Schuldzuweisungen, Teil 1

In Krisenzeiten ist es offensichtlich opportun Schuldige zu suchen. Was aber gerade in Deutschland angesichts einer drohenden zweiten Welle praktiziert wird, ist Schmierentheater unterster Kategorie, denn die Politik sucht schon jetzt unterstützt durch die Medien jemanden, den sie sowohl für die derzeit wieder ansteigenden Infektionszahlen, als auch, in naher Zukunft, für die sicher kommende zweite Infektionswelle verantwortlich machen kann. Alles nur, um zu kaschieren, dass uns nicht eine großartige Regierungsstrategie, mit jeder Menge teils verwirrender bis widersprüchlicher Schutzmaßnahmen, sondern meist Kollege Zufall bisher mehr oder weniger sicher durch die Pandemie geführt hat.

Zunächst möchte ich mich heute kurz mit den aktuell steigenden Infektionszahlen beschäftigen. Hier hatte die Regierung bereits zu Beginn der Sommerferien begonnen ein Täterprofil herauszuarbeiten, um zu Beginn der ersten Rückreisewelle und damit ansteigenden Infektionszahlen auch praktischerweise gleich den Verursacher parat zu haben, um ihn bei Bedarf öffentlichkeitswirksam standrechtlich ohne Verhandlung erschießen zu können. Dank unserer sauffreudigen Vollassies mussten Politik und Presse auch gar nicht lange warten und schon feierte unser touristisches Geschenk an Europa, zur besseren Identifizierung gewandet in Deutschlandtrikots, einen Tag nach dem Fallen der Reisebeschränkungen ungehemmt ohne Schutz und Abstand am Ballermann.

Wir Deutschen sind eben nicht nur verlässlich, wenn Europa Geld in der Kasse benötigt, sondern auch, wenn es darum geht sich im Ausland wie die Axt im Walde aufzuführen. Nach kürzester Zeit war der Ballermann wieder von den spanischen Behörden geschlossen worden, ohne dass es in der Folge signifikante Anzeichen gegeben hätte, dass diese Partys irgendeine Infektion mehr verursacht hätten als der gemeine Sandalengermane beim Powershoppen in der überfüllten Innenstadt von Palma. Wichtig war nur, die Regierung hatte für die Zeit nach den Ferien schon vorsorglich einen Schuldigen in der Hinterhand, den sie fortan auch unter dem Namen ´Partytourist´ bei jeder Gelegenheit mit den steigenden Infektionszahlen in Verbindung bringen kann.

Ich bin mir inzwischen ziemlich sicher, dass es sich aktuell nur um einzelne lokale Hotspots handelt. Da kann sich der Marburger Bund oder Karl Lauterbach auf den Kopf stellen und mit den Füßen wackeln. Ich bleibe dabei, die zweite Welle kommt erst noch. Wenn es allerdings um den Grund für das aktuelle Ansteigen der Infektionszahlen geht, kann ich sogar mit den Verantwortlichen übereinstimmen, dass diese durch den Rückreiseverkehr am Ende der Sommerferien hervorgerufen werden. Allerdings bin ich der Meinung, dass man für diesen Anstieg eben nicht die vielzitierten bösen deutschen Partytouristen verantwortlich machen kann. Wäre das der Fall, hätten die seit Wochen stattfindenden Partys an Billigsauf-Hotspots, wie beispielsweise dem bulgarischen Goldstrand, die im Gegensatz zum Ballermann ungehemmt und unmaskiert andauern, schon längst coronale Konsequenzen ergeben. Aber außer der ständigen entrüsteten Berichterstattung der Medien von saufenden und schutzlos feierndem Partyvolk war die gesamten Sommerferien über nichts weiter zu hören und zu sehen. Kein Infektionsherd wurde gefunden, der nachweislich auf diese Feten zurückzuführen ist. Anders wäre schon längst die Hölle losgebrochen. Doch Bulgarien ist weiter ein Nichtrisikoland und die zurückkehrenden Partytouristen tuen unserem Gesundheitsminister auch nicht den Gefallen einen positiven Test abzuliefern. Erst seit ein paar Tagen steigen auch hier die Infektionszahlen. Obwohl natürlich von den Verantwortlichen hierzulande sofort eine Verbindung zu den Partylocations gezogen wird, ist der zeitliche Verlauf auch unter Berücksichtigung der bis zu 14-tägigen Inkubationszeit einfach nicht stimmig.

Ist aber egal, diese Saufbrüder sind bei den selbsternannten Corona Mahnern wie Karl Lauterbach die Schuldigen – basta! Hat allerdings den kleinen Schönheitsfehler, dass Corona dann nur Menschen anfallen dürfte, die einen IQ oder vielmehr einen Kontostand von unter 100 haben. Ich habe zumindest die Schickeria aus München und Wien in der letzten Woche Party machen sehen. Sah genauso Pandemie-ignorierend aus, wie beim Fußvolk auf Malle oder dem Balaton, interessiert aber die Presse so gar nicht. Ist auch nicht weiter verwunderlich, denn da hat sicher der ein oder andere Sohn eines Medienmoguls fleißig mitgefeiert.

Es mag zwar angehen, dass unsere charismatische Führung die Wurzel allen aktuellen Übels bereits für sich und uns in den Partytouristen definiert hat. Einziges Manko dabei: Es stimmt nicht und es ist auch klar, dass man die wahren Gründe in diesen Kreisen kennt! Alle Corona Hotspots, die aktuell in Deutschland gemeldet werden, haben inzwischen ihren Beginn fast ausschließlich in Erntegroßbetrieben oder bei Familienfesten von Ethnien, bei denen alles unter 100 Personen als intime Feier im kleinen Kreis gesehen wird. Anders gesagt überall dort, wo Menschen mit ausländischen Wurzeln vermehrt beteiligt sind. Die kommen nämlich in letzter Zeit vermehrt vom Heimaturlaub zurück und haben sich mit ihren Verwandten in Regionen der Türkei, Bulgariens, Rumäniens oder sonst wo getroffen, in denen weitaus weniger zum Schutz gegen Corona getan wird als in Deutschland.

Nun mag ich persönlich diese Art der erzwungenen Durchseuchung gut finden, aber das tut hier nichts zur Sache. Es geht um die Bigotterie des Bundes und der Landesregierungen, die einerseits konsequenten Infektionsschutz predigen, aber andererseits das Infektionsrisiko durch Familienbesuche im Ausland in Kauf nehmen. Altbekanntes Thema! Sobald es um Ausländer geht ziehen alle den Schwanz ein. So gefährlich kann gar kein Virus sein, als dass man sich an Einschränkungen für Ausländer mit oder ohne deutschen Pass die Finger verbrennen würde.

Beim Leiharbeiter kommen noch strategische innerpolitischen Erwägungen hinzu. Sie lässt man diskussionslos von Deutschland zu ihren Verwandten aus- und wieder einreisen, weil sie gebraucht werden, um dem deutschen Geizkragen seine Fressalien zu Dumpingpreisen auf den Tisch zu zaubern. Immer nach dem Motto: Voller Bauch demonstriert nicht gern! Wen interessiert da schon Corona? Jetzt, da fast alle Leiharbeiter vom Heimaturlaub wieder zurück sind, kann man diese Gebiete auch wieder zu Risikogebieten erklären.

Zu dem Umgang der Bundesregierung mit Deutschtürken und anderen Muslimen mit oder ohne deutsche Staatsbürgerschaft ist jedes weitere Wort eigentlich überflüssig. Die dürfen nicht nur frei reisen, sondern gleich ganze Innenstädte plattmachen ohne Konsequenzen befürchten zu müssen (Anm.d.Red.: Es reicht schon, wenn man die normale Polizei des Racial Profiling beschuldigt, dann muss man jetzt nicht auch noch die Bundespolizei an den Flughäfen in Misskredit bringen). Doch neben der immer gegenwärtigen Angst des Deutschen als ausländerfeindlich gebrandmarkt zu werden, hätte ich den Wahnsinnigen in Regierungsverantwortung sehen wollen, der diesem Teil unserer Bevölkerung den Urlaub in der Heimat hätte verbieten wollen. Risikogebiet oder nicht, die hätten einen Weg gefunden dorthin zu kommen und wenn sie über die Balkanroute in die Türkei gewandert wären. Bevor man der Bundesregierung Kontrollverlust vorwerfen konnte, hat man den türkischen Heimaturlauber einfach unbehelligt ausreisen lassen. Allerdings war er fortan in allen Pressekonferenzen und offiziellen Stellungnahmen zum deutschen Touristen bei der Reise in ein Risikogebiet umetikettiert worden. Den Rückreisekorridor hat man dann bekanntlich letzte Woche dadurch gesichert, indem man kurzerhand die vier wichtigsten Urlaubsregionen der Türkei als unbedenklich deklariert hat (Anm.d.Red.: Siehe mein Blog vom 05.08.20, ´Türkeiurlaub´). So hat man dem Glauben an die Sinnhaftigkeit jeglicher Corona-Schutzmaßnahmen einmal mehr mit Anlauf in die Eier getreten. Zur Täuschung des Durchschnittsbürgers reichen solche Sandkastenstrategien vollkommen aus. Die einfache Bevölkerung hat, bei der Flut an Corona Meldungen inzwischen den Überblick verloren und ist mit allem einverstanden (Anm.d.Red.: Die Medien werden dabei nicht müde auf die enormen Zustimmungswerte hinzuweisen. Ich treffe zwar immer weniger, aber ich bewege mich offensichtlich in den falschen Kreisen). Hauptsache man sperrt sie nicht mehr über Wochen zu Hause ein und zwingt sie dazu, sich mit sich und anderen Familienmitgliedern zu beschäftigen.

Immerhin konnte man dadurch die Masse an Reiserückkehrern aus Risikoländern soweit reduzieren, um wenigstens eine realistische Chance zu haben, den seit vergangenen Samstag geltenden Zwangstest, der in den letzten Wochen von Jens Spahn zur Geheimwaffe gegen den Corona-Infektionseintrag von außen aufgebaut wurde, halbwegs glaubwürdig durchführen und überwachen zu können. Die lokalen Gesundheitsbehörden, die man im Nachgang mit der Kontrolle der Quarantäne und der Verfolgung von Infektionen bei den Reiserückkehrern aus der Türkei betraut hätte, wären ohnehin beim Verfolgen innerhalb der riesigen Familienverflechtungen überfordert gewesen.

Eigentlich schade, ich hätte gerne gesehen, wie Armin Laschet, als Landesvater mit der größten türkischen Gemeinde in Deutschland (Anm.d.Red.: 33,7% aller Türken leben in NRW), versucht hätte, die Tumulte mit Deutschtürken seinen Flughafen zu erklären, zu denen es sicher aus den verschiedensten Gründen gekommen wäre. Von fehlenden Tests vor Abreise aus der Türkei, über das Verweigern von Zwangstests mit zweitägiger Quarantäne, sowie das Erfassen der persönlichen Daten, bis hin zur Vertuschung einer Infektion wäre sicher alles dabei gewesen (Anm.d.Red.: Nur zur Erinnerung: Wer mit Corona aus einem Risikogebiet kommt, wird nicht etwa, wie viele der weniger arbeitsfreudigen Mitmenschen zunächst glaubten, mit einem bezahlten Quarantänezusatzurlaub auf dem heimischen Balkon belohnt, sondern muss Urlaub nehmen oder erhält in der Zeit keinen Lohn vom Arbeitgeber. Ich nehme an der Infektionsmeldereflex dürfte sich so bei dem einen oder anderen in überschaubaren Grenzen halten).

So kommt es, dass der Regierung als Begründung für steigende Infektionszahlen letztendlich der böse deutsche Partytourist dienen muss. Das Bekämpfen der Hauptursachen wäre zu unbequem und aufwändig gewesen. Die aufkommende Panik hinsichtlich der aktuellen Zahlen muss man ohnehin ein wenig kopfschüttelnd mitansehen. Natürlich steigen die Neuinfektionszahlen durch das Ende der Sommerferien, aber wen stört das, wenn die Infektionen ohne größere Komplikationen verlaufen? Seit Wochen stagnieren die Todeszahlen, also auch die Zahlen bei den schweren Corona Verläufen, die im Krankenhaus behandelt werden müssen. Das ist keine überraschende Entwicklung. Man kann sie bei jeder dahergelaufenen Virusinfektion beobachten, auch wenn sie weit weniger panisch gehypt wurde als Corona. Die Sterblichkeit sinkt mit zunehmender Durchseuchung. Ob es uns gefällt oder nicht, bei allen Katastrophen, natürlichen oder menschgemachten, sterben erst die Schwachen und Kranken in einer Gesellschaft.

 

Überhaupt habe ich zunehmend das Gefühl, dass einige in der Corona Panik den Bezug zur Realität etwas verlieren. Übers Wochenende hat es einen einzigen Corona-Toten gegeben, während sich im selben Zeitraum 12 Motorradfahrer ins Nirwana geschossen haben.