Der Retter mit der Maske

Immer wenn man denkt, in der Corona Krise ist alles an Schwachsinn von jedem nur erdenklichen Idioten in den Medien geäußert worden, kommt so jemand wie CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak daher und haut einen raus, dass es jedem Menschen mit Resthirn augenblicklich die Zehennägel hochrollt: ´Maske tragen ist sexy!´. Bitte? Ich habe zunächst gehofft, dass es sich nicht um ein Interview gehandelt hat, sondern um einen Leak seiner Domina, nachdem er sich am Wochenende enthusiastisch zu seiner Lieblingsledermaske geäußert hat, während sie ihn im S/M-Club so richtig doll verwemst hat. Welcher normal gestrickte Mensch sollte Masken bitte erregend finden? Zorro, Batman, das Phantom der Oper, mag alles angehen (Anm.d.Red.: Oh sorry, nur gesunde Männer. Wie unkorrekt von mir. Natürlich auch Catwoman und bei den Menschen mit Handicap Dr. Miles Hawkins mit seiner M.A.N.T.I.S.. Nur bei den Homosexuellen habe ich noch keinen Maskierten gefunden. Bei Phastos und Valkyrie, die Marvel in den nächsten zwei Jahren, vollkommen politisch korrekt, auf die Menschheit loslassen wird, ist Maske nicht so angesagt. Wahrscheinlich will man sich nicht vorwerfen lassen, man würde verschämt das Gesicht verhüllen…aber ich schweife mal wieder ab!). Eine Maske macht Sinn, wenn man als Superheld im Verborgenen Gutes tun will oder, im Falle von Erik aus der Oper, gesichtstechnisch halt aussieht wie ein Pfund Mett. Viel wichtiger aber, es sind Fantasy-Gestalten, Kunstfiguren, die im richtigen Leben sofort eingewiesen werden würden. Leider steht das bei Herrn Ziemiak nicht an. Ich darf aber auch nicht zu hart sein. Letztendlich wollte er nur besonders geistreich dem bräsigen Durchschnittsdeutschen die Maske schmackhaft machen. Manche Werbefuzzies sind auch nicht besser.

Für normale Menschen ist das Teil einfach nur kacke.  Da ändert auch der Running Gag in der Corona Krise nichts: Die natürlich repräsentative Umfrage der Nachrichtensender, bei der auch heute ausschließlich nur Passanten gefunden wurden, die das Tragen einer Maske zwar nicht sexy, aber doch als sinnvoll ansehen und die sich, vollkommen überraschend, in der aufkeimenden Diskussion, um das Abschaffen der Maskenpflicht auf Seiten der Corona Paniker um Söder und Spahn geschlagen haben. Ich frage mich bei diesen Umfragen dann immer, wann ich mal einem dieser Leute begegnen werde. Ich treffe immer nur welche, die ultra angenervt von der Maske sind. Vielleicht muss ich mal über meinen Umgang nachdenken. Klar gibt es vor allem in Deutschland welche, die auf die Maskenpflicht stehen, aber in erster Linie nicht aus Angst vor Corona, sondern weil ihnen einer abgeht, wenn andere Menschen gemaßregelt werden. Ist teilweise noch befriedigender als Falschparker denunzieren. Da ist man schließlich nicht dabei, wenn die Betroffenen das Knöllchen bekommen. Bei der Maskenpflicht hat man dagegen sofortige Befriedigung und muss dafür nur in den Supermarkt gehen.

Machen wir uns nichts vor, es mag hier und da den ein oder anderen vor einer Infektion mit Corona geschützt haben und ich bin auch für Masken bei Risikopatienten oder die berufsbedingt auch vorher schon darauf angewiesen waren: Arzte, Pflegepersonal, Kammerjäger, Bankräuber. Ansonsten halte ich es eher mit den Niederländern, die nur in öffentlichen Verkehrsmitteln eine Maskenpflicht haben. Die haben wir auch und an dieser Stelle durchaus sinnvoll, aber nicht wegen Corona, sondern weil manche Menschen aus dem Hals stinken, wie eine Kuh aus dem … Allerdings wäre ich zusätzlich für eine `Morgens-Wasch-Pflicht´, eine ´Regelmäßig-Dusch-Pflicht´ oder zumindest für eine ´Deo-Pflicht´. Dann fahr ich auch wieder Bahn.

Den Rest haben sich die Niederländer allerdings geklemmt. Deren Gesundheitsexperten sehen das sehr pragmatisch, das heißt, sie haben erkannt, dass auch im Land der Tulpen und Holzschuhen ein Großteil der Menschen einfach zu blöd ist, um das Thema so umzusetzen, dass es ansatzweise einen Nutzen haben könnte. Hier wird die Maskenpflicht abgelehnt, weil sie eine trügerische Sicherheit erzeugt und letztendlich auch eingesehen wurde, dass einfach nicht genug Masken in ausreichender Qualität verfügbar sind. In erster Linie wird aber davon ausgegangen, dass die meisten Menschen weder eine ordnungsgemäße Handhabung beherrschen noch eine regelmäßige Reinigung durchführen. Ich kann bei meinen Beobachtungen seit Einführung der Maskenpflicht dieser Einschätzung nur beipflichten. Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, sieht zwar überall Menschen mit Masken, aber bei näherem Hinsehen eigentlich sofort, dass kaum jemand verstanden hat, wie die Dinger sinnvoll zu nutzen wären. Das fängt beim falschen Aufsetzen an, geht mit dem Rumgreifen im Gesicht weiter und findet einer meiner Lieblingshöhepunkte beim Restaurantbesuch. Während die meisten beim Betreten des Lokals noch eine Maske tragen, scheinen alle der Meinung zu sein, dass sich das Virus wie ein ängstlicher Hund verhält. Am Anfang muss man noch aufpassen, dass das Vieh einen nicht beißt, aber wenn er sich erst einmal an einen gewöhnt hat, wird er zutraulich. Anders ist nicht zu erklären, dass mit zunehmender Dauer des Restaurantbesuches die Leute die Maske auf dem Weg zum Klo oder nach Draußen zur Zigarette gar nicht mehr aufsetzen.

Ich habe inzwischen den Eindruck die Maskenpflicht ist nur noch ein schützendes Argument, mit dem die Regierung eine passable Begründung hat, dass Corona gerade nicht wieder aufflammt. Ich halte hier eher den Sommer oder vielleicht doch eine höhere Durchseuchung für verantwortlich und nicht, dass die Bevölkerung irgendwelche Maßnahmen einhält. Es ist eine Mär, dass Masken dort getragen werden, wo die Abstandsregeln nicht eingehalten werden können. Ich war am Wochenende in Hamburg und zum ersten Mal seit Wochen wieder in einem Club. Ohne den Namen des Etablissements jetzt nennen zu wollen, hinter verschlossenen Türen hängt man so dicht aufeinander wie vor Corona.

Aber selbst in den Kreisen, wo es sinnvoll wäre eine gute Maske zum bösen Spiel zu tragen, finden sich nur Verstöße. Pro Tag sehe ich mindestens drei Reportagen aus dem stets gut gefüllten Foyer des Bundestages, bei der hinter der Reporterin reges Treiben herrscht. Es tragen aber nur 10% der Leute, die durchs Bild laufen oder locker in Grüppchen Smalltalk halten, eine Maske. Auch unsere Jugend, die angeblich so sehr Wert darauflegt, dass man sie ernst nimmt, macht hier keine Ausnahme. Nehmen wir mal die Flugblattaktion dieser kleinen Knallchargen von Extinction Rebellion gegen Angela Merkel vom letzten Donnerstag. Keiner der fünf Jugendlichen hielt es für nötig eine Maske zu tragen. Das wäre das Mindeste gewesen, was ich von einem altruistischen Weltverbesserer erwartet hätte. Wahrscheinlich wollten sie sicher gehen, dass ihre Visagen auch gut zu erkennen sind, wenn das kleine Selbstdarstellungsvideo auf YouTube später viral gehen sollte.

Keine Maske tragen muss man dort, wo die Abstandsregeln eingehalten werden können. Aber auch hier sehe ich nur Verstöße. Es ist ausgemachter Mumpitz, wenn Medien bei 15 Grad und Regen davon schwafeln, dass die Menschen größtenteils die Abstandsregeln einhalten. Natürlich tun sie das! Wenn 3 wildfremde Menschen durch den Regen über den Potsdamer Platz laufen, haben sie sich auch vorher nicht in der Mitte zum spontanen Gruppenkuscheln getroffen. Wenn aber 30°C und Sonne samstags auf den Beach Club brennen, dann ist den Leuten der Abstand total egal. Hauptsache man hat einen Platz am Tresen oder im Liegestuhl. Das kann jeder bei schönem Wetter am Strand beobachten und dieses Verhalten ist überall auf der Welt gleich. Corona Regeln gelten nach Meinung des Individuums für alle, nur bei sich selber sind Ausnahmen möglich. Ich muss immer wieder feststellen, dass nach wie vor eine Gefährdung durch Corona zumindest fragwürdig erscheint, wenn allerorten seit Monaten Corona Schutzmaßnahmen großflächig unterlaufen werden und trotzdem die Infektionszahlen stagnieren.

 

Deshalb ist es ein absolutes Scheingefecht, dass gestern von dem Wirtschaftsminister von Meck-Pomm, Harry Glawe, vom Zaun gebrochen wurde, indem er öffentlich über ein Ende der Maskenpflicht nachgedacht hat. Es geht hier nur um politische Selbstdarstellung. Allerdings halte ich inzwischen alles für möglich. Vielleicht handelt es sich um Kalkül im Vorfeld bei der Kanzlerkandidatur. Deshalb lost die CDU einmal pro Woche einen Trottel ohne Kanzlerambitionen aus, der dann irgendwie einen auf Lockerung machen muss, damit in der umgehend abgehaltenen Pressekonferenz die Helden an der Parteispitze noch glanzvoller den Schützer des deutschen Volkes spielen können. So heute mal wieder sehr anschaulich von Jens Spahn und Markus Söder vorgeführt, die jeglicher Diskussion um die Abschaffung der Maskenpflicht eine Absage erteilt haben. Solange dadurch die Zustimmung des deutschen Wahlviehs immer noch bei 38% für die CDU gehalten werden kann, dürfte diese Strategie noch bis zur Bundestagswahl weitergehen. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal frage: Wo zum Teufel bleibt der Impfstoff?