Baumaßnahmen

Gerade sitzen wir zusammen, also meine Freundin und ich, selbstredend ´zu zweit´ allein (Anm.d. Red,: Alles andere würde gerade als Angriff auf die innere Sicherheit angesehen werden) und hören mit Schrecken, dass einige Bundesländer planen, nun auch die Baumärkte zu schließen. Ich bin verzweifelt, wollte ich mir doch meine Isolation damit vertreiben, auf der Terrasse eine Sauna zu errichten. Während ich mich, ob meines Unglückes, leise wimmernd auf der Couch vor und zurück wiege, kann auch meine Freundin dieser Maßnahme nur Unverständnis entgegenbringen. Allerdings weniger aufgrund meiner drohenden Baumaterialknappheit, sondern mehr ob der Frage, wie eine Regierung auf das schmale Brett kommen kann, einen Baumarkt aufgrund drohender Ansteckungsgefahr zu schließen. Es handelt sich schließlich um ein über zehntausend Quadratmeter großes Labyrinth ähnliches Gelände, auf dem sich außerhalb der Schlussverkäufe nachweislich noch nie mehr als ein Kunde auf zehn Quadratmetern rumgetrieben hat. Ich würde sogar noch weiter gehen. Die Ansteckungsgefahr für Angestellte und Kunden ist aufgrund des fehlenden Kontaktes gleich null. Wer schon mal versucht hat einen Mitarbeiter zur Beratung aufzutreiben, weiß wovon ich spreche.

Während es für den Bewegungsdrang des deutschen Volkes, so er denn überhaupt vorhanden ist, langsam eng wird, hat die domestizierte Tierwelt andernorts ein gänzlich konträres Problem. In Italien und Spanien wurde inzwischen in großen Teilen eine grundsätzliche Ausgangssperre verhängt. Während Herrchen und Frauchen die Wohnung kaum noch verlassen, sieht so manches Haustier die Wohnung meist nur noch zum Fressen und Schlafen, also quasi wie vorher nur mit vertauschten Rollen. „Pet-Sharing“ heißt der neue Trend. Hat der gemeine Dink (Anm.d.Red.: Dink – Double Income, No Kids) bis vor Kurzem noch seinen Nachbarn ausgelacht, wenn er bei Wind und Wetter mit dem Fiffi zum Kacken in den Park rennen musste, so bettelt er nun darum den kleinen stinkenden Flohsack um den Block führen und seine Häufchen in kleine Plastikbeutel packen zu dürfen. Alles nur, um eine gute Begründung zu haben, an die frische Luft zu kommen.

Wie alle neuen Trends kommt es aber auch hier zu seltsamen Auswüchsen. Aus den betroffenen Regionen wird berichtet, dass inzwischen Ziegen, Schweine und sogar Kanarienvögel herumgereicht und ausgeführt werden. Ich möchte mich jetzt gar nicht groß an der Frage aufhalten, wieso vorher nie darüber berichtet wurde, dass im Mittelmeerraum Nutzvieh als Haustiere gehalten werden. Mir stellen sich eher praktische Fragen: Werden demnächst nach dem Toilettenpapier auch noch die Leinen ausgehen, dürfen die Eier von angeleinten Hühnern immer noch mit dem Prädikat ´freilaufend´ gehandelt wer-den und wie zum Teufel leint man überhaupt einen Kanarienvogel an?

In diesen Tagen lehrt uns der Fachmann, dass es eindeutig aufwärts geht, wenn die Zahl der Neuinfizierten zurückgeht. Während sich die Situation in vielen Bereichen weiter kritisch darstellt, habe ich eindeutige Anzeichen dafür gefunden, dass sich eine Entspannung bei der Versorgung mit dem flauschigen Gold auf Rollen abzeichnet. Die Medien sind dazu übergegangen an der Toilettenpapierfront auf Berichte vom Vortag zurückzugreifen. Für mich ein eindeutiges Zeichen der Entspannung…oder der Verstopfung!