Heute ist sie gestartet, die berühmte Corona Tracking App. Später als in allen anderen Ländern, aber wie es sich für ein gutes deutsches Erzeugnis gehört, technisch gesehen angeblich der absolute Überflieger. Besonders wichtig für alle Katzen Video Gucker und Facebook Junkies: Das Akku des Handys ist durch die Nutzung der Corona Warn App, im Gegensatz zu den dilettantischen Lösungen anderer Staaten, kaum belastet. Wahrscheinlich kann das Ding sogar Kaffee kochen. Der Haken dabei, etwa 60% der Deutschen müssten die App nutzen, um eine „optimale Funktion“ sicherzustellen (Anm.d.Red.: Dabei haben 20% in Deutschland kein Handy oder nur ein inkompatibles. Die repräsentative Umfrage, dass aktuell etwa 60% die App installieren wollen, glaube ich mit Blick auf die Erfahrungen in anderen Ländern ebenfalls nicht). Dieses Problem wird von den Verantwortlichen vehement zurückgewiesen und so wurde die App heute bei der offiziellen Vorstellung entsprechend über den ´grünen Klee´ gelobt. Der Telekom Sprecher konnte auch gar nicht anders, schließlich dürfte sein Laden, als der, nach Scheitern der ersten Gemeinschafts-App, in die Presche gesprungen ist, so viel Geld gescheffelt haben, dagegen sehen die Kosten für die geplatzte PKW Maut und die Ausgaben der Bundeswehr für externe Berater nach Portokasse aus.
Jens Spahn hat es sich nicht nehmen lassen eine entsprechende Werbekampagne zu präsentieren, um der ´Corona Panik People Community´ die Nutzung schmackhaft zu machen. Da es sich bei dieser Zielgruppe bekannterweise hauptsächlich um nicht besonders reflektierende Konsumenten im Hauptberuf handelt, ist der Spot in der heute üblichen, leicht verständlichen Strichmännchenoptik gehalten und von der Länge für den ADHS Geschädigten geeignet.
Trotzdem sehe ich da wenig Aussichten auf eine überwältigende Nutzung. Das liegt zunächst einmal an der gerechtfertigten Skepsis, die ein Großteil der Bevölkerung allen Apps, die Daten sammeln, entgegenbringt. Da war es wenig hilfreich, dass auf der Pressekonferenz die hervorragende Zusammenarbeit mit Google und Apple herausgestellt wurde, gelten sie doch als zwei der größten Datenkraken, die wir heutzutage im World Wide Web so antreffen (Anm.d.Red.: Hintertürchen in Softwareentwicklungen, die diesen Unternehmen oder Geheimdiensten Zugang zu unseren Daten gewähren, sind nicht schließlich nicht unbedingt eine unbewiesene Theorie des marodierenden Aluhutträgers, sondern nachgewiesene Tatsache). Auch fragt sich der Laie, wieso Jugendliche unter 16 Jahren diese App nicht herunterladen können, wenn die Nutzung angeblich so wahnsinnig anonymisiert und sicher ist. Last but not least dürfte es hohen Nutzerzahlen eher abträglich sein, dass die grundsätzliche Bereitschaft des Volkes bei der Einhaltung der Corona Maßnahmen in einem permanenten Sinkflug begriffen ist und das, obwohl das laxe Verhalten nicht zu einer Erhöhung der Infektionszahlen geführt hat. Umstände, die nicht eben für die exorbitante Nutzung des neuen Spielzeugs des RKI sprechen.
Vor was soll die App noch schützen und vor allem warum? Schließlich gibt es immer mehr Studien, wie die aus Bergamo von letzter Woche, die beweisen, dass die Schutzmaßnahmen so rein gar nichts gebracht haben. Es hat, trotz Ausgangssperre, in der italienischen Provinz eine hohe Durchseuchung stattgefunden, was nicht nur das Gespenst der hohen Mortalitätsrate von Corona weiter verblassen lässt, sondern auch die Funktionsgrundlage der App, nämlich bei einem nahen Kontakt über längere Zeit Alarm zu schlagen, ad absurdum führt.
Aber anstatt einmal aktiv diese Erkenntnisse auch hierzulande zu verifizieren, indem man die reale Durchseuchung der deutschen Bevölkerung eruiert, kommt man mit einer weiteren bekloppten Schutzmaßnahme vor Corona um die Ecke. Einer App, die Infektionsketten unterbrechen soll, indem sie alle Kontaktpersonen eines Infizierten warnt und zum Infektionstest schickt.
Ich bin gespannt, wie Herr Spahn uns überzeugen will, etwas auf freiwilliger Basis zu nutzen, das uns im schlimmsten Fall für 14 Tage, also die Dauer der möglichen Inkubationszeit in die Quarantäne schicken könnte, nur weil detektiert wurde, dass man sich länger als 15 Minuten 2 Meter neben einem Infizierten aufgehalten hat (Anm.d.Red.: Besonders, wenn die App keinen Unterscheid macht, ob sich in der Zeit, zwischen den Betroffenen, zum Beispiel eine Plexiglasscheibe, eine Wand oder ein Zugabteil befunden hat. Siehe mein Blogbeitrag vom 29.05.20, ´Arbeiter der Liebe´). Auch gibt es nach wie vor keine Lösung, wie man nach einer durchlaufenen Infektion behandelt wird. Wird man von der App dann als immunisiert geführt oder läuft man weiter als potentieller Infektionskandidat durch die Gegend und kann jederzeit wieder ´angepeept´ werden, obwohl eine Infektionskette eigentlich dann an dieser Stelle enden müsste?
Ich habe meine Sicht der Dinge bereits kundgetan: Ich werde eher Mitglied bei Facebook und poste jeden Mittag Selfies von mir und meinem Essen mit einem Selfiestick, den ich mir eigens dafür kaufen würde, als dass ich diese App laden und nutzen werde (Anm.d. Red: Wer mich kennt und/oder mein Buch gelesen hat, dürfte wissen, dass ich eher jemanden mit dem Selfiestick erschlage, als damit ein Foto zu machen). Dabei stelle ich noch nicht einmal die Funktionalität in Frage oder habe Angst vor Datenklau. Es widerstrebt mir schlicht und einfach etwas anzuwenden, was die dringend benötigte Durchseuchung unterbindet und auf einer katastrophalen Fehleinschätzung beruht, ist die Warn App doch nur ein weiteres sinnloses Leuchtfeuer, das entzündet wurde, um das angeblich außergewöhnliche Risiko von Covid19 und damit die Sinnhaftigkeit des Shutdowns der Regierung im Nachhinein zu manifestieren.