Ich komme gerade aus dem REWE und musste feststellen, die Aufrufe kein Klopapier zu Hamstern sind offensichtlich beim bräsigen Dummvolk ungehört verhallt. Das lässt einige Rückschlüsse darauf zu, wie auch andere Empfehlungen zum Infektionsschutz der Bundesregierung an dem Wall der Dummheit abprallen oder nicht verstanden werden…es besteht also noch Hoffnung auf eine schnelle Durchseuchung. Allerdings habe ich kein Mehl bekommen. Deshalb beginne ich diesen Blog heute mit einem Aufruf an alle Vollpfosten: Bitte esst weiter Ravioli! Ja, Hausarrest ist langweilig, aber auch wenn ihr auf youtube gesehen habt, dass man mit dem weißen Zeug etwas Essbares zubereiten kann, man muss nicht alles nachmachen was man im Internet sieht. Die Nummer mit dem Elektroschocker an der besagten Stelle würdet ihr rückblickend doch auch nicht mehr machen, oder?
Zurück zu den Themen des Tages. Heute war Schweden wieder im Fokus der deutschen Medien, lehnt es doch nach wie vor den vollkommenen Shutdown ab. Die dortige Regierung sieht keine Beweise dafür, dass das eine nachhaltige Lösung ist. Fast schon verbissen, erscheint hierzulande die Berichterstattung darüber. Mit einem besserwisserischen bis vorwurfsvollen Unterton wird vom Nachrichtensprecher die lockere Art beschrieben, wie dort das öffentliche Leben weiterläuft. Ein infiziertes Altenheim in Stockholm wird zur Schlagzeile stilisiert und man merkt förmlich, wie alle darauf lauern, dass der erste dort den Löffel abgibt. Gemäß Zählweise wird es sicher ein Corona Toter sein, auch wenn der Unglückselige an einem Köttbullar erstickt ist. Er war infiziert, Punkt! Dann würde postwendend ein weiteres Mosaiksteinchen in das Trugbild gesetzt, mit dem man Schweden zum Umdenken bewegen will. Wer im Glashaus sitzt…war da diese Woche nicht was mit fünfzehn Toten in einem Wolfsburger Pflegeheim. Trotz der hoch gepriesenen deutschen Schutzmaßnahmen?
Jeder Virologe oder anderer Experte, der in Schweden die Gangart der Regierung kritisiert wird vor ein deutsches Mikrofon gezerrt, weil er in das Berichterstattungsbild hierzulande passt. Dort wird dann nur angeführt, dass die Politik in Schweden kaum auf wissenschaftliche Erkenntnisse zurückgreift. Das mag bei genauerem Nachdenken etwas verwirrend erscheinen, denn das Fehlen wissenschaftlicher Daten zum Virus ist genau das Argument der deutschen Regierung für die eigene Vorgehensweise. Damit das nicht passiert, also das genauere Nachdenken, wird der Denkapparat sofort mit einer putzigen Reportage über Videotagebücher aus dem Londoner Zoo überzuckert.
Ich bin überzeugt, die schwedische Regierung wird Anpassungen vornehmen müssen, denn offensichtlich werden die Risikogruppen unzureichend geschützt, aber ich hoffe inständig, dass man dort weiter bewusst und mit Augenmaß vorgeht und nicht die laufende Durchseuchung unterbricht.
Bleibt noch die Frage, was Deutschland davon hätte, dass Schweden einknickt. Das ist relativ einfach zu beantworten. Man kann davon ausgehen, dass sich aufgrund vergleichbarer Strukturen die Corona Infektion in beiden Ländern unter gleichen Voraussetzungen sehr ähnlich entwickeln würden. Sollte Schweden mit seiner Strategie der kontrollierten Maßnahmen ohne Shutdown durchkommen, wird man die Verantwortlichen in Deutschland an die Wand nageln, weil sie unter relativ vergleichbaren beziehungsweise besseren Voraussetzungen offensichtlich ohne Not die Wirtschaft an die Wand gefahren hat.
Wenn Schweden jedoch zu den drastischen Maßnahmen umschwenken sollte, ist es vollkommen uninteressant, was passiert. Wenn alles gut geht, war es die richtige Strategie, wenn alles schiefgeht, war es Schicksal und Schuld eines besonders hinterhältigen Virus. Man braucht sich nicht mit Stochastik auskennen, um die Intension der deutschen Politik zu begreifen. Altruismus ist es sicher nicht.
Kritisch sehen nicht nur die Schweden den Shutdown, auch einst linientreue Länder wie Österreich veranstalten inzwischen schon offiziell im Fernsehen Talkshows, in denen öffentlich darüber nachgedacht werden darf, ob mit den größten Einschränkungen seit dem Krieg gerade etwas überreagiert wird.
Das Gegenteil ist in NRW der Fall. Hier wird weiter am Epidemiegesetz gearbeitet (Anm.d.Red.: Meine Vorbehalte habe ich bereits ausgeführt. Siehe Blogeintrag Mittwoch, 01.04.20, ´Schnöde Zahlen´). Heute war wieder mal eine Pressekonferenz dazu. Diesmal mit Herrn Laumann. Ich hatte gar nicht auf dem Schirm, was wir in NRW für einen unsympathischen Gesundheitsminister haben. Zugegeben, er war mir vor Corona nicht aufgefallen. Warum auch? Bis vor Kurzem hat diese Spezies sowieso in der Öffentlichkeit nur Prügel für den maroden Gesundheitssektor bezogen. Wenn man kein Masochist ist, bleibt man dann lieber mit seinem Hintern im Büro. Seit Beginn der Krise kriechen sie aus ihren Gesundheitsministerien und sonnen sich…Achtung Wortspiel…in der Corona einer strahlenden Aufmerksamkeit. Aber zurück zu Herrn Laumann. Obwohl ich zwischen Hemdkragen und Kinn keinen entdecken konnte, hatte er in der Pressekonferenz trotzdem einen ziemlichen Hals, was einige, in seinen Augen wohl provokante Fragen der Reporter zu dem umstrittenen Epidemiegesetz anging. Mit überheblicher Miene und den bekannten RKI Argumenten, wischte er mal kurz berechtigte Einwände zum Gesetzesentwurf vom Tisch. Mit aggressivem Unterton ließ er keine Zweifel daran, dass jeder so etwas wie ein Landesverräter ist, der, in Erwartung einer Seuche biblischen Ausmaßes, etwas an den signifikanten Eingriffen in die Freiheitsrechte auszusetzen hätte.
Vor dem Hintergrund zunehmender Stagnation bei den Infektionszahlen macht nicht nur das Rumreiten auf diesem Epidemiegesetz in NRW immer weniger Sinn, auch das sture Aufrechterhalten der Kontaktsperre beim Bund, bis nach Ostern und gegebenenfalls noch länger, gerät so ins Wanken. Es mag makaber erscheinen darüber zu sinnieren, aber seit über einer Woche ist hierzulande keiner mehr außerhalb der bekannten Risikogruppe an Corona gestorben. Dabei handelt es sich um das Todschlagargument in der Rechtfertigungsstruktur der Regierung. Da sich keine Engpässe bei den Beatmungsplätzen zeigen und auch die anderen Infektionszahlen nicht schlechter werden, würde ein Infizierter ohne Vorerkrankung die Sterbestatistik echt aufpeppen. Es muss nichts Spektakuläres sein, Hauptsache das Gesundheitsamt stellt posthum eine Infektion fest.
Ich habe gerade festgestellt, dass eigentlich nichts Neues passiert. Dementsprechend ist auch mein Blog zu einseitig. Hiermit verspreche ich, mich morgen um eine Randgruppe zu kümmern, die bisher noch zu wenig Beachtung gefunden hat…