Die Tracing App ist doch schon fertig. Pünktlich zum Sommer, bei dem das Virus sowieso Pause macht, kommt unsere Regierung nun mit ihrem neuen Gadget um die Ecke. Damit sind sie in etwa so pünktlich wie am Anfang dieses ganzen Wahnsinns mit der Schutzbekleidung. Keiner weiß, was hinter der Oberfläche so ausspioniert wird. Die Wirksamkeit ist umstritten, da es sich bisher nur um theoretische Modelle gehandelt hat. Fehlalarme sind vorprogrammiert. Wie etwa, wenn eine infizierte Person länger zusammen mit anderen in der Kneipe steht, aber die ganze Zeit eine Plexiglasscheibe zwischen ihnen ist, wird die App das nicht erkennen. Letzten Endes müssen mindestens zwei Drittel der Bevölkerung die App nutzen, um überhaupt die Funktion sicherzustellen. Ich grüße aus dem anderen Drittel der Bevölkerung und wünsche allen viel Spaß.
Kommen wir aber endlich zu dem Thema, auf das alle eigentlich warten: Die Diskussion über die Wiedereröffnung der Puffs. Mir ist klar, dass ´Sex sells´ - und wer die Leser bei der Stange halten will, der muss auch mal aus der Schmuddelecke berichten. War das mit der Stange schon Wortwitz?
Bei den Problemen, die die Prostitution in Corona Zeiten hat, hört man häufig den Begriff Sexarbeiter. Nicht zu verwechseln mit dem Teil der Bevölkerung, für die Sex meist Arbeit bedeutet - also etwa jede dritte Beziehung in Deutschland. Ich habe in meinem Leben viele getroffen, die auf diesem Gebiet in etwa so arbeitsscheu sind, wie ein Drogendealer im Dortmunder Keuning Park und die darüber hinaus nie eine vernünftige Ausbildung genossen haben. Diese Amateure müssen, wie Fußballer in der Regionalliga, zum Lebensunterhalt noch einer ganz normalen Arbeit nachgehen. Das mit dem ´von Luft und Liebe leben´, klappt meist nur am Anfang der Beziehung und sobald die erste Euphorie vorbei ist, erkennen die Meisten erst, wieviel Arbeit die Liebe wirklich macht. Viele dieser ´Arbeiter der Liebe´schaffen dann meist noch nicht einmal die Probezeit (Anm.d.Red.: Aus diesem Grund ist die Arbeitslosenquote sehr hoch, auch wenn man sie im Fachjargon nicht ´Arbeitslose´ sondern ´Single´ nennt. Dementsprechend gehen sie auch nicht zur Agentur für Arbeit, sondern zu Parship. Hoffnungslose Fälle gibt es aber in beiden Institutionen zu Hauf).
Aber zurück zu den Sexarbeitern. Eigentlich ein lustiger Name. Klingt für mich so komisch, als wenn man zu einem Bäcker ´Backarbeiter´ sagen würde. Zum Lachen ist der Branche allerdings gerade nicht, zumal die Corona Panik im horizontalen Gewerbe am unbarmherzigsten zugeschlagen hat. Hier wurde sofort und gnadenlos geschlossen, denn die Ansteckungsgefahr ist maximal, da man bei keinem anderen Beruf den übertragungsrelevanten Körperöffnungen - Stichwort Tröpfcheninfektion – näherkommt. Mal abgesehen von dem HNO Arzt, aber der ist im Gegensatz zum Sexarbeiter als systemrelevant eingestuft worden (Anm.d.Red.: Eigentlich eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, denn auch das Bordell um die Ecke ist wichtig. So wäre das in Corona Zeiten überstrapazierte Thema häusliche Gewalt sicher weit weniger ausgeprägt gewesen, denn viele dieser feigen Schläger sind weit weniger aggressiv, wenn sie mit leerem Sack nach Hause kommen. Überhaupt gibt es Untersuchungen, dass viele Sexualstraftaten verhindert werden können, eben weil die legale Alternative existiert. Da allerdings keiner im Shutdown aus dem Haus konnte, dürfte dieses Thema erst jetzt langsam wieder wichtig werden). Während andere Branchen wenigstens noch staatliche Unterstützung für fixe Ausgaben wie zum Beispiel Mieten beantragen konnten, fielen besonders freischaffende Prostituierte durchs Raster und mussten teilweise sogar illegal weiterarbeiten. Damit noch nicht genug: wie schon bei einigen anderen Gelegenheiten zu beobachten, versucht die Politik, unter dem Mantel der Corona Maßnahmen, auch gleich noch ein paar andere Themen ´abzuarbeiten´. So versuchen gerade ein paar Spießer von Bundestagsabgeordneten offensichtlich die käufliche Liebe zu verbieten. Ich hoffe, sie werden damit genauso glorreich scheitern wie der Verkehrsminister, als er versuchte mit seinem unverschämten Bußgeldkatalog unter dem Radar zu fliegen, während alle mit Corona beschäftigt waren.
Im Zuge der Lockerungen dürfen viele Branchen wieder arbeiten und es ist nur logisch, dass auch der Berufsverband der Sexarbeiter nun auf eine Wiederaufnahme des käuflichen Knatterns drängt. Dazu mussten sie aber vorher ein Hygienekonzept einreichen. Wie hier bereits des Öfteren thematisiert und wie sicher jeder selber schon in der Realität festgestellt, kam es dabei zum Teil zu grotesken Richtlinien, die alle nun Tag für Tag unter der Knute des Gesundheitsamtes ausbaden müssen. Es liegt in der Natur der Sache, dass sich das vom entsprechenden Bundesverband erarbeitete Hygienekonzept für die Wiederaufnahme des Kaufes von sexuellen und erotischen Dienstleistungen mit besonders heftigem Kopfschütteln liest. Das dürfte daran liegen, dass der ohnehin lächerliche Mundschutz gerade in dieser Branche ad absurdum geführt wird (Anm.d.Red.: Die Doppeldeutigkeit bei diesem Thema macht es auch nicht gerade besser). Natürlich hat dieses Gewerbe aus der Geschichte heraus viel Erfahrung mit Schutzmaßnahmen gegen sexuell übertragbare Krankheiten und macht auch regelmäßige Gesundheitschecks. Aber es ist eine Sache, eine Gummitüte über den kleinen Soldaten zu stülpen. Eine komplette Nummer mit Atemschutzmaske ist jedoch schon etwas ganz anderes. Ich gehe davon aus, dass viele der alten dicken Säcke aus der Politik allein deshalb das Konzept schon ablehnen, weil sie befürchten bei der nächsten Bordellparty, die ihnen vom VW Betriebsrat bezahlt wird, wegen Sauerstoffmangel ohnmächtig von der Mutter zu fallen (Anm.d.Red.: VW vielleicht eher nicht mehr nach diversen finanziellen Tiefschlägen, aber es wird sicher neue Profiteure der Corona Krise geben, wie Pharmaunternehmen, Hersteller für Schutzbekleidung oder Chinesen auf Einkaufstour bei deutschen Unternehmen, die sicher gerne einspringen). Nein, Sex mit Schutzmaske ist in etwa so sinnvoll wie alkoholfreies Bier. Auch darf der bei den erlaubten Sexspielen im Pool oder Whirlpool nicht nass werden. Ein schwieriges Unterfangen (Anm.d.Red.: Witzig, dass das Konzept vorsieht, im Puff die Sauna und den Whirlpool zu öffnen, im Wellnesshotel aber nicht. Eröffnet dem Mann ganz neue Möglichkeiten, wenn er seine Frau zu einem Wellnesswochenende in sein Stammbordell im Nachbarort einladen kann).
Das detaillierte Konzept verbietet schon das Händeschütteln zur Begrüßung. Ich gehe davon aus, dass das spätere Schütteln anderer Körperteile erlaubt sein sollte, wenn die Branche ansatzweise eine Hoffnung auf Fortbestand haben will. Auch das Erfassen von Namen und Adresse der Freier, ähnlich wie im Gastrobereich halte ich für undurchführbar. Wie soll das im Falle einer Corona Infektion laufen? ´Hallo Frau Meier, hier ist das Gesundheitsamt, ihr ganzer Haushalt muss umgehend in die Quarantäne, weil sich ihr Mann im Club Feuchte Träume letzte Woche mit Corona infiziert haben könnte`.
Auch das Verbot von Oralverkehr ist gleichermaßen sinnlos, wie geschäftsschädigend. Wozu bitte soll das gut sein? Schließlich wird der geforderte Abstand von mindestens einer Unterarmlänge zwischen den Gesichtern der Protagonisten anatomisch bedingt stets eingehalten. Habe ich ein Interview von Klugscheißer Drosten verpasst, der nach den Aerosolen jetzt auch noch eine Corona Übertragung von Mund zu Schwanz entdeckt hat? Zutrauen würde ich es ihm.
Bei all den Vorschriften ist es allerdings logisch, dass der Sex dem Konzept nach auf zwei Personen beschränkt werden soll. Nicht nur, weil die meisten Besucher wegen Kurzarbeit kein Geld für Gruppensex haben dürften, auch weil man bei den ganzen Regeln schon damit überfordert ist, bei zwei Personen alle Übertragungsquellen plus primärer und sekundärer Geschlechtsmerkmale auf der richtigen Position zu halten. Ab drei Personen wird es unübersichtlich.
Bitte nicht falsch verstehen. Ich bin, wie bekannt, für die komplette Rückkehr zur Normalität. So bin ich auch für das Wiederhochfahren dieser Branche ohne jegliche Auflagen, befürchte aber, dass man sich mit den Hygienemaßnahmen keinen Gefallen getan hat.