zusammengerückt wären. Das haben Umfragen ergeben, deren Ergebnisse mich nicht weiter verwundern, wenn man seit Monaten im Fernsehen ständig Berichte über Leute zeigt, die auf Balkonen für untätig rumsitzendes medizinisches Personal klatschen oder Teilzeitaltruisten, die sich mit einer Instagramm-Story selbst auf die Schulter klopfen, weil sie aus Langeweile im Lockdown für die Omma von nebenan einkaufen gehen. Da werden sozial engagierte Menschen als von Corona geformte Helden vor die Kamera gezerrt, obwohl sie, eigentlich schon seit Jahren, mit ihren Hilfsprojekten der Gesellschaft dienen. Nur hat es bisher niemanden interessiert.

 Auch das Tragen von Masken und Einhalten von Abstandsregeln sind eben kein sinnvoller Schutz der Allgemeinheit und damit ein Zeichen der Solidarität mit den Mitmenschen. Die ist schon durch Erziehung und Internet seit langem einem unerträglichen Egoismus gewichen. Im Gegensatz zu der Studie, bin ich der Meinung, dass es eher in die andere Richtung geht. Durch Homeoffice, Verbot von Mannschaftssportarten, Theater, Konzerten und anderen Veranstaltungen werden die noch bestehenden Bindungen in Beruf und Freizeit gekappt und die letzten Gemeinschaften aufgebrochen. Die Menschen entfernen sich voneinander. (Anm.d.Red.: Ganz gleich, ob die Medien uns bewusst oder unbewusst vorgaukeln, dass die Krise uns zusammenschmiedet. Der Regierung spielt es in die Karten, denn Individuen sind besser zu kontrollieren als Gruppen. Raubtiere trennen ihre Beute auch zunächst von der Herde, um sie einfacher töten zu können).

Weitere, wenn auch zweifelhafte Segnungen wollen uns auch andere im Windschatten von Corona bringen, indem sie versuchen die Gunst der Stunde zu nutzen. Erinnern wir uns nur an den Vorstoß einiger Abgeordneten-Spießer, die im Lockdown das Stillstehen des horizontalen Gewerbes dazu missbrauchen wollten, der käuflichen Liebe gleich ganz den Hahn zuzudrehen (Anm.d.Red.: Siehe mein Blog Beitrag vom 29.05.20, ´Arbeiter der Liebe´). Keine Ahnung, was die Herren geritten hat, wahrscheinlich keine Frau, aber solcherlei Schwachsinn würde Deutschland nicht keuscher machen, sondern ein ohnehin schon grenzwertiges Geschäftsgebaren weiter kriminalisieren und noch dazu mehr Sexualstraftäter hervorbringen, weil man eine Möglichkeit der gesteuerten Triebbewältigung nehmen würde.

In derselben Kategorie sehe ich auch den Vorstoß einer Berliner Senatorin, die ernsthaft Sendeplatz beim Nachrichtensender bekommen hat, um ein Alkoholverbot in Kneipen zu fordern und damit, ohne mit der Wimper zu zucken, einem ohnehin schon dahinsiechenden Gewerbe den Todesstoß versetzten will (Anm.d.Red.: Die spaßbefreite Mineralwassersäuferin begründete ihren Vorstoß mit der nicht unbekannten Hypothese, dass Menschen unter Alkoholeinfluss nicht auf die Hygieneregeln achten würden. Die Alternative, es könne sich eventuell auch um Überzeugung handeln, wird wohlweislich nicht thematisiert. Getreu dem Motto: Kinder und Besoffene sagen die Wahrheit!). Unter dem Deckmantel des Schutzes vor Corona, dürfen inzwischen offensichtlich alle Spießer, religiöse Eiferer und andere kranke Geister, die Spaß daran haben andere zu reglementieren, bekloppte Vorstöße wagen, für die sie es früher nur deshalb ins Fernsehen geschafft hätten, um als Lachnummer in Satireshows bis auf die Knochen blamiert zu werden.

 

Übrigens, die Dame, die so selbstlos zum Corona Schutz den Alkoholkonsum verbieten will, ist Deutschtürkin. Auch wenn sie es tunlichst vermieden hat im Internet irgendwo ihren Glauben zu thematisieren, dürfte sie Muslima sein. Wenn man mit dem Bundesvorsitzenden der türkischen Gemeinde in Deutschland verheiratet war, ist das naheliegend und gesünder. Ich habe keine Ahnung, wie andere damit umgehen, aber wenn mir der Alkoholkonsum von Seiten meiner Religion verboten wäre, würde ich solche Vorstöße als Geschenk ans abendländische Gemeinwohl tunlichst vermeiden. Was kommt als nächstes? Veganer, die zum Coronaschutz Fleischverzicht predigen!