Ministerpräsident Söder hat gerade die Beschränkungen für Bayern verlängert, aber zum Glück nicht verschärft. Alle anderen haben im gefühlten Minutentakt nachgezogen und ihrerseits die Maßnahmen bestätigt, die unter dem Sammelbegriff ´Kontaktverbot´ firmieren. Eigentlich sind die Vorgaben des Freistaates im Grunde genommen exakt dieselben wie im Rest der Republik, nur halt etwas anders formuliert, damit auch in dieser Krise dem Bajuvaren das heimelige Gefühl nicht abgeht, etwas Besonderes zu sein.
Ganz gleich, ob die Maßnahmen richtig oder falsch sind (Anm.d.Red.: Ich habe inzwischen oft genug meine tiefsten Zweifel an der Sinnhaftigkeit der aktuellen Strategie erläutert. Es ist auch ein Fakt, dass immer mehr seriöse Stimmen in dieselbe Kerbe schlagen.), wir stehen vor weiteren zwei Wochen Shutdown des öffentlichen Lebens.
Wenn man zu seiner eigenen Sicherheit eingesperrt wird, trägt man üblicherweise eine Jacke, die den Verschluss hinten hat und die vier Wände sind aus Gummi. Diesen Luxus hat der normale Bürger eher selten und ich kann verstehen, dass mit zunehmender Dauer der Ausgangsbeschränkungen diverse Landesväter den Anstieg häuslicher Gewalt thematisieren (Anm.d.Red.: Das ist hier Satire! Nur für den Fall, dass nicht nur meine Zielgruppe mitliest. Ich möchte deshalb noch anmerken, dass der Missbrauch von Kindern, welcher in diesem Zusammenhang auch thematisiert wurde, keinen Raum für Witze lässt und mit aller Härte zu bestrafen ist!).
Nun hat nicht jeder das Glück in einem Mehrpersonenhaushalt zu leben, in dem man bei Bedarf einfach mal dem nächstbesten Mitbewohner eine auf die Zwölf zimmern kann, zumal Schutzbefohlene jeglicher Couleur fraglos tabu sind. Durch diese Einschränkung sind nicht nur der Wendler und Loddar Matthäus gekniffen, auch Singlehaushalte stoßen hier auf ein Verfügbarkeitsproblem. Um diese Spezies, je nach Beschaffenheit der bewohnten Bausubstanz, vor ernsthaften Kopfverletzungen zu schützen, sind weitergehende Maßnahmen erforderlich, die deutlich über das hinaus gehen, was die Regierung aktuell macht.
Ich hatte das Glück auf die Idee mit dem Blog gekommen zu sein. Eine Tätigkeit, die sich überraschend positiv auf den Gemütszustand auswirkt und mich in der ersten Woche der Isolierung davor bewahrt hat, geschichtliche Ereignisse, wie den Prager Fenstersturz, nachzuspielen.
Dem normal Sterblichen ist dies nicht vergönnt und irgendwann kommt der Intelligenteste an einen Punkt, an dem jedes Buch im Haus gelesen, auf dem Hinterhof nichts Neues mehr zu entdecken und auch die weißeste Wand genug angestarrt ist. Dann schaltet er den Fernseher ein. Großer Fehler, sind doch alle Fernsehformate der Privatsender, die zwischen neun und siebzehn Uhr ausgestrahlt werden, für eine andere Zielgruppe produziert und führt im frontalen Kortex des ungeübten Zuschauers nach wenigen Minuten zu irreparablen Schäden (Anm.d.Red.: Um darüber berichten zu können bin ich an meine Grenzen gegangen. Trotz mehrtägigem Training mit mindergefährlichen Sendern wie Astro TV oder QVC und einer Zeitbeschränkung auf drei Minuten unter ärztlicher Aufsicht, steht zu befürchten, dass das Zucken meines linken Auges nie wieder verschwinden wird).
Sender wie RTL sollten einfach vermeiden in Krisenzeiten wichtige Botschaften zu transportieren. ´Die Politik ist sich einig, dass der Shutdown der Wirtschaft nicht einen Tag länger als notwendig dauern sollte´. Fällt ihnen an dem Statement etwas auf? Wenn dann noch versucht wird, dem Zuschauer Corona Vorkehrungen vorzugaukeln, wird es grotesk. Es ist sicher schon grenzwertig, eine Tanzshow ohne Zuschauer zu veranstalten und die Juroren auf 1,50m Sicherheitsabstand setzen, wenn gleichzeitig zwei Menschen zusammenkommen, die nicht in einer häuslichen Gemeinschaft leben, um sich beim Standardtanz aus etwa 10cm Entfernung den Atem ins Gesicht zu pusten, um daraufhin wieder in alle Himmelsrichtungen zu verschwinden. Damit nicht genug, wird eine Backstagereportage gesendet, bei dem alle Protagonisten auf engstem Raum wild durcheinanderlaufen während sie geschminkt und gestylt werden. Aber es ist nicht an mir ein solches Verhalten zu kritisieren, bin ich doch ohnehin Verfechter einer kontrollierten Durchseuchung. Man kann nur hoffen, dass keiner der Teilnehmer eine Risikogruppe zu Hause sitzen hat.
Auch die Öffentlich-Rechtlichen sind in diesen Tagen nicht vor seltsamen Reportagen gefeit. Eventuell bin ich auch etwas zu kritisch, wenn ein Team der ARD eine Reportage von Oma Erna in ihrer kleinen Wohnung macht, wie sie allein kocht, isst und mit ihren Enkeln skypt, weil sie keinen Besuch mehr empfangen will. Immerhin war beim Interview das Mikro sorgfältig mit einer Tüte vor Oma Ernas Spucke geschützt.
Während ich im Interesse der Geisteshygiene des Deutschen mit Restbegabung von der Regierung Sanktionierungen der Unterhaltungsformate empfehle, lehne ich es andererseits nicht ab das Volk zu informieren. Doch in diesen Tagen kann selbst der Genuss von Nachrichtensendern auf Dauer zu Langzeitschäden führen. Nach dem Motto ´Steter Tropfen höhlt den Stein´ erfährt, der in der Wohnung gefangene Zuschauer einen Informationsoverkill, der in der Form nicht gesund sein kann. Auch ist die Qualität bisweilen fragwürdig, zumal in Dauerschleife gesendete Nachrichten nicht besser oder korrekter werden, wenn man sie sich zum dritten Mal pro Stunde anhört. Jegliche Meinungen, die nicht der vorgegebenen Richtung entsprechen werden, konsequent unterdrückt, angeprangert oder subtil torpediert. Sogar die teilakzeptierte Diskussion, um mögliche Exit-Szenarien für die Zeit nach dem Shutdown ist betroffen. Trauriger Höhepunkt war heute der Reporter vor dem Kanzleramt, der den Schutz der Ü65 Risikogruppen bei einer Lockerung der Maßnahmen als ´Wegsperren der Alten´ titulierte.
Zehn Experten und zwanzig Politiker in etwa gleich viel Pressekonferenzen, die im Stundentakt wiederholen, dass die Infektionsrate verringert werden muss, man irgendwann, irgendwo Atemschutzmasken herbekommen will, es in Italien schlimm ist, bei uns allerdings nicht, eine Rezession wahrscheinlich und die getroffenen Maßnahmen richtig sind, aber auf keinen Fall in Frage gestellt werden dürfen, lassen normalerweise schon die meisten bei der Bildung einer eigenen Meinung kapitulieren. Nach der zehnten Wiederholung stellen allerdings auch die Gehirne der hart gesottenen Zuschauer das selbstständige Denken ein. Wenn sich schließlich alle, ob der hoffnungslosen Lage, wimmernd in Embryonalstellung vor der Glotze zusammengerollt haben, lassen es die anderen Nachrichtensender bewenden. Nicht so ntv und seine, offensichtlich sadistisch veranlagte Programmdirektorin. Wie böse muss ein Mensch sein, um die ohnehin trostlosen Wetterpanoramen von leergefegten Stränden und Skipisten auch noch mit der depressivsten Musik zu unterlegen, die gerade zu finden war? (Memo an mich selbst: Vinkingur Olafsson aufgrund seines Albums ´Rameau-Debussy´ auf meine Todesliste setzen, gleich hinter Kim Jong Un).
Während ich bis hierhin von der Regierung allenfalls kleine Justierungen im Fernsehprogramm fordere, um die Blöden nicht zu verwirren und die Schlauen nicht zu frustrieren, ist meine Position hinsichtlich der Berichterstattung außerhalb Europas klar. Einmal pro Stunde einen Blick in die Welt reicht aus, wobei auf China und die USA getrost verzichtet werden kann.
Die offiziellen Informationen aus dem Reich der Mitte sind nicht erst seit dem Ausbruch von Corona unvollständig und/oder gelogen. Im Moment, da jede Nachricht von Dissidenten unterbunden wird, sind sie darüber hinaus vollkommen überflüssig.
Das inkompetente und infantile Verhalten des amerikanischen Präsidenten dagegen mag in normalen Zeiten noch einen gewissen Unterhaltungswert bieten, jetzt da wir alle nervlich ein wenig angespannt sind, macht es eher aggressiv. Erst bezeichnet er das Virus als eine dumme Idee der Demokraten, dann will er Krieg dagegen führen und seit dem Wochenende gibt er den Krisenmanager. Jede Rede gehalten mit einem rudimentären Wortschatz, der ´Cherie Cherie Lady´ daneben wie große Dichtkunst erscheinen lässt. Alles ist ´great´. Das Krankenhausschiff der Navy, das Gesundheitssystem, das Volk von New York, das Hilfspaket und wahrscheinlich benutzt er es auch im Zusammenhang mit seinem präsidialen Stuhlgang. Man verspürt den tiefen Wunsch, Donald Trump möge an seinen Phrasen ersticken oder alternativ im Cabrio durch Dallas fahren.
Abgerundet wird das Bild des Corona TV durch entsprechende Werbebotschaften. Als wären die Nachrichten noch nicht frustrierend genug, werden sie auf allen Sendern an die Stimmung der Volksseele angepasst. Ich bin immer für Unterstützung von Hilfsorganisationen, aber den Leuten in Dauerschleife verhungernde Kinder, verwahrloste Heimtiere, eingesperrte Oran Utans und getötete Elefanten zu zeigen, macht die Stimmung zu Hause auch nicht besser. Es hat sich bewährt Selbstmordkandidaten nicht mit einer Pistole allein zu lassen.
Die deutsche Regierung sollte meine Ratschläge ernst nehmen und die Medien zu etwas mehr Positivismus, Vielfalt und vor allem Inhalt verdammen. Ansonsten werden nach Ende des Shutdown nur noch übergewichtige, hirngegrillte Zombies aus den Häusern torkeln.