Das Land Nordrhein-Westfalen geht voran und startet in Heinsberg, dem am härtesten getroffenen Landkreis, eine Studie mit 1500 Probanden. Lässt man mal beiseite, dass der Verantwortliche, mit seinem ins Milchgesicht gemeißelten Dauergrinsen mehr nach Praktikanten, denn promoviertem Virologen aussah, dann bleibt noch die Frage nach dem Output einer solchen Maßnahme.
Eines der Hauptziele soll es sein, Aussagen zu der sogenannten Dunkelziffer zu bekommen, also die Zahl der Personen, die unbemerkt eine Infektion durchlaufen haben und inzwischen wieder gesund sind, beziehungsweise Antikörper gebildet haben und gegen Corona immunisiert wurden. Heinsberg wäre deshalb so gut für die Studie geeignet, weil hier bereits an Karneval die ersten Infizierten aufgetaucht sind. Somit sind seitdem vier Wochen vergangen und die ersten Infektionen wurden komplett durchlaufen. So weit, so sinnvoll! Mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass auch die Schutzmaßnahmen hier früher und härter eingeführt wurden als anderswo. Was kann eine solche Studie rausfinden? Doch nur, wie sich eine Infektion in einem Raum entwickelt hat, in dem sich die Infizierten in Quarantäne, die anderen in Kontaktsperre und die Alten im Hausarrest befanden. Solche klaren Grenzen sind in Restdeutschland nicht zu ziehen.
Es mag sein, dass ich zu blöd bin, den großen Gesamtzusammenhang zu verstehen. Was ich aber verstehe ist, dass wir nicht die Zeit haben, auf Resultate zu warten, mit denen nicht vor Ende nächster Woche zu rechnen ist. Das Endergebnis dauert sogar noch länger und es wird schon jetzt offengelassen, ob und wie es zu interpretieren wäre. Also worauf warten? Seit Beginn der Corona Krise wissen wir, dass 80% aller Infektionen einen sanften Verlauf nehmen und von den 20% ebenfalls nur Ü65 und Menschen mit Vorerkrankung geschädigt werden können. Eine bessere Basis bekommen wir nicht und trotz einer Mortalität von deutlich unter 1% bei 100.000 Infizierten reicht es offensichtlich nicht, um Politiker zu einer Entscheidung zu bewegen, die beides, Menschen und Wirtschaft, in Deutschland retten könnte. Was sollte also eine Studie liefern können, das den Status Quo in zwei Wochen ändern würde? Sie wird nie das Risiko nehmen können, dass eine Lockerung der Maßnahmen einem jungen Menschen das Leben kosten kann. Aber statt ´U65 an die Schippe und Ü65 in die Quarantäne´ berichtet man lieber mit betroffener Miene wie in Altenheimen Menschen sterben, anstatt die Gesunden endlich zu immunisieren. In diesem Zusammenhang frage ich mich übrigens was mit den ganzen Pflegekräften ist, die sich vor über zwei Wochen infiziert hatten. Da müssten doch langsam mal ein paar mit Antikörpern rumlaufen, also nicht mehr ansteckend sein?! Mit diesen wäre mittelfristig eine effektivere Quarantäne für Altenheime aufzubauen. Stattdessen faselt man permanent etwas von Mundschutz, lässt keine zügige Durchseuchung zu und die nicht immunisierten Pflegekräfte gehen täglich in den Altenheimen als Zeitbombe ein und aus. Und so bekommt das Sprichwort ´Ein fauler Apfel verdirbt den ganzen Korb´ in Pflegeheimen aktuell eine neue, traurige Bedeutung (Anm.d.Red.: Nur zur Erinnerung, es herrscht nach wie vor Pflegenotstand und viele Pflegekräfte sind rudimentär geschulte Personen aus FSJ und BFD. Daran hat auch Corona nichts geändert und wenn ein Altenpfleger eine ganze Etage zu versorgen hat, kann man sich ausrechnen, wie genau es mit den Corona Schutzmaßnahmen genommen werden kann, will man sein Arbeitspensum erledigen).
Es ist nicht mehr wegzudiskutieren: Wenn nicht noch ein Wunder geschieht und ein einflussreicher Politiker seinen Arsch in der Hose findet und direkt daneben sein Verantwortungsbewusstsein, sind wir gekniffen! Aber wo soll dieser Messias herkommen? Aus den Reihen der offiziellen und inoffiziellen Kanzlerkandidaten sicher nicht, zumindest wenn sie es bleiben wollen. Die zweite Reihe liegt mit der Opposition in Deckung und wartet auf Fehler. Bleibt noch die Kanzlerin? Außer dem dritten negativen Corona Test und täglichen Audiopodcasts herrscht Funkstille. Verschwörungstheoretiker gehen schon längst davon aus, dass das Virus sie geholt hat und der Podcast vom Pressesprecher geschrieben und von Andreas Müller (Anm.d.Red.: Moderator bei SWR3 und Stimmenimitator u.a. von Angela Merkel) gesprochen wird.
Gleichzeitig rechnen die sogenannten Experten uns weiter glücklich und prognostizieren nur einem sanften Rückgang der Wirtschaft. Ich bin gespannt, was nach Ostern Phase ist, wenn die notwendigen Lockerungsmaßnahmen immer noch nicht angelaufen sind. Das Robert Koch Institut und damit die, an seinen Lippen klebenden Politiker, scheinen sich aber mehr um andere Dinge zu sorgen, wie zum Beispiel, dass nur 41% der Deutschen das Corona Virus für gefährlich halten. Es ist offensichtlich wichtiger, dass sich Deutschland gefälligst zu fürchten hat, bevor man sich um den Kollaps der deutschen Wirtschaft kümmern kann. Spätestens jetzt habe ich Angst.
Logischerweise geht auch die Mundschutzdiskussion entsprechend weiter. Jena hat als erste Stadt verpflichtend das Tragen eines Mundschutzes in der Öffentlichkeit eingeführt. Was nach wie vor putzig ist, denn es sind noch nicht einmal genug für die Krankenhäuser verfügbar. Ich bin kein Virologe, aber die Vorgaben stattdessen ein Tuch zu tragen, das sicher von den meisten nicht permanent getauscht und gewaschen wird, klingt für mich jetzt eher nach Virenfänger, denn nach Virenschutz. Einmal falsch rum angezogen und der daran klebende Schnadder eines infizierten Passanten ist auf der Falschen Seite der Virensperre. Medizinisches Personal verbraucht nicht umsonst pro Tag etliche Sätze an Schutzmaterial.
Aber wen interessieren schon Details beim kollektiven Beschränkungsoverkill. Hauptsache die Bevölkerung findet es gut, denn Befragte in Jena hoffen, dass durch die langsamere Übertragung der Infektion die Krise schneller vorbeigeht. Es sind diese Momente, in denen ich unheimlich müde werde und mich einfach nur noch auf die Couch legen will. Egal ob es uns langfristig in die Grütze reitet oder nicht, sollen die Deppen doch alle machen, was sie wollen: Die Virologen ihre Untersuchungen, die Politiker das Gesundheitssystem vor Überlastung schützen, die Jungen ihre Corona Partys und der Rest der Bevölkerung, das was ihnen tagesaktuell zur Vermeidung der Infektion so einfällt, oder was ihnen der Influenzer ihres Vertrauens gerade vorschlägt (Anm.d.Red.: Ich bin inzwischen nicht mehr sicher, ob ein neuer Trend aus dem Iran doch noch zu uns rüber schwappt. Dort wird aus Angst vor Corona Industriealkohol getrunken, nach dem Motto, was äußerlich zur Handdesinfektion nützt kann innwendig auch nicht schlecht sein. Inzwischen sind im Iran schon etwa so viel Menschen an Methanolvergiftung gestorben, wie in Deutschland an Corona. Jetzt ist dieser Kulturkreis nicht unbedingt bekannt dafür richtige Kausalzusammenhänge herzustellen, man denke nur an die Nummer mit dem in die Luft sprengen, um Jungfrauen zu bekommen, aber das ist sogar für die Jungs echt grenzwertig. Immerhin können wir etwas daraus lernen und wenn es nur der Fun Fact ist, dass Alkoholkonsum zu medizinischen Zwecken im Koran offensichtlich erlaubt ist. Geht uns auch nichts an, macht sowieso jedes Land sein eigenen Ding!).
Halten wir heute einfach fest, dass Wissenschaftler Studien betreiben, deren Ergebnisse, nach eigener Aussage so fragwürdig sein können, wie die Empfehlungen, die sie aufgrund der unzureichenden Datenbasis abgeben. Dazwischen werden viele weitere Maßnahmen diskutiert, die irgendwo auf der Welt unter anderen Voraussetzungen angeblich gegen Corona Ausbreitung geholfen haben, um dann, wie etwa die Handyortung, glorreich am Datenschutz zu scheitern.
Es wird einfach ignoriert, dass es auch auf lange Sicht keine gesicherten Daten geben wird. Fehlt aber dieses Sicherheitsnetz werden Politiker aus ihrer Natur heraus keine Kunststückchen vorführen, die ihnen karrieretechnisch das Genick brechen könnten. Ein Haufen Blinder empfiehlt einem Haufen Gelähmter wo sie hingehen könnten!
Klappt natürlich nicht und so wird uns in Ermangelung einer Strategie weiter gebetsmühlenartig von der Politik über die Medien in den Kopf gehämmert zu Hause zu bleiben, während mediengeile Promis unreflektiert in der ´Stay at home´ Kampagne ins selbe Horn blasen. Ich weiß nicht wie es ihnen geht, aber wenn Oliver Pocher mir etwas rät, ist das per se schon Grund genug das Gegenteil zu tun.